20. April 2018

Gesucht: Das „Pickerl“ für selbstfahrende Autos

Von Cornelia Grobner

Warum lösen wir Probleme so, wie wir sie lösen? Und wie lässt sich menschliches Verhalten auf Maschinen übertragen? Diese Fragen bilden das Dach der Forschung von Franz Wotawa vom Institut für Softwaretechnologie an der TU Graz. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er in einem neu eröffneten Christian-Doppler (CD)-Labor logikbasierte Methoden zur Qualitätssicherung cyber-physikalischer Systeme. Die erarbeiteten Techniken werden am Beispiel von autonomen Autos erprobt.

Die Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft fördert in ihren Labors anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Unter der Leitung von Wotawa werden die Wissenschaftler in der neuen Forschungseinrichtung Software testen und Modelle entwickeln, die korrektes Verhalten von Systemen festlegen. Gleichzeitig wollen die Grazer Forscher die Systeme selbst intelligenter machen, damit diese auf Fehler oder in der Software nicht berücksichtigte Situationen reagieren können. Die dahinterliegende Aufgabe ist hochkomplex: Fällt der Mensch als Korrektiv weg, braucht es eine Möglichkeit, sein Verhalten auf die Maschine zu übertragen. Das Ziel sind selbstlernende und fehlertolerante Systeme, die den steigenden Herausforderungen einer mobilen Gesellschaft gewachsen sind.

Ohne Garantie keine Käufer

„Um autonome Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, braucht die Industrie neue Verifizierungsansätze aus dem Gebiet der Informatik und Software“, erklärt Mihai Nica von der AVL List GmbH. Sprich Methoden zur Qualitätssicherung. Das Unternehmen ist Kooperationspartner des CD-Labors und teilt sich dessen Finanzierung mit öffentlichen Fördergebern. Nica: „Die Herausforderung liegt darin, ein Testprogramm zu definieren, das solche selbstfahrende softwaregetriebene Systeme gegen alle kritischen Verkehrssituationen absichern kann.“ Die Entwicklung von Sicherheitsstandards, auf deren Basis Garantien für Kunden gegeben werden können, ist derzeit noch ein relativ weißer Fleck auf der Forschungslandkarte.

Der Abschluss des auf sieben Jahre angelegten Projekts fällt in jenen Zeitraum, für den der Markteintritt von vollautonomen Fahrzeugen prognostiziert wird. Dass schon 2025 Autos ohne Lenker und unabhängig von externer Infrastruktur unterwegs sein werden, hält Wotawa für unwahrscheinlich. Er begründet seine Skepsis mit komplexen Zertifizierungsvorgängen und einer herausfordernden gesetzlichen Situation. „Das Problem im Bereich autonomer Systeme ist die Frage der Konsequenz“, konstatiert er und macht damit das in dem Zusammenhang heftig debattierte Feld des moralischen Handelns auf. Die Diskussion über Moral in Bezug auf cyberphysikalische Systeme sieht Wotawa als eine dringende an. Allerdings als eine, bei der er sich als Wissenschaftler zurückhaltend gibt: „Die Forschung zeigt, was machbar ist, aber Fragen moralischer Natur müssen von Politik und Gesellschaft beantwortet werden.“


Neue Kompetenzkarte des bmvit

Die Entwicklung des Automatisierten Fahrens verläuft bekanntlich in mehreren Stufen und reicht von Parkhilfen über Spuren- und Abstands-Assistenten bis zum Auto, das sich selbstständig von A nach B bewegt. Um diese Funktionen in einem kontrollierten und sicheren Umfeld einsetzen und testen zu können, schafft das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) mit Kompetenzzentren und Testumgebungen die nötigen Voraussetzungen. Einen Überblick zu den wichtigen Projekten, welche im Bereich Automatisiertes Fahren in Kooperation mit Forschungsinstitutionen und Unternehmen in Österreich zu finden sind, liefert die folgende Kompetenzkarte.