Kategorie Innovation & Technologie - 1. März 2018
Industrie-4.0-Natives ausbilden
Das neue Verhältnis zwischen Maschinen und Menschen (Industrie 4.0) ändert die Ansprüche an Qualifikationen und damit jene an die Ausbildung
Das Zauberwort ist allüberall, allerdings befragt zu Chancen und Risiken der smarten Fabrik der Zukunft, sagt derzeit nur jeder vierte Industriemanager in Österreich, dass Industrie 4.0 bereits heute eine wichtige strategische Bedeutung habe.
Aber, so das Ergebnis einer Befragung des IT-Dienstleisters DXC, wollen Manager Industrie 4.0 intern hauptsächlich nutzen, um Kosten zu senken (48 Prozent) und die Qualität in der Fertigung zu verbessern (43 Prozent). Nur 18 Prozent nutzen Industrie 4.0 bereits für ihr aktuelles Geschäftsmodell. Bloß ein Drittel zieht daher jetzt in Erwägung, an automatisierten Lieferketten teilzunehmen oder den Einkauf und Vertrieb zu automatisieren.
Wo lernt man das?
Die externe Nutzung von Industrie 4.0 besteht für den Großteil darin, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern (44 Prozent). Die wichtigsten Innovationsziele in den kommenden drei Jahren sind für die österreichischen Führungskräfte der Ausbau von IT-Sicherheit (56 Prozent) und die Aus- und Weiterbildung von bestehenden Mitarbeitern (49 Prozent). Nur ein Drittel will in Roboter und Maschinen investieren.
Eine Studie unter der Leitung der Fachhochschule St. Pölten erhob aktuell das Angebot der einschlägigen Bildungsangebote in Österreich, verglich dieses mit dem Bedarf der Unternehmen und leitete Empfehlungen ab.
Wenig überraschend das Set der am meisten gefragten Kompetenzen: IT wie IT-Sicherheit, Mechatronik und der Umgang mit digitalen Technologien werden laut der Studie zunehmend gefragt sein. Neben fachlichen Qualifikationen steige jedoch auch die Nachfrage nach Prozess- und Projektmanagement, Interdisziplinarität, Kommunikation und Teamfähigkeit. Sowohl Spezialisten- als auch Generalistenwissen ist der Studie zufolge zukünftig von Relevanz. Einfache manuelle Tätigkeiten wie Hilfsarbeiten werden stark zurückgehen, da Industrie 4.0 und steigende Automatisierung höhere Qualifikationen bzw. Zusatzqualifikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfordern. Auch die Vernetzung von komplexen Systemen erfordere höhere Qualifikationen und reduziere den Bedarf an gering qualifizierten Mitarbeitern.
Wien und Graz sind Zentren
Von insgesamt 34 Universitäten in Österreich zum Beispiel bieten zehn industrie-4.0-relevante Studienprogramme an. Mit 53 Prozent wird mehr als die Hälfte der entsprechenden Studien in Wien und Graz angeboten. Von den insgesamt 21 Fachhochschulen bieten 15 industrie-4.0-relevante Studiengänge an. Das größte Angebot findet sich in Oberösterreich. So sollen etwa Interdisziplinarität, lebenslanges Lernen, einfachere Ãœbergänge, Durchlässigkeit, fachbereichsübergreifende Wissensvermittlung, Fremdsprachen und interkulturelle Kompetenzen gefördert werden. „Absolventinnen und Absolventen sollen flexibel auf komplexe Gegebenheiten reagieren können und lernen, in inter- und intraorganisatorischen Teams zu arbeiten. Dazu braucht es in der Ausbildung Kompetenzorientierung, innovatives Denken sowie neue Lernorte, Lernwege und didaktische Methoden.“
Entscheidend sei auch, „Lernen zu lernen“, Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen zu intensivieren, Interesse an Technik bereits in der Schule zu wecken, IT-Basiskompetenzen zu fördern und „Industrie-4.0-Natives“ auszubilden. Auch ein Upgrade der Lehre empfiehlt die Studie und das Einbinden aktueller Themen und Entwicklungen in Lehrpläne.