Kategorie Innovation & Technologie - 19. Februar 2020
Weniger Rohstoffe & Chemikalien: Umweltförderung im Inland lässt in Hallein Ressourcen sparen
Es ist eine erstaunliche Wandlung einer Branche, die auch hierzulande nicht immer den besten Ruf puncto Umweltverträglichkeit genoss. Stets Brennpunkt in der Umweltdiskussion setzt die Papier- und Zellstoffindustrie inzwischen vermehrt auf Nachhaltigkeit und befasst sich mit drängenden Umweltfragen. So auch die AustroCel Hallein GmbH aus Hallein bei Salzburg, die seit nunmehr 130 Jahren in der Zelluloseherstellung tätig ist.
Die Standortwahl scheint im Rückblick nur logisch, die Produktionsbedingungen in Hallein muten nahezu ideal an: Die Versorgung mit Fichtenholz als Rohstoff war in dieser Gegend immer gewährleistet, die Salzach lieferte Wasserkraft und mit dem Salz aus dem Dürrnberg lieferte die Saline Hallein die Grundlage für die Herstellung von Chlor und Bleichlauge. Die Papiersparte wurde in Hallein inzwischen abgestoßen, aus dem Ausgangsprodukt Holz wird nun ausschließlich hochwertiger Zellstoff für die Textilindustrie hergestellt. Viskosezellstoff liefert die Grundlage für Textilfasern. Das Unternehmen setzt sowohl bei der Rohstoffaufbringung als auch bei der Energieversorgung auf Nachhaltigkeit – auch durch Mittel des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) über die Umweltförderung im Inland.
Beim bisher eingesetzten Verfahren zur Produktion von Zellstoff wurde Hackgut für drei bis sechs Wochen zwischengelagert, wo es aufgrund mikrobiologischer Vorgänge zu einer Erwärmung der Biomasse auf 50° C bis 60° C und dabei zum Abbau von Harzen kommt. Die weitere Verarbeitung erfolgt in einem Kocher, in dem die Hackschnitzel über acht Stunden bei 150° C mit Kochsäure behandelt werden. Anschließend werden wenig aufgelöste Faserbündel und Äste entfernt. Die Holzausbeute bis zu diesem Punkt beträgt etwa 42 Prozent. Die übrige Menge ist während des Kochens in Lösung gegangen oder wurde mechanisch aussortiert. Die verbrauchte Kochsäure wird thermisch verwertet und Chemikalien zurückgewonnen.
Weniger Rohstoffe und Chemikalien
Das Förderprogramm Umweltförderung im Inland unterstützte ein Investitionsprojekt, in welchem die AustroCel gemeinsam mit Maschinenbauern aus den USA, Finnland und Österreich ein Konzept zur Sortierung und Behandlung der Hackschnitzel entwickelte, um die Grobfraktion des Hackguts auszusortieren und in einer Quetsche vorzubehandeln. Dadurch kann die Kochsäure im Kochprozess besser in das Innere vordringen und den Faserverbund im Holz aufschließen.
Durch die neue Anlage kann aus der gleichen Holzeinsatzmenge mehr und leichter bleichbarer Zellstoff mit weniger Lignin erzeugt werden. In Folge der verbesserten Ausbeute können jährlich zusätzliche 2.850 Tonnen Zellstoff hergestellt werden – bei einemum 16.815 Festmeter reduzierten Holzeinsatz. Darüber hinaus kann die eingesetzte Chemikalienmenge bei der anschließenden Bleiche erheblich reduziert werden.
Die AustroCel Hallein GmbH investierte über 4,7 Millionen Euro in die Realisierung dieses zukunftsorientierten Großprojektes. Rund 500.000 Euro wurden durch Förderungen aus der Umweltförderung im Inland des BMK im Bereich Ressourceneffizienz bereitgestellt.
Daneben produziert die AustroCel Hallein aus den Abfällen der Produktion im eigenen Biomasse-Heizkraftwerk pro Jahr rund 200 GWh Strom aus erneuerbaren Energieträgern, wovon bis zu 100 GWh direkt als Grünstrom in das Netz geliefert werden. Etwa 110 GWh Abwärme gehen an das öffentliche Fernwärmenetz. Dadurch gehört das Unternehmen zu den größten Ökostromerzeugern im Bundesland Salzburg.
Resteverwerter wird die AustroCel Hallein auch über die Produktion von Bio-Treibstoff aus Holz. Das Unternehmen möchte bis Ende 2020 eine Bio-Ethanol-Anlage errichten und damit bis zu 30 Millionen Liter Treibstoff im Jahr produzieren. Erzeugt wird dieser aus Reststoffen der Zellstofferzeugung. Das Endprodukt wird Benzin beigemischt und soll rund ein Prozent des jährlichen Benzinverbrauchs in Österreich ersetzen.