3. Januar 2023
Extreme »Winterhitzewelle« in Teilen Europas
Das neue Jahr hat mit außergewöhnlich milden Temperaturen begonnen. In gleich mehreren Ländern Europas haben Meteorologinnen und Meteorologen die höchsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Bisherige Höchstmarken wurden geradezu pulverisiert.
„Wir haben gerade für viele Länder in Europa den wärmsten Januartag seit Beginn der Aufzeichnungen beobachtet“, erklärte beispielsweise der Londoner Meteorologe Scott Duncan auf Twitter.
Die Intensität und das Ausmaß der Wärme in Europa seien kaum zu fassen. In der polnischen Hauptstadt Warschau war der Neujahrstag mehr als fünf Grad wärmer als die zuletzt gemessene Höchstmarke. Vielerorts sind die Temperaturen in der Nacht nicht weiter als im Sommer gesunken. Unter anderem in der Schweiz und in Polen hatte es nachts noch etwa 19 Grad. Auch in Berlin sank die Temperatur in der Silvesternacht im Ortsteil Dahlem nicht unter 14,5 Grad. Ein so hoher Tiefstwert wurde hier im Winter noch nie gemessen – nicht einmal in den Monaten November und März. Die Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1908 zurück.
Far too many individual station records to even count. Thousands.
More information via @extremetemps
Note the enormous margin by which Belarus set a new national record.https://t.co/tcRFdu4BTY
— Scott Duncan (@ScottDuncanWX) January 1, 2023
Doch nicht nur in Polen wurde die bisherige Höchsttemperatur am ersten Tag des neuen Jahres gebrochen. Auch Messstationen in Liechtenstein, Tschechien, Dänemark, den Niederlanden, Litauen und Lettland protokollierten neue Temperaturrekorde. In Belarus wurde sogar ein neuer landesweiter Höchstwert für den Januar gemessen. Er liegt 4,5 Grad über dem jemals festgestellten Höchstwert.
„Europa erlebt derzeit die schlimmste jemals aufgezeichnete Hitzewelle“, so der US-amerikanische Meterologe Colin McCarthy, der sich ebenfalls via Twitter zu den außergewöhnlichen Temperaturen äußerte. „Die Intensität und das Ausmaß dieser Hitzewelle in diesem Winter sind mit nichts in der europäischen Geschichte vergleichbar.“
Europe is experiencing its worst heatwave ever recorded.
The combined intensity and scale of this winter heatwave is unlike anything in European history. pic.twitter.com/FVAsOU4DdB
— Colin McCarthy (@US_Stormwatch) January 2, 2023
Es handele sich um Temperaturen, die sonst üblicherweise im April oder Mai gemessen werden. Noch nie seit Beginn der Messungen habe es so hohe Tagesmitteltemperaturen im Winter gegeben.
19,7 Grad in Puchberg am Schneeberg
Auch in Österreich wurden zum Jahreswechsel ungewöhnlich hohe Temperaturen registriert, vor allem in höheren Lagen. Am Silvesterabend stieg die Temperatur in Neudorf bei Landsee im Burgenland zwei Stunden vor Mitternacht auf 18,4 Grad. Das ist die höchste Temperatur, die zu Silvester jemals in Österreich gemessen wurde.
Selbst dieser Rekordwert wurde am Neujahrstag später noch übertroffen: In Puchberg am Schneeberg in Niederösterreich wurden 19,7 Grad gemessen. So warm war es im Jänner an dieser Wetterstation noch nie, wie die ORF-Meteorologen Kathrin Ladstätter und Manuel Oberhuber festhielten.
Und auch heute gibt es wieder Jänner-Temperaturrekorde in Österreich. 18,7° messen wir jetzt in Bludenz, zuletzt gab es hier im Jänner 1960 18,1°. Der Schnee hat sich inzwischen weit hinauf auf die Berge zurückgezogen. pic.twitter.com/VW0ej8hIxY
— Manuel Oberhuber (@manu_oberhuber) January 2, 2023
Ein neuer Jänner-Rekord mit 19,5 Grad wurde demnach am Neujahrstag auch auf dem Mariahilfberg oberhalb von Gutenstein (Niederösterreich) gemessen. Ebenso auf einigen Bergstationen: etwa auf der Rax mit 12,6 Grad oder auf der Schmittenhöhe in knapp 2.000 Metern Höhe mit 12,3 Grad. Weil am Montag der Südföhn in Vorarlberg noch einmal zugelegt hatte, gab es laut ORF-Wetterredaktion auch hier einen neuen Höchstwert. 18,9 Grad hatte es in Bludenz im Jänner noch nicht gegeben.
Winterwetter ist auch in den kommenden Tagen nicht absehbar: Zwar gehen die Temperaturen zumindest auf den Bergen nun etwas zurück, der Jahreszeit entsprechende Temperaturen oder gar Neuschnee bis in die Niederungen sind wohl aber nicht zu erwarten.