Kategorie Klima- & Umweltschutz - 3. Januar 2023
Luftqualität steigt in Österreich kontinuierlich
Luftverschmutzung in Österreich 2022 großteils zurückgegangen – Vorläufige Bilanz des Umweltbundesamts zeigt sinkende Belastung durch Stickstoffdioxid und Feinstaub – Ozon jedoch negativer Ausreißer
In Österreich steigt die Luftqualität zum größten Teil kontinuierlich, wie die vorläufige Bilanz des Umweltbundesamtes zur Luftbelastung für 2022 zeigt. So sind etwa bei Feinstaub (PM10) eine der niedrigsten Belastungen seit Beginn der Messungen im Jahr 2000 und bei Stickstoffdioxid (NO2) eine der niedrigsten Belastungen seit 1990 zu verzeichnen. Lediglich bei Ozon (O3) lagen die Werte über jenen der Vorjahre.
Die vorläufige Bilanz der Luftqualität 2022 beruht auf vorläufigen Daten aus den Luftgütemessungen der Ämter der Landesregierungen und des Umweltbundesamtes im Auftrag des Klimaschutzministeriums (BMK).
Ausreißer bei der Luftgüte gab es erneut in den Stunden nach Silvester: Je nach Wetterlage wurden an einigen Messstellen zum Jahreswechsel die höchsten Feinstaubimmissionen des Jahres verzeichnet und die Grenzwerte teils deutlich überschritten. Zurückzuführen ist das auf das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht. Der Feinstaubgehalt in der Luft lag dabei kurzfristig oft mehr als das 20-fache über den gesetzlich festgeschriebenen Grenzwerten.
Luftverschmutzung ist laut WHO sowie einer im vergangenen Jahr im Fachmagazin „The Lancet“ erschienenen Studie weltweit für über 6,5 Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Auch in der EU sind nach Angaben der EU-Umweltagentur allein 2020 durch Feinstaub 240.000 Menschen frühzeitig verstorben.
Die feinen Partikeln gelangen in die Lungenbläschen und in die Blutbahn, belasten die Atemwege, schadet dem Herz-Kreislauf-System und können zu Entzündungen führen. Hauptquellen für Feinstaub sind Kraftwerke, Verkehr, Industrie und Hausbrand, aber auch die Landwirtschaft.
Anhaltende Minderung der Belastung
Luftverschmutzung zählt so neben der Erderhitzung zu einem der größten Umweltproblemen. Zu den wesentlichen Faktoren für niedrigere Luftschadstoffbelastung gehören ein weiterer Rückgang der sogenannten NOx-Emissionen des Straßenverkehrs sowie die relativ milde Witterung, wie das Umweltbundesamt mitteilte. Trotz der langfristig positiven Entwicklung der Luftqualität, werden in Österreich die aktuellen WHO-Richtwerte nach wie vor großflächig überschritten.
Bei Ozon zeigt sich für 2022 eine negative Entwicklung, da die Informationsschwelle an sechs Tagen an zehn Messstellen in Kärnten, Niederösterreich und Wien überschritten wurde, 2021 an einem Tag an zwei Messstellen, 2020 an einem Tag und einer Messstelle. An 33 Messstellen wurden Achtstundenmittelwerte über 120 μg/m3 an mehr als 25 Tagen registriert – in den beiden Vorjahren waren es zwischen drei und fünf Messstellen.
Bei Feinstaub für Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von unter zehn Mikrometern wurde nach den vorläufigen Daten das Grenzwertkriterium nach Immissionsschutzgesetz-Luft (I-GL) für PM10 (mehr als 25 Tagesmittelwerte über 50 μg/m3 pro Kalenderjahr) an keiner Messstelle überschritten, gleiches gilt – wie schon in den Vorjahren – für die EU-Luftqualitätsrichtlinie (mehr als 35 Tagesmittelwerte über 50 μg/m3 pro Kalenderjahr) für PM10, die Jahresmittelwerte für Feinstaub (PM10 und PM2,5) lagen in den meisten Bundesländern nach den vorläufigen Daten unter dem Niveau der Jahre bis 2018, berichtete das Umweltbundesamt.
Die meisten PM10-Tagesmittelwerte über 50 μg/m3 zeigt die vorläufige Feinstaubbilanz bis 30. Dezember 2022 an den Messstellen Feldkirch Bärenkreuzung, Judendorf Süd und Graz Don Bosco. In Feldkirch waren hohe Beiträge von Bautätigkeiten zu verzeichnen.
Bei vor allem aus dem Verkehr stammenden Stickstoffdioxid (NO2), für das insbesondere mit Diesel betriebenen Fahrzeuge verantwortlich sind, war die Belastung 2022 etwas niedriger als jene des Jahres 2021 und setzt damit den abnehmenden Trend der vergangenen 15 Jahre fort, die sich durch die Erneuerung der Fahrzeugflotte ergeben hat. Die vorläufigen NO2-Jahresmittelwerte zeigen 2022 wie auch die beiden Jahre davor keine Überschreitungen des EU-Grenzwertes von 40 μg/m3, jedoch wurde der nationale Grenzwert gemäß IG-L von 30 μg/m3 (Jahresmittelwert) an vier Messstellen in Linz, Salzburg, Graz und Tirol knapp überschritten. Eine detaillierte Analyse der Luftgütedaten wird im Herbst 2023 im Jahresbericht Luftgüte in Österreich vorliegen.
Revision der EU-Richtlinien für Luftqualität
Fest steht: Luftverschmutzung schadet der Gesundheit schon bei deutlich niedrigeren Konzentrationen als bisher angenommen. Im Oktober 2022 hat die Europäische Kommission deshalb einen Vorschlag für die Überarbeitung der EU-Richtlinien für Luftqualität veröffentlicht. Dieser Vorschlag sieht neue Grenzwerte vor, unter anderem für Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid, die ab 2030 einzuhalten sind.
Grundlage dafür sind die globalen Luftgüteleitlinien (Air Quality Guidelines, AQG) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2021. Diese Richtwerte dienen als Empfehlungen, wie die Bevölkerung besser vor der Belastung mit Luftschadstoffen geschützt werden kann.
Obwohl das Umweltbundesamt in Österreich langfristig einen positiven Trend in der Luftqualität verzeichnet, werden die aktuellen WHO-Richtwerte für Feinstaub (PM2,5), Ozon (O3) und Stickstoffdioxid (NO2) nach wie vor großflächig überschritten.
SERVICE: Weitere Informationen: https://www.umweltbundesamt.at/news221230