Kategorie Klima- & Umweltschutz - 9. Juli 2020
Extreme Brände in Sibirien verursachen CO2-Rekord
Klimaforschende des Copernicus Programms schlagen Alarm: Extreme Trockenheit, Wind und bis zu 38 Grad Hitze fachen die Waldbrände in Sibirien seit Wochen an. Hinzu kommen nun extreme Emissionswerte.
Die russische Wildnis leidet weiter stark unter ungewöhnlich hohen Temperaturen in Verbindung mit großer Trockenheit und daraus resultierenden Waldbränden. Klimaforschende haben nun konstatiert, dass in Sibirien und im äußersten Osten Russlands durch die Feuer seit dem Start der Saison Anfang Mai geschätzte 59 Megatonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangten.
Alle zur Verfügung stehenden Satellitendaten würden genutzt, um die Situation zu überwachen. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus mit seiner Sentinel-3-Mission kann aber auch Auskünfte über den Einfluss der Feuer auf die Athmosphäre liefern. Demnach wurden sechs Megatonnen mehr CO2 emitiert als im Juni des Vorjahres, wie Expertinnen und Experten des von Copernicus mitteilten. Damit sind es die höchsten Emissionswerte, die vom Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst im Laufe der 18 Jahre dauernden Tätigkeit innerhalb des nördlichen Polarkreises erfasst wurden.
Auch im Juli könne man Prognosen von Meteorologen zufolge nicht auf Regen oder mildere Temperaturen hoffen, heißt es. Viele Gewitter sorgten zudem für Brände in entfernten und schwer erreichbaren Gegenden. Besonders betroffen waren die Regionen Jakutien und Tschukotka. Zu einem geringen Teil trugen auch Alaska und das Yukon-Territorium zu den hohen Werten bei.
🔥#Wildfires in #Siberia are releasing megatonnes of carbon and aerosols into the air. Their path is being tracked and forecast by the #CopernicusAtmosphere Monitoring Service.
More on the fires, their emissions and how they fit into long-term trends➡️https://t.co/83e4Deph0r pic.twitter.com/ziKabqy68Q
— Copernicus ECMWF (@CopernicusECMWF) July 8, 2020
Die Waldbrände hatten in ganz Russland im vergangenen Jahr geschätzt 150.000 Quadratkilometer zerstört. Auch in diesem Jahr wüten seit Wochen die Flammen in vielen Teilen des Landes. Alleine an Donnerstag registrierte die Behörde 259 Brände. Tausende Mitarbeiter seien täglich bei den Löschaktionen im Einsatz.
Zudem registrierten die Klimaforschenden in Teilen Sibiriens Temperaturen von bis zu zehn Grad über dem Junidurchschnitt. Im Nordosten Russlands etwa verzeichnete Copernicus am 21. Juni einen Temperaturrekord – eine Stunde lang zeigte das Thermometer fast 37 Grad an, der Forstschutzdienst Avialesochrana maß gar Rekordwerte von mehr als 38 Grad Celsius.
Exceptionally high temperatures in Siberian Arctic (up to 10°C above average), low soil moisture and snow cover are fuelling what may be another extreme #Arctic fire season, says @CopernicusECMWF and @m_parrington pic.twitter.com/f2f7IK81nA
— World Meteorological Organization (@WMO) July 8, 2020
Im Mittel lagen die Werte für den arktischen Teil Sibiriens nach Angaben der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fünf Grad über normal und damit mehr als ein Grad über dem bisher wärmsten Junidurchschnitten von 2018 und 2019.
„Was Besorgnis erregt, ist, dass die Arktis sich schneller erwärmt als der Rest der Welt“, sagte Carlo Buentempo, der Direktor des Copernicus Climate Change Service beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF).
Eine Ursache könnten dauerhaft starke Winde sein. Zudem seien die Schneedecke und die Feuchtigkeit auf Tiefstständen gewesen. Die geringe Feuchtigkeit habe vor allem zu der Vielzahl von Bränden mit Schwerpunkt im Nordosten Sibiriens beigetragen.
🟠 More #wildfires🔥 hiding under clouds☁️ in #Siberia, #SakhaRepublic, near the #Arctic, #Russia🇷🇺 8 July 2020 #Copernicus #Sentinel-2🛰️ Full-size➡️ https://t.co/JP6iAPWccG https://t.co/TothKWXj8B https://t.co/ekvzW7cQc0 https://t.co/2LwikRg5RD #OpenData #scicomm #RemoteSensing pic.twitter.com/GmYGzSowkL
— Pierre Markuse (@Pierre_Markuse) July 8, 2020
Zwar kommt es im russischen Sommer immer wieder zu Bränden. Derzeit ist die Lage aber besonders angespannt – Anfang Juli war eine Fläche von mehr als zwei Millionen Hektar betroffen. Diese Woche lag der Wert erstmals seit Tagen unter einer Million Hektar.
In sieben Regionen des flächenmäßig größten Landes der Erde galt der Ausnahmezustand. Besonders in entlegenen Regionen, in denen keine Menschen wohnen, verzichten die Behörden aus Kostengründen auf Löscheinsätze. Laut Greenpeace sind im Norden Russlands seit Jahresbeginn insgesamt acht Millionen Hektar Wald abgebrannt, das entspricht der doppelten Waldfläche von ganz Österreich.