Kategorie Mobilität - 4. Oktober 2019

Österreich bleibt Bahnland Nummer 1 in der EU

Österreich ist auf der Schiene erneut Champion in der EU, bei tödlichen Bahnunfällen ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen

Es sind Gleisgeschichten wie diese, die Österreichs Vorreiterrolle als eines der führenden Bahnländer belegen. Hierzulande werden pro Person doppelt so viele Kilometer mit Bahn, Bim und U-Bahn gefahren wie im EU-Schnitt, zeigt die aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von eben veröffentlichter Daten der EU-Kommission. Mit 2.260 Kilometer pro Person und Jahr ist Österreich auf der Schiene klarer EU-Spitzenreiter – ein Trend der nunmehr seit 2015 anhält, als Österreich zum ersten Mal den Spitzenplatz eroberte.

© apa

Österreich ist beim Schienenverkehr der EU-Champion, klar vor Tschechien und Frankreich, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt. Pro Person und Jahr werden in Österreich im Schnitt 2.260 Kilometer mit Bahn, Straßenbahn und U-Bahn gefahren – und damit genau doppelt so viele wie im EU-Schnitt von 1.130 Kilometer.

In Tschechien werden 1.915 km pro Person und Jahr auf der Schiene gefahren, in Frankreich 1.745 Kilometer. Nur in der Schweiz wird in Europa mehr mit der Bahn gefahren, das Land liegt mit 2.605 Personenkilometer per anno noch vor Österreich.

Deutschland liegt im EU-Ranking mit 1.365 km pro Person und Jahr im EU-Ranking an fünfter Stelle und deutlich hinter Österreich. Schlusslichter sind Litauen (110 km), Griechenland (260 km) und Slowenien (290 km). Auf Zypern und Malta gibt es keinen Schienenverkehr.

Seit dem Jahr 2005 sind die auf der Schiene zurückgelegten Kilometer in Österreich von 15 auf 20 Milliarden Kilometer gestiegen. Ein wichtiger und trotzdem ausbaufähiger Beitrag hinsichtlich der weiterhin ambitioniert erscheinenden Klimaziele. „Die starke Zunahme ist erfreulich, aber die mit dem Auto gefahrenen Kilometer sind in diesem Zeitraum mit rund 12 Milliarden doppelt so stark gestiegen“, so VCÖ-Mobilitätsexperte Markus Gansterer. Österreich könne die Klimaziele aber nur erreichen, wenn der Autoverkehr zurückgeht und die Schiene stärker zulegt. Zum Vergleich: Wer in Österreich 1.000 Kilometer mit der Bahn statt mit dem Auto fährt, vermeidet rund 200 Kilogramm klimaschädliches CO2.

Sicher auf der Schiene

Auch in puncto Sicherheit sind erfreuliche Zahlen zu verzeichnen. Die Zahl der Bahnunfälle hat sich innerhalb von nur zwei Jahren halbiert – von 87 auf 42. In allen Bereichen (von Entgleisungen bis zu Kollisionen von Zügen) gab es deutliche Rückgänge. Die Zahl von auf der Schiene Getöteten sank innerhalb von drei Jahren von 35 auf 16. Zu diesen Ergebnissen kommt der Jahreseisenbahnberichts des Verkehrsministeriums (BMVIT), der Bilanz über die 50 in Österreich tätigen Eisenbahnunternehmen zieht.

Als Passagier ist man auf den österreichischen Bahnstrecken äußerst sicher unterwegs – in den vergangenen fünf Jahren starben nur drei Passagiere an Bord von Zügen. Der größere Teil der Todesopfer sind laut Bericht nicht autorisierte Personen im Bahnbereich (neun im Vorjahr) beziehungsweise Menschen, die versuchten, die Gleise zu überqueren (sechs).

ÖBB-Chef Andreas Matthä zeigte sich ob dieser Zahlen erfreut: „Sicherheit ist unser Basisversprechen. Daher investieren die ÖBB bis 2022 über eine Milliarde Euro in Technik, Organisation und Mensch, um die Sicherheit im System Bahn noch weiter zu erhöhen.“ Das beginne beim digitalen Zugsicherungssystem ECTS und gehe über die Stärkung der Sicherheitskultur bis zu einer Warn-App, die den Triebfahrzeugführer warnt, wenn er ein Halt-Signal nicht gleich wahrnimmt, sagt Matthä.

Diese Bilanz könnte für 2019 noch erfreulicher ausfallen. Heuer gab es erst einen schwereren Zugunfall mit drei Leichtverletzten.

Trotzdem starteten die ÖBB ihre jährliche Sicherheitskampagne. Mit aufrüttelnden Bildern soll die Kampagne Pass auf Dich auf das Bewusstsein für die sichere Benutzung von Bahnanlagen schärfen. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene begeben sich häufig aus Unwissenheit und Leichtsinn in Lebensgefahr.

Pünktlich unterwegs

Ein weiteres Plus der Österreichischen Bahnen: Pünktlichkeit, die sich in Europa durchaus sehen lassen kann. Nach Auskunft der ÖBB sind knapp 96 Prozent der Fern- und Nahverkehrszüge der Österreichischen Bundesbahnen pünktlich unterwegs. Ebenfalls einer der Spitzenwerte Europas.

Erst vergangenes Jahr durchbrachen die ÖBB eine Schallmauer und konnten mit dem Sprung über die Marke von einer Viertelmilliarde Fahrgäste auf der Schiene einen neuen Rekord verzeichnen. Dazu kam 2018 der Transport von etwa 113 Millionen Tonnen Güter, die ebenfalls per Schiene umweltfreundlich ans Ziel gelangten. Mit 100 Prozent grünen Bahnstrom  aus erneuerbaren Energieträgern gehört die Bahn zu den heimischen Vorreitern beim Klimaschutz. Mit Investitionen in die Bahninfrastruktur von rund zwei Milliarden Euro jährlich bauen die ÖBB am Bahnsystem der Zukunft. Ein in vielerlei Hinsicht ambitioniertes Bahnausbauprogramm, bei dem auch heuer Tunnel, Strecken, Bahnhöfe und P&R-Parkhäuser um gut zwei Milliarden Euro ausgebaut.

Akku-Zug weiterhin im Passagiertest

Im Fokus dabei auch jene etwa 1.300 Schienenkilometer, die in Österreich noch nicht elektrifiziert sind. Wie könnten diese Strecken ohne Diesel-Verbrennung betrieben werden? Eine Alternative dazu könnte der Cityjet eco sein. In einer Kooperation von ÖBB und Siemens Mobility wird derzeit ein umweltfreundlicher Zug mit Batterieantrieb entwickelt, dessen Testeinsatz auf ausgewählten nicht-elektrifizierten Bahnstrecken im Fahrgastbetrieb im September startete.

Ein „Leuchtturmprojekt, welches das Potential hat, die noch vorhandenen Treibhausgasemissionen im österreichischen Bahnverkehr weiter massiv zu reduzieren und das Angebot für die NiederösterreicherInnen gleichzeitig auf das komfortable Cityjet-Niveau anzuheben“, wie die ÖBB mitteilten.

Den Projektpartnern wurde zuvor die Zulassung für den ersten Batteriezug nach europäischen Standards für Österreich durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) überreicht.

Wo ein Betrieb danach tatsächlich sinnvoll ist, hängt laut ÖBB aber von Passagieraufkommen und Rentabilität einer Strecke, ausreichender Länge der Bahnsteige und auch den politischen Gegebenheiten im betreffenden Bundesland ab. Das tatsächliche Potential für den akkubetriebenen Cityjet eco in Österreich wird zunächst auf 25 Stück geschätzt, hauptsächlich in Niederösterreich.

Dort verlief der Einsatz des Prototyps im Fahrgastbetrieb überaus positiv. Die verbaute Technologie hat bewiesen, dass die ausgewählten Strecken und der reguläre Fahrplan möglich sind und die Energie in den Batterien ausreicht. „Unsere Erwartungen wurden sogar übertroffen“ freut sich Thomas Grasl, Projektleiter bei der ÖBB-Personenverkehr AG.

Nach den umfangreichen Tests in Niederösterreich, fährt der Cityjet eco nun vom 17. Oktober bis 15. November auf ausgewählten nicht-elektrifizierten Strecken in Oberösterreich.

Die Termine für die Testfahrten zum Einsteigen:



  • 17.10. + 18.10. sowie 21.10. – 25.10. Linz – St.Nikola/Struden

  • 17.10. + 18.10. sowie 21.10. – 25.10. Wels – Sattledt

  • 28.10. – 31.10. Linz – St.Nikola/Struden

  • 04.11. – 08.11. sowie 11.11. – 15.11. Linz – St.Nikola/Struden

  • 04.11. – 08.11. sowie 11.11. – 15.11. Vöcklabruck – Attnang-Puchheim – Schärding

  • 04.11. – 08.11. sowie 11.11. – 15.11. Attnang-Puchheim – Vöcklabruck

  • 04.11. – 08.11. sowie 11.11. – 15.11. Schärding – Attnang-Puchheim

INFObox: Österreich ist Bahnland Nummer 1 in der EU. Nicht zuletzt durch den ÖBB-Rahmenplan, der bis 2023 Investitionsmittel des Infrastrukturministeriums in Höhe von 12,9 Mrd vorsieht. Durch die Modernisierung von Bahnhöfen, die Errichtung von Park&Ride-Anlagen sowie die Verbesserungen beim Handy- und WLAN-Empfang wird die Qualität des Bahnangebots weiter verbessert. Nicht zuletzt mit der Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energie ist die Bahn auch weiterhin ein wichtiger Faktor beim Klimaschutz.
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