Kategorie Klima- & Umweltschutz - 10. Februar 2022

High & Heavy: viadonau bringt Schwertransporte von der Straße auf die Donau

Die Verlagerung von Schwertransporten von der Straße auf das Wasser als wichtiger Schritt für eine klimafreundliche Mobilität der Zukunft

Besonders schwere und breite Lasten werden künftig vermehrt auf der Donau transportiert und nur das letzte Stück auf der Straße. Das betrifft etwa Windräder, Generatoren, Pressen, Transformatoren, Turbinen, Maschinen oder Silos. Die stetig steigende Anzahl solcher Sondertransporte (SOTRA) auf Österreichs Straßen bereitet den zuständigen Behörden und Straßenbetreibern regelmäßig Kopfzerbrechen.

 

Ein Pilotprojekt des Klimaschutzministeriums (BMK) mit der viadonau soll zu einer Verbesserung der Situation rund um solche Transporte beitragen. Seit Beginn dieses Jahres müssen bereits besonders schwere, breite und hohe Transporte, die grenzüberschreitend dem Donaukorridor folgen, auf das Binnenschiff umsteigen. Auf diese Weisen sollen zudem klimaschädliche Emissionen gesenkt, die Straßeninfrastruktur entlastet und die Verkehrssicherheit auf der Straße erhöht werden.

„Die Verlagerung von Schwertransporten von der Straße auf das Wasser ist ein wichtiger Schritt für die klimafreundliche Mobilität der Zukunft. Damit können wir unsere Straßen entlasten und es macht sie sicherer“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Das sorge auch für weniger Staus und tue unserer Umwelt gut. „Mit diesem Pilotprojekt erproben wir die Kapazitäten und Potentiale unserer Wasserstraßen ganz genau. Und ich hoffe, dass wir so schon bald Österreichs Wasserstraßen für den klimafreundlicheren Schwertransport verstärkt nutzen können.“

Pilotphase gestartet

Seit 2019 arbeitet die viadonau am Projekt High & Heavy zur Verlagerung schwerer Transportgüter auf die Donau. Wie man eine nachhaltige Verlagerung von der Straße auf das Binnenschiff am besten erreichen kann, hat sich seitdem zu einer überaus interdisziplinären Aufgabe entwickelt. Neben dem BMK und der viadonau sind im Projekt die ASFINAG, die Landesstellen für die Genehmigung von Sondertransporten auf der Straße sowie auch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Wirtschaftsvertreter:innen eingebunden.
Die finale Roadmap inklusive aller Maßnahmen zur Umsetzung des Projekts soll bis Ende 2022 vorliegen.

Parallel dazu wurde schon mit der Umsetzung einzelner Vorhaben begonnen. Das Pilotprojekt zur verpflichtenden Benutzung der Wasserstraße für Schwertransporte, die grenzüberschreitend dem Donaukorridor folgen, ist Anfang Jänner angelaufen und soll im kommenden Jahr weiter ausgebaut werden. In Abstimmung zwischen BMK, der ASFINAG, den Genehmigungsstellen der Landesregierungen, der WKÖ und viadonau wird nach einer zwölfmonatigen Pilotphase ab Anfang 2023 die Nutzung der Wasserstraße per Erlass des BMK vorgeschrieben. Gemeinsam wurden Mindestparameter – bezogen auf den Straßentransport – festgelegt, ab denen die neuen Vorgaben gelten. In den SOTRA-Genehmigungsprozess wird das neue Prüfprozedere in Form einer am 1. Jänner 2022 gestarteten 12-monatigen Pilotphase eingebettet.

Diese Regelung betrifft Sondertransporte, wenn die Ladung und das Fahrzeug 160 Tonnen Gewicht, 4,50 Meter Höhe oder 5,60 Meter Breite überschreiten.

Seit Beginn dieses Jahres erhält der Antragsteller die Genehmigung für einen Straßentransport somit nur, wenn er anhand einer Gesamtkostengegenüberstellung belegt, dass ein Transport mit dem Binnenschiff teurer oder nicht möglich ist. Dabei müssen die Angebote von mindestens drei Schifffahrtsunternehmen eingeholt und dem Antrag beigelegt werden. Ein wichtiger Schritt um jene Antragsteller auf dieses klimafreundliche Transportmittel aufmerksam zu machen, die sich bisher noch nicht eingehend mit dieser Alternative befasst haben.

Das Projektteam sichtet dann vierteljährlich die anonymisierten Unterlagen zu jenen Transporten, die letztlich doch auf der Straße beantragt wurden. So soll die Wirkung des neuen Prüfprozederes evaluiert und gegebenenfalls Anpassungen durchgeführt werden. Laut Schätzungen der ASFINAG wären im Jahr 2021 in Summe 60 Transporte in das neue Prüfprozedere gefallen. Für die Pilotphase im Jahr 2022 ist voraussichtlich eine ähnlich hohe Anzahl an Transporten als Verlagerungspotenzial zu erwarten.

Die Vorteile liegen dabei quasi auf der Hand: Während der Transport von großen Stückgütern auf der Straße als Sondertransporte große Herausforderungen mit sich bringt und einer Genehmigung der Landesbehörden unterliegt, kann das Binnenschiff aufgrund großzügiger Laderaumabmessungen diese Produkte als Regelladung aufnehmen. Aufgrund der Einsparung der Transportbegleitung und der Kombination mehrerer Stücke in den großen Laderäumen können beim Transport per Binnenschiff im Vergleich zum Straßentransport laut Berechnungen von viadonau im Schnitt circa 45 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen vermieden und Leerfahrten eliminiert werden. Gleichzeitig wird die Straßeninfrastruktur nicht durch die hohen Lasten beansprucht.

Grenzüberschreitende Transporte sollen bereits in den Nachbarstaaten auf die Wasserstraße gebracht werden. Umladungen von Sondertransporten können abhängig von der Fracht und der baulichen Ausstattung hierzulande bei fünf Häfen vorgenommen werden, nämlich in Wien, Krems, Enns und zweimal in Linz.

viadonau ist ein Unternehmen des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Mehr als 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen an vier Servicecentern und zehn Schleusen entlang der 378 Flusskilometer in Österreich die Naturlandschaft und die Wasserstraße Donau und sorgen für Infrastrukturmanagement über elektronische Informations- und Navigationssysteme für die Schifffahrt, für nachhaltigen Hochwasserschutz und ökologischen Wasserbau. In nationalen wie internationalen Projekten und Kooperationen wird die ökologisch verantwortungsbewusste Entwicklung und Förderung der Wasserstraße Donau vorangetrieben.