Kategorie Innovation & Technologie - 2. Dezember 2020

Mind the Gap: Die Zukunft der Mobilität braucht mehr Frauen!

Der Mobilitätssektor ist eine Branche im Wandel auf dem Weg zur Mobilität der Zukunft. Alternative Antriebstechniken, die Digitalisierung oder auch das Autonome Fahren – einige Beispiele an technologischen Entwicklungen, zudem die Notwendigkeit nach klimafreundlichen und nachhaltigen Verkehrsalternativen, welche enorme Veränderungen in der Mobilitätsbranche vorantreiben. Wie aber sieht es angesichts dieser rasanten Entwicklungen mit einer weiblichen Perspektive zur gleichberechtigten Ausgestaltung von Mobilität aus? Wo kommen Frauen in diesem Sektor als Führungskraft, als Projektleiterin, als Expertin in Mobilitäts- und Forschungsunternehmen vor?

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Der Verkehrs- und Verkehrsforschungssektor ist nach wie vor eine Männerdomäne, der Frauenanteil mit lediglich 22 Prozent weiterhin sehr gering und eine annähernde Gleichstellung der Geschlechter relativ weit entfernt. Eben dort die Gleichstellung von Frauen verstärkt zu fördern ist das Ziel der Initiative „Women in Transport“, die seit 2017 auf europäischer Ebene Frauen zur Gestaltung von Mobilitätslösungen mehr Wahrnehmung und Stimme verschaffen soll. Allerdings haben sich bislang nur vier EU-Mitgliedsstaaten zu dieser Plattform bekannt: neben Österreich sind dies Kroatien, Spanien und Schweden.

In Österreich haben sich über 20 CEOs aus der Branche bereit erklärt, die zugrundeliegende Absichtserklärung zu unterzeichnen und sich damit für eine Erhöhung der Frauenanteile im Verkehrssektor ausgesprochen. Angefangen bei Studium und Ausbildung sollen so immer mehr Frauen auf allen Arbeitsebenen mit ihren Ideen zu Mobilität besser sichtbar werden. Langfristig sollen die Beschäftigung von Frauen und die Chancengleichheit von Frauen und Männern im Verkehrssektor dank der von den Mitgliedern der Plattform ergriffenen Maßnahmen gestärkt werden.

Weibliche Sicht auf die Mobilitätswende etablieren

„Das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern wirkt sich negativ auf die Arbeitswelt aus“, so Klimaschutz- und Mobilitätsministerin Leonore Gewessler. „Daher gilt es, die Gleichstellung von Frauen auch in Zukunft verstärkt zu fördern. Genau hier setze das nationale Projekt ‚Women in Transport‘ bei österreichischen Mobilitäts- und Forschungsunternehmen an, um gezielt Gleichstellungsmaßnahmen zu unterstützen. „Dabei brauche es insbesondere auch weiterhin innovative Ansätze für mehr Vielfalt im Mobilitäts- und Forschungssektor“, so die Bundesministerin.

Österreich und das BMK haben sich bei diesen Netzwerktreffen von Anfang an aktiv beteiligt und Anfang dieses Jahres auf nationaler Ebene eine eigene qualitative Befragung bei Unternehmen und Forschungsinstitutionen durchführen lassen mit dem Ziel, den Status quo von Gleichstellungsmaßnahmen zu erfassen. Die Interviewreihe in 21 Unternehmen aus dem Mobilitäts- Verkehrsforschungssektor hat gezeigt, dass in Sachen Gleichstellung noch viel Luft nach oben ist.

Gleichzeitig gäbe es aber gerade jetzt auch eine „günstige Strömung für Veränderungen“ wie Verena Haberzeth, aus dem BMK Genderteam und der Abteilung für EU-Angelegenheiten und Internationales festhält. „Es ist an der Zeit neue wirksame Gleichstellungsmaßnahmen umzusetzen. Ziel muss es sein, Karrierepfade für alle zu ermöglichen und dadurch mehr Vielfalt in der Unternehmenslandschaft zu erreichen.“ Aus Unternehmensperspektive haben sich dabei vor allem drei zentrale Voraussetzungen für mehr Chancengleichheit herauskristallisiert:

  1. Die Unterstützung des gesellschaftlichen Wandels, der Stereotypen aufbricht und verändert.
  2. Eine fortschrittlichere Unternehmenskultur samt aufgeschlossenerer Vorgesetzten und der Möglichkeit für flexiblere Arbeitsbedingungen zur Unterstützung der Karrieremöglichkeiten für Frauen, trotz Teilzeit oder Karenz.
  3. Eine verbindliche Gesetzgebung, sowie mehr Anreize für Unternehmen diese auch einzuhalten. Auch müssten mehr explizit weibliche Bedürfnisse in der Verkehrsplanung berücksichtigt werden.

Für Lisa Anderluh, aus der Abteilung Güterverkehr und im BMK ebenfalls im Genderteam aktiv, sind „die Voraussetzungen für neue innovative Gleichstellungsmaßnahmen eine offene Diskussionskultur und der Wille, mutige Schritte zu setzen. Für ein gendergerechtes, zukunftsfites Mobilitätssytem braucht es daher noch mehr tatkräftige Unterstützung.“

 

Von mehr Chancengleichheit profitierten letztlich alle Beteiligten. Die Ausgewogenheit der Geschlechter trage zu vielfältigeren Arbeitsplätzen bei, was sich positiv auf die Attraktivität von Arbeitsplätzen im Verkehrs- und Verkehrsforschungsbereich sowie auch auf die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors auswirkt.

„Wir müssen definitiv größere Bemühungen setzen, um noch mehr Mädchen und Frauen für die Technik und die IT zu begeistern. Gerade in der Digitalisierung liegen die gut bezahlten Zukunftsjobs und diese gemeinsame Transformation müssen wir auch gemeinsam gestalten, Frauen wie Männer“, so Traude Kogoj, Gender- und Diversitätsbeauftragte bei den ÖBB.

Nach der Analyse der Interviews folgt im Frühjahr 2021 der zweite wichtige Teil des Projekts mit einer Workshop-Reihe zu Chancengleichheit, die unter Teilnahme der Ministerin und den CEOs aller interviewten Unternehmen geplant ist. Dabei sollen gemeinsam weitere Gleichstellungsmaßnahmen in den Unternehmen erarbeitet und für die Zukunft gefestigt werden.

„Ich freue mich auf die Workshops zum Thema mehr Gleichstellung und den wichtigen Gedankenaustausch zu diesem gesellschaftsrelevanten Thema mit den CEOs von repräsentativen Leitunternehmen im österreichischen Mobilitäts- und Innovationssektor, um konkrete weitere Schritte zu setzen“. so Gewessler. „Das ist mir auch persönlich ein großes Anliegen.“