Kategorie Klima- & Umweltschutz - 24. November 2020
Green Jobs: »Klimaschutz ist Job- und Wirtschaftsmotor«
Die im Oktober angelaufene und mit 700 Millionen Euro dotierte Corona-Joboffensive der Bundesregierung beinhaltet auch einen Ökologie-Schwerpunkt. Allein für Qualifizierungsangebote sind 485 Millionen Euro vorgesehen, momentan sind im Bereich Umwelt, Holz sowie Land- und Forstwirtschaft nach aktuellen AMS-Planungen Ausbildungen für rund 3.200 Personen vorgesehen, im Bereich Elektronik/Digitale Technologie sollen 17.400 Personen qualifiziert werden, zudem gebe es Ausbildungen in den Bereichen Photovoltaik, E-Mobilität oder auch Garten- und Grünflächengestaltung. Langfristig soll Österreichs Weg zur Klimaneutralität zum Jobmotor avancieren.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler erwartet durch die Bemühungen der öffentlichen Hand und Unternehmen eine starke Zunahme von sogenannten Green Jobs. „Klimaschutz wird in den nächsten Jahren hunderttausende Jobs schaffen und sichern“, so Gewessler im Rahmen einer Pressekonferenz zur Arbeitsmarktsituation. Man brauche unter anderem zahlreiche Photovoltaik-Installateure, Windrad-Techniker- und Technikerinnen sowie Elektrikerinnen und Elektriker. Die Umweltministerin appellierte insbesondere auch an Frauen, eine Ausbildung in diesen zukunftsträchtigen Branchen zu machen. „Das sind Arbeitsplätze mit Sicherheit und Zukunft.“
Für einen ökologischen Wirtschaftsaufschwung wurden mit zwei jährlichen Klimaschutzmilliarden für die beiden nächsten Jahre sowie einem vom Klimaschutz bestimmten Bundesbudget bereits jetzt die Weichen gestellt. Klimaschutzmaßnahmen haben hierbei einen sehr hohen inländischen Wertschöpfungsfaktor, weil damit etwa primär lokales Baugewerbe und Maschinenproduktion angesprochen werden. Förderungen die diese Investitionen auslösen steigern daher das BIP und wirken sich über die steuerlichen Effekte der Investitionen auch positiv auf das Budget aus, sind im Umkehrschluss nicht nur für die Umwelt von Vorteil, sondern stärken auch den Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig.
Allein Ausbau von Produktion und Speicherung erneuerbarer Energien könnte bis 2030 zur Schaffung und Absicherung von 100.000 neuen Jobs führen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie vom Energieinstitut an der Johannes-Kepler-Universität. Allerdings müssten dazu jährlich 4,5 Milliarden Euro, rund ein Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung, investiert werden. Zugleich könnten bis 2030 dadurch 13 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Die Studie untersuchte Biogas, Biomasse, Geothermie, Wasserkraft, Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft sowie Pumpspeicherkraftwerke auf ihre Wertschöpfungseffekte. Viele der Jobs entstehen in den Regionen, teilweise aus Unternehmen, „die als kleine Tüfteleien und mit viel Idealismus starteten und durch Pioniergeist und Innovationskraft zu erfolgreichen, hoch professionellen und auch international tätigen Unternehmen herangewachsen sind“, einige davon mit vielen Jobs in strukturschwachen Gegenden Österreichs, so die Geschäftsführerin des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), der an der Studie beteiligt war.
Startschuss Qualifizierungsoffensive
Damit diese Jobs auch besetzt werden können, muss es entsprechende Angebote zur Ausbildung geben. „Österreich braucht eine Qualifizierungsoffensive für Ökojobs. Denn Jobs im Klimaschutzbereich haben Zukunft. Sie bieten Sicherheit und sind auf lange Zeit stabil“, so Gewessler. Gerade jetzt sei der richtige Zeitpunkt um Menschen auszubilden, in Berufen mit langfristiger Zukunftsperspektive. „Menschen die durch Corona ihren Job verloren haben oder in Branchen arbeiten, deren wirtschaftliche Perspektive gering ist, sollen die Möglichkeit haben umzuschulen. Denn im Klimaschutz braucht Österreich viele kompetente ElektrikerInnen, InstallateurInnen, TechnikerInnen und viele weitere Profis.“
Auch die ökonomischen Auswirkungen der Umweltförderung im Inland des BMK würden zeigen, dass durch die von der Sanierungsoffensive ausgelösten Investitionen rund 5.950 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse (5.200 Vollzeitbeschäftigungen) geschaffen wurden. Neben den positiven Umwelteffekten können mit diesen Förderungen in den nächsten beiden Jahren in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro im Gegenzug Investitionen im Umfang von insgesamt bis zu sechs Milliarden Euro in Österreich angekurbelt werden.
Hintergrund: Die Umweltwirtschaft umfasst alle wirtschaftlichen Leistungen, die dem Schutz der Umwelt, des Klimas und natürlichen Ressourcen dienen. Für Green Jobs ist der Beitrag zum Klima- und Umweltschutz wesentlich. Daher können in allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen solche gefunden werden bzw. können sich bestehende Berufsbilder zu Green Jobs wandeln. Im Jahr 2018 betrug der Umweltumsatz 36,9 Milliarden Euro, die Bruttowertschöpfung 14,3 Milliarden Euro sowie der Umweltexport von 11,3 Milliarden Euro. Rund 183.000 Beschäftigte waren in diesen Wirtschaftsbereichen tätig. Rund 41 Prozent des Umweltumsatzes, etwa 45 Prozent der Bruttowertschöpfung bzw. 27,5 Prozent der Umweltexporte entfielen auf Umweltschutzaktivitäten.
Die große Bedeutung der Klimaschutzaktivitäten für den Arbeitsmarkt wird dadurch deutlich, dass 2018 mit über 34 Prozent der Beschäftigten (etwa 62.800 Personen), rund 49 Prozent des Umsatzes (18,0 Milliarden Euro) der Umweltwirtschaft im Bereich Energie erbracht wurden. Arbeitsplätze im öffentlichen Verkehr werden formell der Umweltwirtschaft nicht zugerechnet, aufgrund der Bedeutung für den Klimaschutz erfolgt jedoch national auch die Berechnung der Umweltwirtschaft vergleichbaren Arbeitsplätze im Sektor des öffentlichen Verkehrs. Das sind jene, bei denen eine konventionelle Transportleistung durch eine umweltfreundlich ersetzt wird – zusätzlich 28.241 Beschäftigte.
Das Potential neuer Green Jobs begründet sich vor allem:
- Mit Investitionen in den Ausbau der Erneuerbaren, der Sanierungsoffensive und umfassenden Mitteln für mehr und besseren Öffentlichen Verkehr.
- Mit dem 123-Klimaticket – für ein gutes und leistbares öffentliches Verkehrsangebot für alle
- Mit dem EAG und dem 1-Million-Dächerprogramm – Strom der bis 2030 zu 100 Prozent erneuerbar ist.
- Mit der E-Mobilitätsoffensive – bereits jetzt Rekordzahl an Neuzulassungen bei E-Autos
BMK eigene Aus- und Weiterbildungsinitiative:
klimaaktiv ist eine breit angelegte Klimaschutzinitiative des Klimaschutzministeriums. Der Fokus im Ausbildungsbereich liegt im Bereich der berufs- und umsetzungsnahen Bildung – und hier besonders in der Weiterbildung – (Berufsbildung, Fachhochschulen, Weiterbildung). klimaaktiv versteht sich in seiner Tätigkeit als Schnittstelle des klimaaktiv Netzwerks mit externen Aus- und Weiterbildungspartnern, wobei das Programm Impulse sammelt, bündelt und weiterentwickelt.
- Alleine im Jahr 2019 haben rund 1.870 Personen an von klimaaktiv initiierten oder verbesserten Ausbildungen in den Themengebieten Bauen und Sanieren, Energie- und Gebäudetechnik, Green IT, Stromsparen, Energiemanagement und -beratung sowie umweltfreundliche Mobilität teilgenommen.
- Insgesamt waren bereits rund 23.000 Teilnehmende in den Ausbildungen
- Mehr als 40 Bildungsinstitutionen vermitteln in ihren Angeboten klimaaktiv Inhalte.
- Rund 25 Bildungspartner und zahlreiche weitere Weiterbildungsinstitutionen verbreiten klimaaktiv Standards in ihren Ausbildungen.
- e-Learning Plattform für neun Kursbereiche mit mehr als 700 Teilnehmenden steht zur Verfügung.
- Im Rahmen des Programms „energieeffiziente betriebe“ wurden 728 Energieberaterinnen und Energieberater der Länder mit den aktuellen Standards der für Produktionsbetriebe wichtigsten Technologien weitergebildet.
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