Kategorie Mobilität - 8. September 2023

Neue ÖBB-Sicherheitskampagne: Nicht das Leben riskieren…

Mithilfe von emotional gestalteten Sujets und Animationsvideos setzen die ÖBB auf Bewusstseinsbildung zur Vermeidung von Gefahren an Bahnanlagen.

Keine Kompromisse bei der Sicherheit gibt es bei den ÖBB. Das drückt auch die neue maximal aufmerksamkeitsstarke Sicherheitskampagne aus. Sie hat das Ziel das Bewusstsein für die sichere Benutzung von Bahnanlagen zu schärfen – mit bewusst aufrüttelnden Sujets auf Bahnhöfen, in Print-, Online- und den Sozialen-Medien, die zum Nachdenken und zur Diskussion anregen sollen. Es geht um (lebens-)gefährliche Situationen beim verbotenen Queren von Bahngleisen, am Bahnsteig, beim Klettern auf Wagons durch Stromüberschlag oder aber um Unfälle an Eisenbahnkreuzungen.

Im Vorjahr sind in Österreich sieben Menschen wegen unüberlegtem Handeln und Leichtsinn an Gleisanlagen zum Teil schwer verunglückt, einige leider auch tödlich. Dazu kommen noch fünf schwere Unfälle durch Bahnstrom. 66 Unfälle mit Verletzungen gab es an Eisenbahnkreuzungen, die in zwölf Fällen tödlich endeten. Besonders Kinder und junge Erwachsene begeben sich häufig aus Unwissenheit und Leichtsinn in Lebensgefahr.

In einem gemeinsamen Pressegespräch klären Johann Pluy, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur, Christian Schimanofsky, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit und Viktoria König, Oberärztin und Fachärztin für plastische und rekonstruktive Chirurgie, MedUni Wien, über die Gefahren an Bahnanlagen und deren mögliche schwerwiegende Folgen auf. Denn Achtsamkeit an Bahnanlagen ist unumgänglich – sonst wird es schnell (lebens)gefährlich. Nino Laitinen, der bei einem Unfall durch einen Stromüberschlag schwer verletzt wurde, richtet einen Appell an andere Jugendliche.

Riskiert, riskiert…

Menschen können Gefahren, die ihnen bisher nicht widerfahren sind, oft nur schwer oder gar nicht einschätzen. Besonders, wenn gefährliches Verhalten schon ein oder mehrmals gutgegangen ist.

Das kann ihnen zum Verhängnis werden. Denn: Auch wenn bisher nichts passiert ist, das nächste Mal kann das letzte Mal sein.

Die möglichen Folgen von mangelnder Achtsamkeit oder von „Mutproben“ werden drastisch mittels 3D – Figuren aufgezeigt. Sie sollen aufrütteln, Aufmerksamkeit erzeugen und dazu anregen, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Denn eine Gefahr, die man sich vorstellen kann, führt zu einer höheren Risikokompetenz.

Johann Pluy, Vorstand ÖBB-Infrastruktur: „Jeder einzelne der Unfälle wäre vermeidbar gewesen. Deshalb setzen wir auch dieses Jahr wieder ein Zeichen. Pünktlich zu Schulbeginn sorgen wir mit maximaler Aufmerksamkeit dafür, das Bewusstsein für die Gefahren an Bahnanlagen zu schärfen. Leider begeben sich gerade junge Menschen aus Unwissenheit oder Leichtsinn in Lebensgefahr. Mit schweren, leider oft tödlichen Folgen. Hier wollen wir dagegenhalten und Aufmerksamkeit für mögliche Gefahren erzeugen: Denn wer sein Leben riskiert, verliert es leider irgendwann unwiederbringlich.“

KfV-Direktor Christian Schimanofsky: „Hauptursache für Unfälle an Eisenbahnkreuzungen ist in 99 Prozent der Fälle immer menschliches Fehlverhalten. Das ist zum Beispiel mangelnde Aufmerksamkeit, fehlender Kontrollblick, Nichtanhalten bei einem Stopp-Schild oder die Missachtung des Rotlichts. KFV-Erhebungen zeigen immer wieder, dass Sicherungseinrichtungen – wie beispielsweise Schranken oder Lichtanlagen sogar wieder ignoriert werden. Vor Augen sollte man sich immer halten: Aufgrund der Masseunterschiede der Verkehrsteilnehmerarten, die an Eisenbahnkreuzungen aufeinandertreffen, ist die Verletzungsschwere bei Kollisionen mit einem Zug im Vergleich zu anderen Unfällen sehr hoch. Prävention schützt und rettet Leben.“

Viktoria König, Oberärztin und Fachärztin für plastische und rekonstruktive Chirurgie, MedUni Wien: „Starkstromunfälle im Umfeld öffentlicher Verkehrsmittel enden häufig tödlich, Überlebende sind oft mit dauerhaften schwersten Einschränkungen konfrontiert. Die große, unsichtbare Gefahr des Starkstroms muss Jugendlichen bewusst gemacht werden. Eine Stromleitung muss gar nicht erst berührt werden, um von einem 15.000 Volt Lichtbogen getroffen zu werden. Ein Augenblick der Unachtsamkeit kann ein Leben dramatisch verändern oder gar beenden.“

Nino Laitinen, der selber bei einem Unfall auf einem Bahnwagon durch Stromüberschlag schwer verletzt wurde, richtet einen Appell an andere junge Menschen: „Strom kann auch überschlagen, ohne dass ihr die Leitung auch nur berührt – mir war das nicht bewusst. Ihr müsst nicht bei jeder Sache dabei sein, es ist auch ruhig ok, wenn ihr mal absagt und nicht dabei seid.“

Besonders im Eisenbahnverkehr gibt es Gefahren, die vielen Menschen oft nicht bewusst sind. So können Züge im Gegensatz zu Autos nicht ausweichen und haben einen sehr langen Anhalteweg. „Rechtzeitig“ unmittelbar vor einem Hindernis zu bremsen ist daher nicht möglich! Ein Güterzug mit 100 km/h benötigt etwa 700 bis 1.500 Meter, um stehen zu bleiben – ein Auto mit derselben Geschwindigkeit nur rund 90 Meter.

Falsch verhält sich, wer:

  • Gleise quert um Wege zu verkürzen
  • auf abgestellte Wagons klettert – und einen Stromschlag von 15.000 Volt riskiert (auch ohne die Leitung zu berühren durch Stromüberschlag)
  • Eisenbahnkreuzungen unachtsam oder trotz Rotlicht bzw. herannahendem Zug quert
  • die Sicherheitslinie am Bahnsteig ignoriert

Die ÖBB informieren umfangreich über die Gefahren bei Fehlverhalten mittels:

  • Website passaufdichauf.at mit Tipps und Videos
  • Plakaten mit emotionaler Botschaft auf Bahnhöfen und in Schulen
  • Sicherheitsvorträge österreichweit an Schulen während des ganzen Schuljahres

Gleise queren:

Starkstrom:

Sicherheitslinie:

Bahngleise queren: