Kategorie Informationen & Tipps - 24. Oktober 2017
Faktencheck: Was bringt E-Mobilität dem Klima?
Elektromobilität gilt als eine wichtige Stütze für die Reduktion von Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich. Immer mehr E-Fahrzeuge setzen sich am globalen Markt durch und erobern die Straßen – nicht nur der Städte. Neue Modelle, höhere Reichweiten, sinkende Kosten gehen Hand in Hand mit großen Umwälzungen in der Stromerzeugung, bei der erneuerbare Energieträger zunehmend die fossilen ablösen.
Viele fragen sich: Was bringen E-Autos? Wie weit kann ich damit fahren? Rechnet sich das? Der gemeinsam von Klima- und Energiefonds sowie dem VCÖ (Verkehrsclub Österreich) herausgegebene „Faktencheck E-Mobilität“ soll die viel diskutierte Zukunft der Mobilität und die Rolle der Elektroautos aus der Perspektive des Klimaschutzes sowie aus jener von Nutzerinnen und Nutzern mit aktuellen Zahlen, Daten und Analysen erläutern. Drei Antworten auf drei zentrale Fragen:
1. Was bringt E-Mobilität dem Klima?
Der Verkehrssektor (ohne internationalen Flugverkehr) ist mit aktuell 28% an den Gesamtemissionen einer der wichtigsten Verursacher von Treibhausgasen in Österreich – und der einzige Sektor, der seit dem Jahr 1990 einen deutlichen Anstieg um fast 60% zu verzeichnen hat. Die Treibhausgasemissionen nur des Pkw-Verkehrs (ohne sog. „Tanktourismus“) sind im Vergleich zum Jahr 1990 um 32% gewachsen.(1)
99% der verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen stammen dabei aus dem Kfz-Verkehr (Auto, Bus, Lkw); mehr als die Hälfte hiervon aus dem Pkw-Verkehr. Derzeit ist der Verkehrssektor für 80% des österreichischen Erdölverbrauchs verantwortlich und trägt zudem maßgeblich zu gesundheitsgefährdenden Feinstaub- und Stickoxidemissionen (NOx) bei.(2)
Mit dem Elektromotor steht eine Technologie zur Verfügung, die das Potenzial hat, die Erdölabhängigkeit deutlich zu reduzieren, den Antrieb auf Basis erneuerbarer Energie umzustellen und einen wichtigen Beitrag zur Klimafreundlichkeit des Verkehrs zu leisten. Für umwelt- und gesellschaftsverträgliche Mobilität bedarf es darüber hinaus Strukturen, die unnötige Fahrten verringern, mehr Verkehrssicherheit gewährleisten und neben der Lärm- und Gesundheitsbelastung auch den Ressourcenverbrauch reduzieren.
Weltweit ist der Trend Richtung Elektroauto erkennbar: Nicht nur infolge des Dieselskandals haben einige europäische Staaten bereits eine Abkehr von konventionellen Verbrennungsmotoren angekündigt.
(1) Umweltbundesamt: Klimaschutzbericht 2017, Wien 2017
(2) Vgl. VCÖ-Publikation „Klima und Energie – Potenziale im Verkehr“, Wien 2017
2. Wie ist die Ökobilanz von E-Fahrzeugen?
Elektromotoren arbeiten leise und sind lokal abgasfrei, emittieren also im Betrieb selbst keine Luftschadstoffe. Damit reduzieren sie neben Verkehrslärm auch die Belastung durch Feinstaub und Stickoxide (NOx). Der Beitrag von E-Fahrzeugen zur Reduktion der Treibhausgase ist stark davon abhängig, mit welchen Energieträgern der Strom davor produziert wurde. Eine komplett emissionsfreie und ressourcenschonende Mobilität können auch Elektroautos nicht leisten. Die „graue Energie“, die in der Produktionskette von Elektrofahrzeugen anfällt – etwa durch die Rohstoffgewinnung und Herstellung von Stahl oder Aluminium für die Akkus –, ist mitunter höher als jene, die in konventionellen Kfz steckt.
Unter Berücksichtigung des gesamten Fahrzeuglebenszyklus (inkl. Produktion) sowie der heimischen Stromerzeugung verursachen Elektrofahrzeuge jedoch um 70-90% weniger Treibhausgasemissionen als fossil betriebene Kfz. So emittieren durchschnittliche Benziner und Diesel rund 170 g CO2-Äquivalent pro Personenkilometer, während der reine Elektroantrieb knapp 40 g, und mit 100% Ökostrom unter 20 g/Pkm verantwortet.(3)
Lediglich die Bahn verursacht im Vergleich verschiedener Antriebe weniger Emissionen als das E-Auto. Dieselfahrzeuge haben im Ökobilanz-Vergleich nicht nur die höchsten NOx-Emissionen, sondern stoßen etwa drei Viertel davon im täglichen Fahrbetrieb aus. E-Pkw verursachen die wenigsten NOx-Emissionen. Sie resultieren im Wesentlichen aus der Stromproduktion.
(3) Umweltbundesamt: Ökobilanz alternativer Antriebe, Wien 2016
3. Woher soll der zusätzlich benötigte Strom für die E-Mobilität kommen?
Der Umstieg auf E-Fahrzeuge geht mit einem höheren Strombedarf einher. Jedoch sind diese durch ihren höheren Wirkungsgrad deutlich energieeffizienter als Kfz mit Verbrennungsmotoren, sodass der Gesamtenergieverbrauch durch einen Umstieg von fossil auf elektrisch betriebene Fahrzeuge gesenkt werden kann.
Voraussetzung für eine klimaschonende E-Mobilität ist, dass der dafür benötigte Strom aus (zusätzlichen) Ökostromanlagen stammt. Wenn 10% aller Pkw in Österreich elektrisch fahren würden, wäre der jährliche Strombedarf (derzeit gesamt 70 TWh) rechnerisch um 1,3 TWh, also lediglich 1,8% höher.
Bei einer Million Fahrzeugen wären es 2,6 TWh oder 3,6%. Der Stromertrag einer kleinen Photovoltaikanlage (ca. 18 m2 Fläche und 2,6 kWp) deckt den Strombedarf eines E-Autos ab; jener eines 3 MW-Windrades den Bedarf von 2.700 E-Autos. Würden alle Pkw elektrisch fahren, würde der Strombedarf um rund 18% steigen. Angenommen wurde eine Jahresfahrleistung von 13.000 km und ein Fahrzeugbestand von 5 Mio. Pkw (Stand erstes Halbjahr 2017: 4,9 Mio.).(4)
Für dieses längerfristige Szenario sind jedoch die Entwicklung der Mobilitätswende und entsprechende Pkw-Nutzung sowie technologische Weiterentwicklungen bzw. Optimierungen zu bedenken. Wie eine aktuelle Studie der TU Wien zeigt, ist eine 100%ige Abdeckung des heimischen Strombedarfs mit erneuerbarer Energie bis zum Jahr 2030 umsetzbar – und das ohne signifikante Mehrkosten. Demnach liegt das Ökostrom-Potenzial im Jahr 2030 bei 31 TWh.(5) Zudem wird die Batterie des E-Autos mit seiner Speicherkapazität zukünftig wertvoller Teil des intelligenten Stromnetzes sein.
(4) Mit 20 kWh/100km wurde für die zukünftige Entwicklung ein höherer durchschnittlicher Stromverbrauch kalkuliert als bei den meisten derzeit am Markt erhältlichen E-Autos (rund 15 kWh/100km)
(5) TU Wien Energy Economics Group: Stromzukunft Österreich 2030, Wien 2017
SERVICE: Faktencheck – Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zur E-Mobilität
Zum Thema: 10 Jahre Klimafonds im Überblick
Vor zehn Jahren gründete die Bundesregierung den Klima- und Energiefonds. An der Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft entwickelt der Fonds – in enger Kooperation mit dem dem Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – Strategien und Förderprogramme für die nachhaltige Transformation des Energie- und Mobilitätssystems.
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