Kategorie Innovation & Technologie - 29. Juli 2019
Grüne Stadtlogistik: Post testet City Hubs in Wien
Auch in den nächsten Jahren wird sich das Paketaufkommen durch den Boom von E-Commerce weiter erhöhen. Prognosen rechnen mit einer Verdreifachung der auszuliefernden Pakete bis 2028. Ein wahre Paketlawine, die beteiligte Infrastrukturen immer schwerer unter Druck setzen.
Nicht nur der private Konsum schlägt hierbei zu Buche, auch Aspekte wie zunehmender Direktvertrieb von Herstellern oder neue Paketaufkommen im Business-to-Business-Bereich – beispielsweise beim Ersatzteilhandel – fallen im immer größeren Stil an.
Die sogenannte letzte Meile ist im dichten Netz der Stadtlogistik der dringend reformbedürftige Knackpunkt. Alternative Antriebssysteme und neue Mobilitätskonzepte strömen in und durch die Städte. Die Rahmenbedingungen für den Gütertransport im urbanen Umfeld definieren sich gerade neu. Abhilfe gegen verstopfte Innenstädte und sprießende CO2-Emissionen im Stadtverkehr? Wie können Pakete in Ballungsräumen effizient und umweltfreundlich zu den Kundinnen und Kunden transportiert werden?
Eine Frage, mit der sich auch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) sowie die Österreichische Post seit Jahren auseinandersetzen. Nun geht ein vom BMVIT gefördertes Pilotprojekt City Hub Wien der Österreichischen Post den Weg in die Praxis. Die Post setzt dabei nach eigenem Bekunden auf „ein gesamtheitliches Konzept“, um Aspekte wie Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Kunden-zufriedenheit und die Zufriedenheit der Zustellerinnen und Zusteller in den Mittelpunkt zu stellen.
Ausgezeichnete Transportlösung E-Dreirad
Das dreimonatige Pilotprojekt testet die Zustellung mittels E-Lastenrädern über zentral gelegene City Hubs. Gemeint sind damit Standorte in zentraler Lage, wo Pakete gesammelt und von dort aus zugestellt werden. Beim City Hub Wien bringt ein Lkw die Pakete konsolidiert in den City Hub, ein Micro-Verteilzentrum, von wo aus die Zustellerinnen und Zusteller direkt mit den leicht futuristisch anmutenden Dreirädern losstarten können.
Bei den speziellen E-Lastenräder der Bremer Firma Rytle handelt es sich um Elektro-Trikes, die Wechselbehälter befördern können. Das System namens MovR kommt neben Deutschland inzwischen auch in Miami und Portland zum Einsatz. Zustellungen mit dem E-Lastenrad kann dabei eine komplette Tour mit dem Transporter ersetzen. Das heißt, dass die gleiche Menge an Paketen zugestellt werden kann wie mit einem regulären Dieselfahrzeug – gehöriges Potential zum Einsparen von CO2 und zur Vermeidung von auch Lärm in der Stadt.
„Es stellt sich die Frage, wie die Zustellung auf der letzten Meile nachhaltiger, trotzdem effizient und umsetzbar gestaltet werden kann. Wir verfolgen einen neuen Ansatz, in dem Zustellboxen bereits im Logistikzentrum mit Paketen vorbeladen und von dort zum City Hub gebracht werden. Unsere Zustellerinnen und Zusteller sortieren die Pakete nicht mehr selbst, sondern übernehmen diese direkt zur Zustellung und können sofort mit dem Lastenfahrrad ihre Tour starten“, so Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik bei der Österreichischen Post.
Das Pilotprojekt läuft über drei Monate, in denen erste Erfahrungen gesammelt und die Umsetzbarkeit geprüft werden soll. Im nächsten Projektschritt greift die Post auf heimisches Know-how aus der Forschung zurück und analysiert die Ergebnisse in Zusammenarbeit mit dem Logistikum der FH Oberösterreich Campus Steyr, das sich ebenfalls intensiv mit City-Logistik beschäftigt.
Das Lastenrad MovR von Rytle gewann 2018 den VCÖ-Mobilitätspreis und wurde im selben Jahr auch mit dem Europäischen Transportpreis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet.