17. März 2025
Mit MERLIN bringt viadonau mehr Leben in die Au
Die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr hat noch einmal deutlich gemacht, wie Klimawandel und Gewässerverbauung zusammenwirken. Die langjähre und einzigartige Expertise der viadonau im Bereich Renaturierung von Wasserstraßen hilft uns, um der natürlichen Dynamik entlang der Doanu wieder mehr Raum zu geben.
So wurde etwa in der Hainburger Au im Nationalpark Donau-Auen im Herbst 2023 der Uferrückbau als Teil eines großen Renaturierungsprojekts gestartet. Nun sind die Baumaßnahmen abgeschlossen, wie viadonau und BOKU Wien bekannt gegeben haben. Das dort nun entstehende natürliche Ufer wird die Vernetzung der Au mit der Donau verbessern und so Leben und Biodiversität am Fluss fördern.
Der Uferrückbau ist Teil des EU-geförderten Forschungsprojekts MERLIN zur Wiederherstellung von Europas Süßwasser-Ökosystemen. Die Renaturierung dieses speziellen Donauabschnitts ist auch ein weiterer Beitrag zur Aufwertung des Lebensraums und zum Erhalt der biologischen Vielfalt im Nationalpark.
Auf einer Länge von insgesamt 920 Meter wurde die Steinsicherung komplett entfernt. Etwa 8.000 Kubikmeter Wasserbausteine wurden aus dem Nationalpark abtransportiert. Für die Arbeiten mussten etwa 40.000 Kubikmeter Feinsedimente, welche die Ufersicherungen verdeckten, umgelagert werden. „Gleich zu Beginn der Bauarbeiten haben wir eine weitere, uns bislang unbekannte Uferbefestigung gefunden“, so Alice Kaufmann, die bei viadonau für die Bauabwicklung verantwortlich war.
„Um das Ziel einer vollständigen Renaturierung zu erreichen, haben wir uns zu einer Erweiterung des Bauvorhabens entschlossen. So wurden aus den geplanten 800 Meter schließlich 920 Meter, auf denen die harte Steinverbauung der Donau komplett entfernt werden konnte.“
Herausfordernd war im vergangenen Jahr dann laut Kaufmann der hohe Wasserstand der Donau, der die Baufertigstellung erheblich verzögerte. Von den beiden Traversen, die im Rückbaubereich zwei natürliche Grabensysteme von der Donau abtrennten, konnte eine entfernt und eine weitere deutlich abgesenkt werden, wodurch bei höheren Wasserständen die Renaturierung tiefer in den Auwald hineinwirken kann. Daran ist momentan jedoch nicht zu denken, leidet die Donau aufgrund lang anhaltenden Trockenheit im vergangenen Winter derzeit an sehr niedrigen Wasserständen.
Den Feinschliff übernimmt die Donau
Unmittelbar nach dem Abzug der Baumaschinen und dem niedrigen Wasserstand ergibt sich derzeit vor Ort noch ein sehr „aufgeräumtes“ Bild, wie es Kaufmann ausdrückt. Aber das wird nicht so bleiben, denn ab sofort übernimmt die Donau den Feinschliff. Höhere Wasserstände werden das aufgelockerte Feinsediment abtragen und den darunterliegenden Kies freilegen. Es werden flache Kieszonen und Steilwände in den feineren Sedimentschichten entstehen. Um diesen Prozess zu unterstützen, wurde entlang des Uferrückbaus ein sogenannter Initialgraben geschaffen.
„Der Fluss kann das Ufer nun selbst gestalten. Wir werden die weitere Entwicklung beobachten, und es sind in MERLIN auch noch Untersuchungen entlang des neuen Ufers vorgesehen. Mit den hier gewonnenen Erfahrungen kann für künftige Wasserbauvorhaben gelernt werden“, so Silke-Silvia Michelitsch von der BOKU Wien, die das Projekt wissenschaftlich begleitet.
Der Uferrückbau ist Teil des flussbaulichen Maßnahmenkatalogs für die Donau östlich von Wien. Mit seiner Fertigstellung werden zwei große, bereits bestehende Renaturierungsprojekte noch einmal deutlich erweitert: Der Uferrückbau Thurnhaufen gegenüber der Stadt Hainburg sowie die erst 2021 erfolgte Wiederanbindung des Spittelauer Nebenarmsystems im Rahmen des Projekts Dynamic LIFE Lines Danube.
Der Rückbau fand unmittelbar stromab der Ausströmöffnung des Nebenarms statt, sodass hier nun großes Potential für eine noch ursprünglichere Fluss-Auenlandschaft entstanden ist. Diese umfangreichen Rückbaumaßnahmen sind zudem möglich, ohne die Schifffahrt auf der internationalen Wasserstraße Donau zu beeinträchtigen.