Kategorie Innovation & Technologie - 28. September 2017

FEMtech: Kampf für Chancengleichheit noch nicht gewonnen


APA/Screenshot femtech.at

Chancengleichheit und faire Rahmenbedingungen für Frauen in Forschung und Technik zu erreichen, das ist die Triebfeder hinter dem Netzwerk FEMtech. Dabei geht es nicht nur darum, den Frauenanteil in Forschungseinrichtungen zu erhöhen, sondern auch um Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Sichtbarmachung, wie Silvia Neumann, im Infrastrukturministerium (BMVIT) für die Initiative zuständig, im Gespräch mit APA-Science erklärt.

Laut Gleichstellungserhebung 2016 zeigt sich bei den Monitoringdaten der Beschäftigten in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung in Österreich insgesamt „ein positiver Trend in Richtung einer höheren Partizipation bei Frauen“. Von 2013 auf 2015 ist der Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal von 25 auf 27 Prozent gestiegen.

Als 2003 das Netzwerk FEMtech gegründet wurde, war Österreich beim Anteil von Frauen in der Forschung im Europavergleich unter den Schlusslichtern, erinnert sich Neumann. Seither gebe es Fortschritte, aber auch noch viel Luft nach oben, was die Chancengleichheit betrifft. „Das Thema ist präsent, es wird darüber geredet, aber wir sehen es in den Zahlen einfach nicht“, zieht die Expertin eine gemischte Zwischenbilanz: „Die gläserne Decke gibt es noch immer, der Weg ist noch lang.“

Vor allem im Unternehmenssektor gibt es vergleichsweise wenig Bewegung. Laut Statistik Austria ist der Frauenanteil seit 2005 konstant bei rund 16 Prozent geblieben, während es etwa im universitären und staatlichen Bereich leichte Aufwärtsbewegungen gab. Den Grund dafür sieht Neumann etwa darin, dass es seitens des Bundes schwierig sei, auf Einzelunternehmen Einfluss zu nehmen: „Die Unternehmen lassen sich wenig reinreden.“ Ein kleiner Schritt, das zu ändern, könnte die ab 2018 umzusetzende Frauenquote von 30 Prozent für börsennotierte Gesellschaften und Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten sein.

„Es gibt die Frauen“

Dem Argument, es gebe einfach zu wenige Frauen in der naturwissenschaftlich-technischen Forschung, mit denen man allfällige Posten besetzen könne, kann Neumann wenig abgewinnen („Es gibt die Frauen“) und verweist auf zwei zentrale Elemente der Initiative: In der FEMtech-Expertinnendatenbank sind knapp 2.000 Fachfrauen aus mehr als 100 Fachgebieten gelistet und einmal monatlich wird die „FEMtech-Expertin des Monats“ gekürt. „Wir hören von den Expertinnen, dass sie von innerhalb und außerhalb ihrer Organisation große Aufmerksamkeit bekommen“, so die Programmverantwortliche über das überwiegend positive Feedback und gestiegene Karrierechancen. Das zeige sich auch in vermehrten Anfragen oder konkreten Angeboten, bei Projekten die Leitung zu übernehmen.

Im Rahmen des BMVIT-Förderschwerpunkts „Talente“ finden sich unter „Talente nützen: Chancengleichheit“ auch vier verschiedene FEMtech-Förderlinien: Karriere-Check für KMU – Genderanalyse; Karriere – Chancengleichheit in der angewandten Forschung; Praktika für Studentinnen – Einstieg in die Forschungskarriere; Forschungsprojekte – Gendergerechte Innovation. So wurden von 2008 bis 2014 55 Forschungsprojekte mit genderrelevanten Inhalten gefördert.

Was die Zukunft der Initiative und der Chancengleichheit von Frauen generell betrifft, betont Neumann die Notwendigkeit einer klaren Positionierung von Führungsverantwortlichen: „Es braucht ganz klar das politische Bekenntnis und die Führungsebenen die sagen: Wir wollen das machen.“

Service: http://www.femtech.at/

Diese Meldung ist Teil eines umfangreichen Dossiers zum Thema „Frauen in der Wissenschaft“, das auf APA-Science erschienen ist: http://science.apa.at/dossier/wissenschafterinnen