1. Februar 2024
AMooRe für Feuchtgebiete: LIFE-Projekt als Startsignal der Moorstrategie Österreich
Moorlandschaften sind nicht nur faszinierende Lebensräume für Pflanzen und Tiere, sondern auch umfangreiche Bodenarchive und äußerst aktive Klimaschützer, denn Moore können im Verhältnis etwa zehnmal so viel CO2 speichern wie Wälder. Moore gelten als wahre Alleskönner was Wasser und Natur angeht: Sie können enorme Mengen Wasser aufnehmen und dadurch Hochwässer abmildern. Sie tragen zur Filterung und Reinigung des Wassers sowie zur Anreicherung des Grundwassers bei und sind damit kompetente Schützer unseres Trinkwassers. Und schließlich: Sie sind wertvolle Lebensräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Österreich ist zwar reich an Mooren – ihre Gesamtfläche wird auf rund 30.000 Hektar geschätzt und die der Torfböden auf mindestens 50.000 Hektar – doch ihr Zustand ist äußerst kritisch. Laut einer Studie des Umweltbundesamts weisen mehr als 90 Prozent der heimischen Moore einen Sanierungsbedarf auf.
Das soll sich nun ändern, auch mithilfe des nun von der EU genehmigten LIFE-Projekts „AMooRe“ (Austrian Moor Restoration). Das Projektziel ist klar: Die Umsetzung der Moorstrategie Österreich 2030+. Die 13 Projektpartnerinnen, konkret alle neun Bundesländer, das Klimaschutzministerium (BMK) und das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft sowie die Uni Wien und die Uni Kiel, haben insgesamt 13 Arbeitspakete geschnürt: von der Umsetzung von Renaturierungsprojekten, über Wissensaufbau und Sensibilisierungsmaßnahmen bis hin zum intensiven Austausch mit allen Fachbereichen wie Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Klimapolitik sowie Raumplanung und Tourismus.
Für eine Projektdauer von zehn Jahren werden rund 44 Millionen Euro für den Moorschutz bereitgestellt, um dem qualitativen und quantitativen Rückgang der Moore in Österreich entgegenzuwirken und durch die Renaturierung der Feuchtgebiete einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und Gewässerschutz zu leisten.
„Die Revitalisierung von Mooren leistet einen unschätzbaren Beitrag sowohl für den Klimaschutz als auch zur Erhaltung der Artenvielfalt“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Intakte Moore sind extrem wichtig – sie sind in der Lage, mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem der Welt zu speichern! Werden sie aber entwässert, kommt es zur Freisetzung großer Mengen klimaschädlicher Gase.“
Intakte Moore sind auch die Heimat hochspezialisierter, also ganz besonderer Tiere und Pflanzen, von denen viele leider ernsthaft bedroht sind. Das vom BMK mitgetragene und unterstützte Projekt ‚LIFE AMooRe‘ wird in Zusammenarbeit mit den Grundbesitzerinnen auf rund 1.400 Hektar das ökologische Gleichgewicht wiederherstellen. „Davon werden sowohl der Klimaschutz als auch die Biodiversität in Form von mehr als zehn Lebensraumtypen und fast 40 besonderen Arten profitieren“, so Gewessler weiter.
Wenn Moore entwässert werden, setzen sie stetig die Treibhausgase CO2, Methan und Lachgas frei und können ihrer Funktion als Wasserspeicher nicht mehr nachkommen. Eine Wiedervernässung hilft, dass die Treibhausgasfreisetzung gestoppt wird und die Moorflächen ihre Funktion als Wasser- und Kohlenstoffspeicher wiederaufnehmen können. Wo noch möglich, sollen daher, im Einvernehmen mit Grundeigentümerinnen, diese Flächen im Laufe des Projekts verbessert werden.
Gemeinsame Verantwortung im Moorschutz
Der kritische Erhaltungszustand der Moore erfordert substanzielle Veränderungen auf vielen Ebenen. Mit der von der UN und der EU bereits im Jahr 2021 eingeleiteten Dekade zur Wiederherstellung unserer Ökosysteme sind die Mitgliedstaaten nun aufgefordert, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen und Moore zu renaturieren. Österreich ist darüber hinaus Mitglied der internationalen Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten, zu denen die Moore zählen. Auch vor diesem Hintergrund wurde die Moorstrategie Österreich 2030+ erstellt, um einen langfristigen Moorschutz zu erarbeiten.
Der Schutz der Moore und Torfböden liegt in Österreich im Wesentlichen im Verantwortungsbereich der Bundesländer – es braucht dazu aber auch den Bund und die EU. Es gilt daher gezielt Schnittstellen zwischen allen Ebenen einzurichten bzw. vorhandene zu erweitern.
Der Moor- und Torfbodenschutz soll der gesellschaftlichen Relevanz folgend verstärkt berücksichtigt und das Bewusstsein dafür auch gestärkt werden. Da der Schwerpunkt bislang bei der Wiedervernässung von Hochmooren lag, bestehen weiterhin Wissensdefizite (etwa bei Niedermooren), die gezielt aufgearbeitet werden müssen. Durch die Bündelung und den Austausch von Fachwissen und anhand der zahlreichen, fachlich breit ausgerichteten Good-Practice-Projekten soll der angewandte Moorschutz in Österreich weiter professionalisiert werden.
Ein Fokus liegt neben den Umsetzungsprojekten auch auf der breiten Zusammenarbeit im Moorschutz. Gemeinsam mit Vertreterinnen aus Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Naturschutz, Erwerbsgartenbau und Klimapolitik werden Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen zu konkreten sektorübergreifenden Fragestellungen im Moorschutz erarbeitet werden.