Kategorie Innovation & Technologie - 5. Mai 2017
Normierungskompass soll „babylonischer Verwirrung“ vorbeugen
Wien – Der Trend zur Digitalisierung basiert auf einer wichtigen Voraussetzung: Alle müssen dieselbe Sprache sprechen. Technologien müssen kompatibel sein, Produktions- und Logistiksysteme „miteinander reden“ können. „Die Wertschöpfungsketten werden zunehmend global. Man kann aber nur interagieren, wenn man auf gemeinsame Schnittstellen zurückgreifen kann“, sagt Roland Sommer, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0 Österreich.
Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Technologieministerium, dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie und anderen Institutionen mit dem Ziel, die nationalen Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0 voranzutreiben. „Wenn globale Normen in die Produkte aufgenommen werden, stärkt das die Marktposition und reduziert das unternehmerische Risiko“, so Sommer.
Gegen die „babylonischen Verwirrung“
Vor kurzem stellte die Plattform einen Normierungskompass vor, der einen Überblick über Normen im Bereich der digitalisierten Produktion bietet und einer „babylonischen Verwirrung“ der Technologien vorbeugen soll. Gerade bei Klein- und Mittelbetrieben soll Bewusstsein geschaffen werden. Der praxisorientierte Leitfaden versammelt 3000 Normen aus 13 Themenbereichen – von Mensch-Maschine-Schnittstellen über Datensicherheit bis zu speziellen Kommunikationsstandards.
Ein Bereich ist die Koexistenz und das Management von Funkapplikationen, gibt Sommer ein Beispiel. Der Datenaustausch per Funk wird in den Produktionshallen immer öfter eingesetzt, weil er die Fertigung flexibler macht. Es sind Normen, die sicherstellen, dass die einzelnen Technologien bei ihrer Anwendung keine Interferenzen produzieren – eine Problematik, über die sich bei der Anschaffung vielleicht kaum jemand Gedanken macht.
80 Prozent globale Normen
Die Zahl rein nationaler Normen im Bereich Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik hat in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen. 80 Prozent sind heute global, 20 Prozent europaweit gültig. Organisiert werden sie von einer Reihe von Einrichtungen: der International Organization for Standardization (ISO), dem Europäischen Komitee für elektrotechnische Standards (CENELEC) und dem International Electrotechnical Commission (IEC). (pum, 4.5.2017)