5. Mai 2022
Extreme Hitze in Indien & Pakistan – und ein Ende ist nicht absehbar
Indien leidet derzeit unter extremen Temperaturen von teils über 45 Grad Celsius, auch für Pakistan sind Rekordtemperaturen von über 50 Grad für kommende Woche angekündigt
Ungewöhnlich hohe Temperaturen machen mehr als einer Milliarde Menschen in Indien und Pakistan das Leben schwer. Auch für die Natur ist die Extremhitze eine Belastungsprobe. Hitzewellen wie derzeit in Asien können nach Angaben des Klimaforschers Stefan Rahmstorf im Zuge des Klimawandels immer häufiger werden. „Solange die globale Erwärmung weitergeht ist klar, dass auch die Hitze-Extreme weiter zunehmen werden“, sagte der Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Indien leidet derzeit unter einer Hitzewelle mit Temperaturen von teils über 45 Grad Celsius – und das schon Ende April, Anfang Mai.
The current extreme #heatwave in #Pakistan and #India as seen today, on the fourth intense hot day, by #Copernicus #Sentinel3 LST (Land Surface Temperature, not Air!). LST collected on April 29 shows max value exceeding 62°C/143°F. Gaps due to cloud/snow/nodata. #ClimateEmergency pic.twitter.com/0MCMkcSg0t
— ADAM Platform (@PlatformAdam) April 29, 2022
Ein Ende der Hitzewelle sei zunächst nicht absehbar. In Indien erreiche man derzeit Werte, „wo es wirklich gefährlich ist, sich längere Zeit im Freien aufzuhalten“. Rahmstorf zufolge werden sich Regionen, in denen sich Menschen nicht mehr im Freien aufhalten können, im Zuge der weiteren Erderwärmung immer weiter ausdehnen. Zudem sei Indien derzeit, wegen der Überlastung des Netzes, zunehmend von Stromausfällen betroffen.
Another perspective of the heat in Asia in April.
Also a look at the extreme cold in Canada. pic.twitter.com/EkGCmAdzAx
— Scott Duncan (@ScottDuncanWX) May 4, 2022
Dieses Problem könne seiner Meinung nach nur durch eine rasche Energiewende behoben werden. „Wir müssen das Pariser Abkommen umsetzen, damit das Ganze nicht völlig aus dem Ruder läuft“, warnte Rahmstorf. Allerdings glaube er, dass es seit der Bewegung Fridays for Future ein erhebliches Umdenken auf der ganzen Welt gegeben hat. „Die Menschen verstehen allmählich, dass wir jetzt sofort den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch senken müssen“, sagte Rahmstorf.
Wann wird die Hitzewelle vorbei sein?
Viel zu heiß ist es in großen Teilen Indiens und Pakistans schon seit Mitte März, die saisonüblichen Kaltfronten aus dem Westen ließen heuer auf sich warten. So war der April der heißeste seit Beginn der Wetterstatistik vor mehr als 120 Jahren im Nordwesten und der Mitte Indiens, ebenso wie zuvor schon der März. Am 1. Mai wurden historische Höchstwerte gemessen, bis zu 49,5 Grad im pakistanischen Nawabshah. Die Werte beschreiben die Lufttemperatur im Schatten – der Boden wurde von der gleißenden Sonne laut Daten des EU-Erdbeobachtungssatelliten Copernicus teils auf mehr als 60 Grad erhitzt.
Das setzt geradezu eine Kettenreaktion in Gang. Durch die Hitze ist das Land völlig ausgetrocknet, sagte der Klimaforscher Vimal Mishra vom Indian Institute of Technology der Times of India. Nahrung für großflächige Brände. Ende April zählte die staatliche Forstaufsicht mehr als 300 große Waldbrände zugleich, die meisten davon im Himalaja-Staat Uttarakhand, wo derartige Hitze und Trockenheit besonders ungewöhnlich sind. „Unabhängig davon, ob ein Feuer letztlich natürliche oder menschengemachte Ursachen hat, die Ursache liege in der Hitzewelle. Trockene Biomasse wie Laub oder Holz in den Wäldern liefert in solchen trockenen und heißen Phasen reichlich Brennstoff“, so Mishra weiter.
Gebrannt habe es in diesen tropischen Trockenwäldern auch früher immer wieder, sagte R. Siddappa Setty vom Umweltforschungsinstitut Atree in Bengaluru der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu . Doch das seien meist kleinere Feuer am Boden gewesen. Nun gerieten sie oft zu großen Bränden, die auch die Baumkronen entfachten. „Diese Waldbrände töten Setzlinge, und zu einem gewissen Maße auch erwachsene Bäume“, so Setty. „Auch die Fauna ist betroffen, weil manche Arten wie Reptilien, vor allem Schlangen, einem solchen Feuer nicht entkommen können.“
Aus Pakistan berichtet der Guardian, dass Obstplantagen sehr viel früher erblüht seien als üblich, dann aber praktisch keine Früchte getragen hätten. Von einer »existenziellen Krise« sprach gegenüber der britischen Zeitung die pakistanische Klimaministerin Sherry Rehman. „Unsere großen Stauseen sind jetzt schon auf fast leer, Wasserquellen werden rar“. Die Gletscher im Himalaja gebe es zwar noch, doch die schmölzen gerade in Rekordtempo. Das könnte auch zum gegenteiligen Effekt führen: zu viel Wasser auf einmal. Rehman warnt deshalb vor plötzlichen Sturzfluten, wenn Gletscher kollabieren.
Doch momentan beherrscht einfach die Hitze das Land. Schon in der kommenden Woche soll sich in Pakistan die nächste Rekord-Hitzewelle aufbauen, wodurch das Thermometer erneut in Teilen des Landes auf über 50 Grad Celsius steigen könnte. Laut Wetterdiensten werden lokal bis zu 52 Grad prognostiziert, auch 53 Grad wären möglich. Der Mairekord liegt in Pakistan bei 53,7 Grad in Turbat und datiert vom 28. Mai 2017.