19. Mai 2020
Neue Ausschreibung sucht Lösungen für Verkehrssicherheit des Schwerverkehrs
Abbiegeassistent-Förderungen für Lkw werden verbessert – Neue Infokampagne gegen Kinderunfälle in Österreich
In den vergangenen Jahren haben sich in Österreich einige schwere Unfälle unter Beteiligung von Lkw ereignet. Besondere Tragik erlangten sie, wenn Fußgehende oder Radfahrende Opfer solcher Unfälle wurden. Jetzt startet das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) die sechste Ausschreibung über den Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds (VSF). Gleichzeitig wird es eine Verbesserung der Förderung bei Abbiegeassistenten für Lkw geben.
„Nach Rückmeldungen aus der Branche haben wir die Förderbedingungen adaptiert. Jetzt können Förderungen für zehn statt wie bisher fünf Fahrzeuge beantragt und bisher nicht ausgeschöpfte Mittel rasch genutzt werden. Damit leisten wir einen Beitrag zur Verkehrssicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger“, so die für Verkehr zuständige Klimaschutzministerin Gewessler.
Mit der Ausschreibung des Verkehrssicherheitsfonds werden zudem innovative Lösungen im Bereich der Sicherheit des Schwerverkehrs gesucht.
„Ziel ist, dass wir herausragende Projekte finden und optimale Lösungsansätze für die Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit im Personen- und Gütertransport anbieten können“, betont Klimaschutzministerin Gewessler.
Die sechste Ausschreibung des VSF mit dem Titel schwer – Verkehr – sicher! gliedert sich in drei Schwerpunkte:
• Arbeitsbedingungen und Infrastruktur von Lkw- und BusfahrerInnen
Hebung der Verkehrssicherheit durch Verbesserung der Infrastruktur und der Arbeitsbedingungen
• Bewusstseinsbildung
Hebung der Verkehrssicherheit durch Bewusstseinsbildung inklusive Umsetzungskonzepte
• Lkw- und Busausrüstung
Darstellung von Verbesserungsmöglichkeiten an der Lkw- und Busausrüstung, insbesondere der Entwicklung neuer innovativer Ansätze.
Die Ausschreibung spricht alle österreichischen Organisationen und Expertinnen und Experten an, die in diesen Arbeitsfeldern aktiv sind.
Einreichungen sind ab sofort bis 31. Juli 2020 (12 Uhr) möglich.
Nähere Infos sowie die Ausschreibungs- und Einreichunterlagen sind hier erhältlich.
Besonders in Städten gab es zuletzt eine Häufung von Unfällen, die sich auf Abbiegemanöver von Lkw zurückführen lassen, wenn Menschen zu Fuß oder auf zwei Rädern dem Schwerkraftverkehr trotz Vorrangs gefährlich in die Quere kommen. Die Liste der Fälle ist lang. Zu lang, denn hinter jedem Fall steckt ein furchtbares Schicksal. Ganz besondere Tragik und Aufmerksamkeit bekamen jene Fälle, bei denen Kinder involviert waren. Überhaupt ist deren zahlenmäßiges Vorkommen in der Unfallstatistik besorgniseregend: Die Zahl der Kinder, die bei Verkehrsunfällen getötet wurden, ist zuletzt von drei im Jahr 2018 auf 16 im Vorjahr gestiegen. Im Jahr 2017 waren acht Todesopfer zu beklagen, im Jahr 2016 sieben. Auch die Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle ist gestiegen, von 47 auf 68. Auch dadurch sind die avisierten Verkehrssicherheitsziele trotz historisch niedriger Unfallzahlen gefährdet.
Die schwächsten Verkehrsteilnehmer besser schützen!
Erst jüngst bilanzierte das KFV, dass sich 2019 in Österreich 122.800 Kinderunfälle in den Bereichen Verkehr, Haushalt und Freizeit ereigneten. 24 Kinder (vorläufige Zahl) starben im Jahr 2019 an den Folgen dieser Unfälle. Umgerechnet bedeutet dies, dass alle vier Minuten ein Kind verunglückt, täglich im Durchschnitt rund 336 Kinder medizinisch behandelt werden müssen und alle zwei bis vier Wochen ein Kind in Österreich an den Folgen eines Unfalles stirbt. Damit gehören Unfälle zu den höchsten Gesundheitsrisiken für Kinder. Sie sind – neben Krebserkrankungen – Todesursache Nr. 1 im Alter zwischen 0 und 14 Jahren. Mehr als die Hälfte der in Österreich tödlich verunglückten Kinder 2019 entfallen dabei auf den Straßenverkehr. „Sichere Straßen für alle bedeutet auch sichere Straßen für Kinder. Gerade die schwächsten Verkehrsteilnehmer müssen mehr in den Fokus von Verkehrssicherheitsmaßnahmen gerückt werden. Es liegt an uns Erwachsenen, Kindern ein sicheres Lebensumfeld zu schaffen“, so Gewessler.
Stürze aus geringen aber auch großen Höhen, Ertrinkungsunfälle und Straßenverkehrsunfälle wären jetzt und in den kommenden Monaten besonders große Gefahren für Kinder, so das KFV. Um auf die Risiken der Jüngsten aufmerksam zu machen, hat das Kuratorium mit Unterstützung des BMK und des Roten Kreuzes eine Informationskampagne ins Leben gerufen. Bewusstseinsbildung und gezielte Maßnahmen sollen die Sicherheit von Kindern in Österreich erhöhen.
„Die steigende Anzahl von Kinderunfällen ist besorgniserregend. Die Sicherheit von Kindern muss erhöht werden, es liegt an uns Erwachsenen, Kindern ein sicheres Lebensumfeld zu bieten. Im Straßenverkehr ist mir die Sicherheit ein ganz besonders großes Anliegen, hier müssen die Kinder als schwächste Verkehrsteilnehmer noch besser geschützt werden. Maßnahmen, die die Verkehrssicherheit erhöhen, sind wichtig: Dazu zählen Temporeduktionen, gerade dort wo viele Kinder unterwegs sind, und eine übersichtlichere Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur“, so Gewessler weiter.
Nach einer merklichen Reduktion der Kinderunfälle in den Wochen der COVID-Ausgangsbeschränkungen nehmen schwere Verletzungen und leider auch die tödlichen Unfälle wieder zu.
„In unseren Bemühungen, die Zahl verunfallter Kinder zu reduzieren, dürfen wir nicht nachlassen. Hier sind wir alle gefragt!“, erklärt Othmar Thann, Direktor des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). Das KFV setzt in diesem Jahr besonders viele Kindersicherheitsschwerpunkte: So macht seit 13. Mai 2020 eine neue Informationskampagne mit Schwerpunkt auf Online-Medien in den nächsten Wochen auf die häufigsten und schwersten Gefahren für Kinder aufmerksam.
„Das Ziel dieser Kampagne ist neben einer breiten Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der Bevölkerung das Aufzeigen von konkreten Maßnahmen, durch die viele der schweren Unfälle verhindert werden können“, so Thann. Darüber hinaus startet das KFV ein Pilotprojekt in Gemeinden, in dem mit Hilfe eines Multiplikatoren-Netzwerkes – von Kindergärten und Schulen über Vereine und lokale Unternehmen – die Sicherheit von Kindern nachhaltig erhöht werden soll.
Rundum-Sicht im Straßenverkehr
Hintergrund: Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) hat sich der heiklen Materie Abbiegeassistenten bereits 2017 angenommen und hat Abbiegeassistenten an Lkw und Bussen in einem Pilotversuch in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fahrzeugsicherheit (VSI) der TU Graz gestestet. Das VSI der TU Graz beschäftigt sich umfassend mit Forschungen im Bereich der Transportsicherheit mit speziellem Fokus auf der Unfallforschung und Integrale Fahrzeugsicherheit.
Das vom BMK initiierte und vom Verkehrssicherheitsfond (VSF) teilfinanzierte Projekt soll die Gefahr von Unfällen mit Lkw und Bussen sowie deren immens großen toten Winkel minimieren. Österreichweit wurden dazu 20 Fahrzeuge (15 Lkw und 5 Busse) mit einem Assistenten des Typs Mobileye Shield+ System ausgestattet und so in Graz, Wels und Wien hauptsächlich innerorts unterwegs. So konnten bisher unter anderem Unterschiede der Gefährdungszonen zwischen Lkw und Bussen erkannt, aber auch innerstädtische Gefahrenstellen verortet werden.
Potentielle Unfälle beim Abbiegen fallen dabei nicht alleine in das Gefährdungsmuster. Eine mindestens ebenso große Gefahr geht von Frontalzusammenstößen bei Ausfahrten oder beim Anfahren, auch an geregelten Kreuzungen, aus. Ein nicht zu vernachlässigender Totwinkel, der bei großen Fahrzeugen bis zu 2,50 Meter ausmachen kann.
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