Kategorie Innovation & Technologie - 15. November 2016
Gießen mit Bakterien, heizen mit Kaffeesatz
Wie Pflanzen widerstandsfähiger gemacht werden können? Es gibt da eine recht einfache Methode, die für den Laien zunächst etwas kompliziert klingt: Man besprüht die Blüte mit natürlichen Mikroben, also mit Bakterien, Viren und Pilzen, die sich dann ausbreiten und in den Samen eindringen. Wird der Samen später ausgesät, wachsen die Mikroben mit der Pflanze mit und schützen sie vor den Launen der Natur, zum Beispiel vor Trockenheit.
Die Idee dazu stammt vom Niederösterreicher Nikolaus Pfaffenbichler (AIT, Boku), er hat sie bereits erfolgreich an unterschiedlichen Pflanzen getestet, insbesondere an Weizen und Mais. „Man kann das mit den Mikroorganismen im Darm vergleichen, die für die Gesundheit des Menschen sehr wichtig sind“, sagt der 32-Jährige.
Diese Woche präsentierte Pfaffenbichler sein Konzept vom Gießen mit Bakterien beim Falling Walls Lab in Berlin, einem internationalen Wettbewerb für junge Wissenschaftler. Drei Minuten haben die Nachwuchsforscher – dieses Mal waren es 100 aus 55 Nationen – Zeit, um eine Jury von ihren Projekten zu überzeugen.
Pfaffenbichler erwarb sich Respekt, aber für den (mit 1000 Euro dotierten) ersten Platz reichte es nicht. Der ging an Dang Huyen Chau, eine vietnamesische Studentin von der Technischen Universität Dresden, für die nicht ganz neue, aber dafür ziemlich ausgereifte Idee, Kaffeesatz als Brennstoff zu verwenden. Unter anderem zum Heizen und Kochen. Das Konzept habe großes und praktisches Potenzial, begründete Carl-Henrik Heldin, eigentlich Vorsitzender der Nobelstiftung, die Entscheidung der Jury. Der ölhaltige Kaffeeabfall enthalte wertvolles Material, das einfach gesammelt und sehr gut wiederverwertet werden könne.
Den Publikumspreis, für den es immerhin großen Applaus gab, gewann Chiedza Kambasha aus Zimbabwe. Sie referierte über einen Bio-3-D-Drucker, mit dem kleinere Organe wie Blasen oder Nieren und Hauttransplantate hergestellt werden können.
Zwei österreichische Patente
Neben Pfaffenbichler, der die nationale Vorausscheidung (Falling Walls Lab Austria) im April für sich entschieden hatte, stand auch ein zweiter Österreicher auf der Bühne: Behzad Shirmardi Shaghasemi (Boku) stellte ein nanomedizinisches Verfahren vor, mit dem sich ein Krebsmedikament im Körper präzise steuern und dosieren lässt. Der 31-Jährige hatte sich Österreichs zweites Berlin-Ticket Ende August bei den Technologiegesprächen in Alpbach gesichert.
Beim Finale in der Akademie der Künste beim Brandenburger Tor gab es übrigens schon einmal einen Sieger aus Österreich. Klemens Wassermann (AIT) setzte sich im Jahr 2013 durch, nachdem er gezeigt hatte, dass sich Bakterien im Blut mithilfe von Mikrofluiden und elektrischen Feldern nachweisen lassen. Wassermann hat diese Methode längst patentieren lassen – wie Shaghasemi die seine. (Die Presse, Korrespondent Thomas Prior)