Kategorie Informationen & Tipps - 26. Mai 2020
Erste österreichische Klimaverträglichkeitsprüfung für Finanzportfolios
Österreichische Finanzinstitutionen und institutionelle Anleger können mit PACTA 2020 die Ausrichtung ihrer Portfolios an den Pariser Klimazielen messen
Angesichts der Coronakrise sind nachhaltige Investitions- und Finanzierungsentscheidungen für die Wirtschaftsbelebung unverzichtbar. Mit dem Modell PACTA 2020 kann erstmals erfasst werden, wie stark die von der österreichischen Finanzwirtschaft verwalteten Vermögen auf die Klimaziele ausgerichtet und wie klimaverträglich sie somit sind.
PACTA steht für „Paris Agreement Capital Transition Assessment“ und ist ein vom unabhängigen Non-Profit Think Tank 2° Investing Initiative entwickeltes Modell zur Klimaverträglichkeitsprüfung von Finanzportfolios. Die erste national akkordierte Teilnahme an dieser Initiative wurde von den Bundesministerien für Klimaschutz und für Finanzen in Kooperation mit dem Umweltbundesamt als eine weitere konkrete Maßnahme in der Umsetzung der Green Finance Agenda gestartet.
Die teilnehmenden Institutionen können verschiedene Handlungsoptionen simulieren sowie Strategien und Ziele entwickeln, um Klimarisiken in den Anlagestrategien zu verringern und Portfolios klimaverträglich auszurichten. Unternehmen können sich so bestmöglich auf künftige Verpflichtungen durch EU-Regulatorien sowie Klima-Stresstests vorbereiten. Die Bundesregierung wird gezielte Maßnahmen setzen, um den Finanzsektor auf dem Klimazielpfad zu unterstützen.
„Klimafreundliche Finanzflüsse haben einen wesentlichen Einfluss auf Treibhausgasemissionen der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Sie werden einen wichtigen Beitrag leisten, den Finanzsektor zukunftsfit zu machen. Das frühzeitige Ausrichten von Finanzflüssen in Richtung Klimaverträglichkeit ist daher eine wichtige Maßnahme“, betont Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Klimarisiken für Unternehmen minimieren
Im Finanzministerium zeigt man sich zuversichtlich, dass Unternehmen sich mit diesem ersten kostenlosen Klimaverträglichkeitstest besser auf künftige Herausforderungen vorbereiten und Strategien sowie Ziele entwickeln können, um Klimarisiken zu minimieren. Damit erhalte der österreichische Finanzsektor die Möglichkeit nachhaltigere Investitions- und Finanzierungsentscheidungen zu treffen und somit einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu leisten.
Im Februar 2019 startete die österreichische Bundesregierung im Rahmen der Focal Group Green Finance den Prozess zur Entwicklung der österreichischen Green Finance Agenda. Sie soll im 3. Quartal 2020 veröffentlicht werden und maßgeblich zur grünen Konjunkturbelebung nach der Corona-Krise beitragen. Ziel ist, privates Kapital für nachhaltige Investitionen zu mobilisieren, klimabedingte Risiken zu reduzieren und Langfristigkeit zu fördern. Maßnahmen, die im Rahmen der Agenda geplant und umgesetzt werden, sind auch bereits erste Schritte in der Umsetzung des Nationalen Energie- und Klimaplans, der u.a. explizit die Prüfung der Klimaverträglichkeit von Finanzportfolios vorsieht.
Über PACTA 2020
Das PACTA-Modell analysiert Portfolien mit globalen Aktien und Unternehmensanleihen bzw. Fonds und globale Kreditportfolien größerer Banken auf ihre Klimaverträglichkeit und stellt einen Stresstest für klimabedingte Risiken sowie eine Expositionsanalyse und einen Stresstest für Covid- 19 bzw. Pandemierisiken zur Verfügung. Es wurde von dem unabhängigen Non-Profit Think Tank 2° Investing Initiative federführend entwickelt. Dieses Instrument zur Analyse von Klimaszenarien für Finanzportfolios wurde bisher von über 200 Finanzinstituten und drei Finanzaufsichtsbehörden verwendet. Die Teilnahme an PACTA 2020 ist kostenlos.
Die Analyse von Aktien- und Anleiheportfolien erfolgt über die Registrierung. Die Anmeldung und Datenübertragung ist von 25.5. bis 14.8.2020 möglich.
Umweltzeichen für Spareinlagen
In Österreich kann seit Februar auch über das Sparbuch oder Girokonto ein grünes Zeichen gesetzt werden. Die überarbeitete Umweltzeichen-Richtlinie macht es seitdem möglich, dass auch nachhaltige Spar- und Giroprodukte sowie sogenannte Green Bonds durch das Österreichische Umweltzeichen zertifiziert werden.
Nachhaltige Fonds können sich ihr Engagement bereits seit 2004 mit dem Österreichischen Umweltzeichen bescheinigen lassen, für Sparprodukte gab es diese Möglichkeit bisher noch nicht.
Das Österreichische Umweltzeichen wird seit 2004 an nachhaltige Fonds verliehen. Bisher wurden 134 Nachhaltigkeitsfonds damit gekennzeichnet. Die neue Richtlinie, die seit 1. Jänner 2020 in Kraft ist und in einem 1,5-jährigen Revisionsprozess mit breiter Stakeholder-Beteiligung verfasst wurde, erweitert die Produktgruppe nun um Green Bonds sowie nachhaltige Spar- und Giroprodukte. Zudem dürfen zertifizierte Nachhaltigkeitsfonds künftig nicht mehr in Unternehmen investieren, die fossile Brennstoffe fördern oder Energie aus Kohle sowie Erdöl erzeugen.
Hintergrund
Im Themenfeld Grünes Investment arbeitet die ÖGUT an der Stärkung und Gestaltung eines nachhaltigen Finanzmarktes. Zentrales Anliegen der ÖGUT ist es, Bewusstsein für nachhaltiges Investieren und notwendige strukturelle Änderungen zu schaffen. Die ÖGUT tritt für fördernde institutionelle Rahmenbedingungen ein, um die Quantität und Qualität dieser Anlageformen weiter zu erhöhen. Sie bewertet und zertifiziert Unternehmen sowie Finanzprodukte nach Nachhaltigkeitskriterien, bietet Schulungen für FinanzberaterInnen an und leistet Informations- sowie Öffentlichkeitsarbeit. Auf Basis der überarbeiteten Umweltzeichenrichtlinie (UZ 49) können nun auch nachhaltige Spar- und Giroprodukte sowie Green Bonds zertifiziert werden