29. November 2019

Gefahrgut im Wasser: 39 E-Scooter aus dem Donaukanal geborgen

E-Scooter sind nach wie vor ein Hype, ihre Umweltbilanz ist aber äußerst zweifelhaft. Rund 9.000 Leih-E-Scooter gibt es derzeit allein in Wien, acht verschiedene Anbieter sind zum Verleihen inzwischen registriert. Fraglich ist jedoch, ob die Roller überhaupt etwas zu Umwelt- und Klimaschutz sowie zu einer umweltfreundlicheren Mobilität in Innenstädten beitragen können. Eine Studie des deutschen Umweltbundesamtes kommt zum Ergebnis, dass E-Scooter deutlich umweltschädlicher als Fahrräder sind.

Der Elektroroller von VERTICAL © VERTICAL

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Die gefahrenen Strecken seien meist sehr kurz und können regelmäßig auch zu Fuß, mit Bus, Bahn oder Fahrrad bewältigt werden. Im Vergleich zum Fahrrad seien sie die deutlich umweltschädlichere Variante.

Bisher liegen keine gesicherten Erkenntnisse zur Haltbarkeit und Lebensdauer von E-Scootern vor, erste Zahlen aus den USA deuten aber bei Verleihern von E-Scootern auf eine relativ kurze Nutzungsdauer von 28 bis 32 Tagen hin. Da die größten Umweltbelastungen von E-Scootern durch deren Produktion verursacht werden, ist die Lebensdauer der Roller ein wichtiger Aspekt zur Gesamtbewertung ihrer Umweltfreundlichkeit.

Die Bergung von 39 E-Scootern am Donaukanel erforderte den Einsatz von zahlreichen Einsatzkräften, inklusive von Tauchern der Feuerwehr. © Stadt Wien | Feuerwehr

Dass E-Scooter also direkt nach der Produktion als Elektroschrott enden, mag zwar etwas übertrieben erscheinen, aber bei dieser kurzen Lebensdauer ist der Bogen zur Entsorgung, die bei Elektrorollern ebenfalls oft problematisch ist, kurz gespannt. Lithium-Ionen-Batterien enthalten hochreaktives Metall. Kommt Lithium mit Luft oder Wasser in Kontakt, kann es zu heftigen Reaktionen bis hin zu Bränden oder Explosionen bei Selbstentzündung kommen. Gleiches kann die Folge eines Kurzschlusses sein, also wenn der Plus- und Minus-Pol über elektrische Leiter in Kontakt kommen. Das sind Problemstoffe, die sachgerecht zu entsorgen sind. Besondere Sorgfalt bei der Sammlung der Akkus ist also gefragt.

Gefährlicher Vandalismus

Ausgediente Akkus und Batterien dürfen deshalb keinesfalls in den Hausmüll geworfen werden: Die Lithium-Akkus bzw. Elektroaltgeräte mit solchen Akkus oder Batterien können bei den dafür ausgestatteten Abfallsammelstellen der Gemeinden kostenlos abgegeben werden, wo sie recycelt oder umweltgerecht verwertet werden. Dort werden die Pole abgeklebt, die Akkus getrennt verpackt und in einer Tonne mit nicht brennbarem Material gesammelt. Geräte, bei denen der Akku nicht ausgebaut werden kann, müssen als Ganzes zur Schadstoffsammelstelle gebracht werden.

Und als ob das nicht ganz einfache Recycling nicht schon genug wäre, bleibt auch bei E-Scootern noch das Problem von Vandalismus. Diese werden nämlich ganz besonders oft von zufällig an einem Gerät vorbeikommenden Passanten in erheblichem Maße zweckentfremdet, demoliert, angezündet und in Gewässer geworfen. Besonders letztes ist ein in Europa seit Beginn des Scooter-Booms zu beobachtendes Phänomen und ein erhebliches Problem für den Gewässer- und Umweltschutz.

Alles andere als ein witziger Streich, denn die Lithiumbatterien der E-Roller sind hochgiftig und umweltschädlich. Dazu erfordern Ortung, Bergung und Entsorgung des Elektroschrotts einen immens großen Aufwand und kosten eine Menge Geld und Ressourcen. Geräte oder Fahrzeuge mit verbauten Lithium-Ionen-Akkus dürfen daher auch keinesfalls im Wasser landen.

Trotzdem haben derzeit noch unbekannte Täter kürzlich in Wien insgesamt 39 E-Scooter in den Donaukanal geworfen. Als ein Mitarbeiter des E-Scooter-Anbieters die Fahrzeuge an der Nussdorfer Lände einsammeln wollte, musste er feststellen, dass diese in den Donaukanal geworfen worden waren. Einige der Fahrzeuge konnten im Bereich des Ufers aufgefunden werden.

Zahlreiche weitere E-Scooter mussten aus tieferem Wasser geborgen werden. Für Gewässererhalter über Polizei bis zur Feuerwehr, die erneut mit Tauchern ausrücken mussten, sind solche Bergungseinsätze auch eine riesige Belastung ihrer Einsatzkräfte.

Wie die Landespolizeidirektion Wien mitteilt, ist durch den Vandalenakt ein Gesamtschaden von rund 58.000 Euro entstanden – die Umweltgefährdung nicht einmal einberechnet. Dass die Erhalter immer wieder auch E-Scooter aus der Donau oder dem Donaukanal fischen, gehört fast schon zum Alltag und geschieht meist nach Hinweisen durch Anrainer oder durch das Wiener Stadtservice. Vandalismus ist generell im urbanen Raum ein ständiges Problem, der auch vor dem Donaukanal nie Halt machte und ihn auch nicht vor materiellen Hinterlassenschaften verschonte. 2017 waren es noch die – damals omnipräsenten und inzwischen längst verschwundenen – Leihfahrräder, von denen Mitarbeiter der viadonau mehr als zwei Dutzend aus dem Kanal fischen mussten.

INFObox: viadonau ist ein Unternehmen des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Mehr als 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen an vier Servicecentern und zehn Schleusen entlang der 378 Flusskilometer in Österreich die Naturlandschaft und die Wasserstraße Donau.