17. Februar 2016
Europa schickte Umwelt-„Wächter“ zur Erdbeobachtung ins All
Der Umwelt-Satellit Sentinel-3A ist am Dienstagabend mit einer Rockot-Trägerrakete vom Kosmodrom Plessezk in Nordrussland Richtung All gestartet. Aus rund 800 Kilometern Höhe soll er regelmäßig und global die Ozeane im Blick haben und die Temperatur sowie das Ansteigen des Meeresspiegels messen.
Sentinel-3A (englisch für: „Wächter“) ist der dritte Satellit aus dem europäischen „Copernicus“-Programm zur Erdbeobachtung. Weitere Satelliten sollen folgen. Dazu zählt im nächsten Jahr 2017 ein zweiter, baugleicher Sentinel-3B. Die Vorhersage- und Klimadaten nutzen hauptsächlich Politiker, Unternehmer, Wissenschafter und die Landwirtschaft.
Bis 2021 sollen insgesamt zehn „Sentinel“-Satelliten um die Erde kreisen. 2014 wurde mit „Sentinel-1A“ der erste davon gestartet, im Vorjahr folgte „Sentinel-2A“. Das Programm „Copernicus“ ist eine Initiative der EU, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten EUMETSAT. Damit soll nach den Missionen ERS-1, ERS-2 und ENVISAT die kontinuierliche Umweltbeobachtung fortgesetzt werden.
Überwachung durch Sentinel-Flotte
Die „Sentinel“-Flotte überwacht Land- und Meeresoberflächen, beobachtet Klimaveränderungen und Veränderungen in der Flächennutzung. Die öffentlich zugänglichen Daten der Satelliten stehen aber nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für wirtschaftliche Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft, Raum-und Städteplanung oder für das Katastrophen-Management zur Verfügung.
Die zwei baugleichen „Sentinel-3“-Satelliten („Sentinel-3B“ soll 2017 starten) werden Temperatur, Farbe und Höhe der Meeresoberflächen sowie die Dicke von Meereis messen und damit u.a. Veränderungen des Meeresspiegels, Meeresverschmutzung und biologische Produktivität überwachen. So können etwa für die Seefahrt der Zustand der Meeresoberfläche genau vorhergesagt werden. Aus der Beobachtung der Landfläche sollen Aussagen über die Landnutzung, den Zustand der Vegetation oder die Pegelstände von Flüssen und Seen getroffen und etwa Flächenbrände überwacht werden können.
Der Satellit wurde von einem Konsortium aus rund 100 Unternehmen unter der Federführung von Thales Alenia Space aus Frankreich entworfen und gebaut. Von RUAG Space Österreich, der größten heimischen Firma im Bereich Weltraumtechnik, stammen – wie schon für Sentinel-2A – die GPS-Navigationsempfänger zur genauen Positionierung des Satelliten im All, die Schnittstellenelektronik für den Zentralcomputer und das gesamte Thermalsystem für einen geregelten Temperaturhaushalt des Satelliten. Zudem lieferte RUAG Space Österreich das Hochfrequenz-Testsystem des Höhenmessradars und Siemens Österreich Softwaretestgeräte. Zahlreiche österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzen bereits die Sentinel-Daten.