24. September 2018

MegaWATT rollt an: Die ersten neun Elektro-Trucks ausgeliefert

Der deutsche Lkw-Hersteller MAN hat am Donnerstag im Werk Steyr seine ersten neun Elektro-Trucks an Kunden übergeben, ein Konsortium aus 18 Unternehmen aus den Bereichen Handel, Produktion und Logistik. Die Laster sollen 2019 in Kleinserie mit 50 bis 100 Stück gehen. Das Projekt entstand in Partnerschaft mit dem Council für nachhaltige Logistik (CNL), das an der BOKU in Wien ansässig ist.

© MAN

Schlüsselrolle E-Mobilität

Der Güterverkehr bilde „eine Schlüsselrolle“ bei der Umsetzung der Klimaziele, betonte die Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, Theresia Vogel. Zur Reduzierung der Treibhausgase sei die E-Mobilität ein „ganz starker Hebel“.

„Wir sind der erste europäische Truck-Produzent, der seriennah einen E-Truck an den Kunden bringt“, erklärte Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus, Joachim Drees, bei der offiziellen Schlüsselübergabe an die Unternehmenspartner, die die Laster gemietet haben. Man habe einen zweistelligen Millionenbetrag in das Projekt investiert. Jetzt werde die Elektrifizierung im täglichen Einsatz erprobt, bevor nächstes Jahr eine Kleinserie im Werk Steyr aufgelegt werde, kündigte Drees an.

Unter den neun Lkw, die am Donnerstag leise die Halle 23 verließen, finden sich u.a. vier Kühlfahrzeuge und ein Sattelzug. Die Reichweite dieser Vorserie beträgt rund 180 Kilometer, die Ladezeit eine Stunde. Schwerpunktmäßig werden die Elektrolastwagen in Wien, Graz und Salzburg eingesetzt.

 

Logistikunternehmer Max Schachinger, auf dessen Initiative das CNL 2014 gegründet wurde, meinte, „die Kooperation schafft neue Handlungsräume, die ein Einzelkämpfer nicht hat“. Für ihn sei es an der Zeit, „das Ende des fossilen Zeitalters einzuläuten“.

Der Sektionsleiter Verkehr im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), Gerhard Gürtlich, der in Vertretung von Infrastrukturminister Norbert Hofer zur feierlichen Übergabe der E-Trucks nach Steyr gekommen war, wünschte „MAN einen guten Absatz“, denn dies sei auch für die Bundesregierung ein wichtiger Baustein in der Umsetzung ihrer Klimastrategie.

Europaweites Vorzeige-Projekt MegaWATT

Ermöglicht wurde die erfolgreiche Kooperation auch durch das  Forschungsprojekt MegaWATT. Durch dieses sollen bis 2021 mit E-Lkw (26-Tonnen-Elektrofahrzeuge) österreichweit nachhaltige Lösungen für einen emissionsneutralen Gütertransport in den Städten erarbeitet werden.

Dazu gehören unter anderem eine funktionierende Ladeinfrastruktur und der Aufbau einer E-Logistik-Datenbank. Das Fördervolumen des Klima- und Energiefonds, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), beträgt knapp drei Millionen Euro.

An MegaWATT nehmen neben den Forschungseinrichtungen der BOKU Wien heimische Handels- und Logistikunternehmen, Energieversorger, Netzbetreiber sowie Ladeinfrastrukturanbieter teil.

„Österreich ist mit MegaWATT europaweiter Vorreiter: Bisher mangelte es an Erfahrungen mit 26-Tonnen-Elektrofahrzeugen. Wir setzen in diesem Projekt bewusst auf praxisbezogene Forschung und freuen uns, dass viele heimische Unternehmen mit an Bord sind“, so Theresia Vogel, Geschäftsführerin Klima- und Energiefonds.

Geforscht wird in den Geschäftsfeldern Filialzustellung, Zustelllogistik, Transport von lokalen Verteilungszentren zu Produktionsstätten, Getränkezustellung und innerbetriebliche Zustellung. Parallel dazu steht die Entwicklung von Planungswerkzeugen für E-Lkw-Flotten und Ladeinfrastruktur mit einem Tagesstromverbrauch von mehreren Megawattstunden am Programm.

Ziel: CO2-freie Stadtlogistik

Das effektive und effiziente Management des Güterverkehrs in Städten hat auch auf EU-Ebene hohen Stellenwert. Das ambitionierte EU-Ziel ist (im Weißbuch 2011 Verkehr festgehalten), bis zum Jahr 2030 nahezu eine CO2-freie Stadtlogistik in größeren Ballungsräumen zu erreichen.

Mit MegaWATT sollen während der Projektlaufzeit in einem ersten Schritt die Treibhausgas-Emissionen um etwa 3.600 Tonnen CO2 reduziert werden. Ebenso wird der Ausstoß von Feinstaub und Stickoxiden drastisch verringert.

INFObox: Verkehrsministerium (BMVIT), Umweltministerium und die Automobilbranche haben für Österreich ein Paket zur Förderung von Elektromobilität in Höhe 72 Millionen Euro geschnürt. Das Maßnahmenpaket umfasst Anreize für den Kauf von Elektro-Fahrzeugen, den Aufbau von E-Ladestationen und eine eigene Nummerntafel für E-Autos. Seit 1. März 2017 ist die Prämie für Elektrofahrzeuge per Online-Registrierung via www.umweltfoerderung.at österreichweit möglich.