Kategorie Mobilität - 6. Dezember 2017

Schall & Wasser – Abenteuer Flussvermessung

Niemand durchschaut die Donau so wie sie. Mit Know-how, High Tech und enormer Erfahrung gehen die Expertinnen und Experten für Hydrographie der viadonau Tag für Tag den Geheimnissen der Donau auf den Grund. Neben den wertvollen Daten zur Entwicklung des Flussbetts leuchtet auf ihren Monitoren von Zeit zu Zeit sogar ein echter Schatz auf, der einen seltenen Einblick in die verborgenen Geschichten der Donau gewährt.

© viadonau

An der Oberfläche ist meist nur der beschauliche und ruhige Charakter des Flusses zu sehen, während darunter nahezu unsichtbar die Strömungskraft das Flussbett der Donau kontinuierlich verwandelt. Den Zeichen dieses Wandels sind die Vermessungsprofis von viadonau auf der Spur, denn Veränderungen des Flussbetts sind nicht nur für den Hochwasserschutz von Bedeutung. Sohlerosion, Seichtstellen und der Unrat aus Geschichte und Zivilisation können auch für die Schifffahrt eine ernste Gefahr darstellen.

Immer wieder erscheint mysteriös Anmutendes auf den Bildschirmen: So wie vor wenigen Wochen, als dieses unbekannte Objekt unterhalb der Schwechatmündung in der Donau geortet wurde. Wenig später wurde das Objekt aus dem Fluss gefischt und das Geheimnis gelüftet: Es handelte sich um einen Baumstamm, der möglicherweise Tausende Jahre alt ist. Eine sogenannte Mooreiche, bestens konserviert im Donauschlamm.

 

Echo der Donau

Bei der Flussvermessung kümmert sich ein Zweierteam an Land um die Referenzstation zur GPS-gestützten Standortbestimmung, während zwei weitere Spezialistinnen und Spezialisten die Kontrolle des Flussbetts übernehmen. Mit den Messbooten wird die Donau dabei systematisch abgefahren und mit modernem Echolot der Donaugrund abgetastet. Mit einem Fächer von 280 Strahlen können die Vermessungsprofis 1.000 Punkte pro Quadratmeter „scannen“ und dabei verblüffende 3D-Bilder erzeugen, die wichtig für Rückschlüsse über die Art eines Fundes sind. Trifft das Mess-Team auf gefährliche Hindernisse unter Wasser, wie Seichtstellen oder große Objekte, werden die Daten an das Wasserstraßen-Management weitergegeben und geeignete Maßnahmen getroffen.

Gefunden wird in der Tat so einiges, vor allem auch Objekte, die man kaum auf dem Grund der Donau vermuten würde: von Autowracks und Küchengeräten bis hin zu altem Kriegsgerät. So wurde 2009 eine sowjetische Selbstfahrlafette aus dem zweiten Weltkrieg bei Hainburg entdeckt. Weniger überraschend, aber umso faszinierender: Auch Schiffswracks werden aufgespürt, wie etwa ein rund 100 Jahre altes Güterschiff im März 2016 bei Orth an der Donau. Dabei wurden faszinierende Gegenstände gefunden und auch geborgen, unter anderem ein riesiger 5-Tonnen-Dampfkessel mit Explosionsspuren.

 

Im Übrigen: Auch der Donaukanal bleibt nicht von materiellen Hinterlassenschaften verschont. Ende November waren Mitarbeiter der viadonau damit beschäftigt, mehr als zwei Dutzend Leihfahrräder aus dem Kanal zu fischen, auch wenn in diesem Fall kein Echolot von Nöten war, um diese aufzuspüren.

Tipp: Wenn Sie wieder einmal an der Donau unterwegs sind, halten Sie Ausschau nach weiß-blauen etwa fünf bis sieben Meter langen Booten und beobachten Sie die „Wächter des Flusses“ in Aktion. Besonders interessant: die Spezialkonstruktion am Bug der Schiffe, mit der die Schwinger des Multibeam-Echolots ins Wasser gelassen und präzise positioniert werden.

INFObox: viadonau ist ein Unternehmen des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit). Mehr als 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen an vier Servicecentern und zehn Schleusen entlang der 378 Flusskilometer in Österreich die Naturlandschaft und die Wasserstraße Donau.