Kategorie Mobilität - 30. Januar 2017
Schwarze Schifffahrt: Was auf der Donau alles transportiert wird
Egal, ob man sich auf die Reichsbrücke in Wien, die Donaubrücke in Krems oder die VÖEST-Brücke in Linz stellt: Wartet man lange genug und entfernt seinen Blick nicht vom Wasser wird irgendwann ein Schiff am Horizont auftauchen, sich gemächlich nähern, unter der Brücke durchfahren und nach einiger Zeit wieder am Horizont verschwinden. Erwischt man einen Augenblick, indem das Schiff gerade nah an der Brücke ist, sind kleinere Details der Schiffe erkennbar. Manchmal kann man Umrisse des Kapitäns oder der Kapitänin erkennen und auch die Flagge, unter der das Schiff fährt, ist festzumachen.
Was man allerdings so gut wie nie sehen kann ist, was das Schiff eigentlich transportiert. Die Güter sind in meist dunkel lackierten oder gar rostigen Schubleichtern eingelagert und für Außenstehende nicht erkennbar. Die Schiffe und ihre geheime Ladung. Wir sind der Frage nach den Inhalten der Schiffe nachgegangen, die auf den rund 350 Kilometern der Donau in Österreich transportiert werden.
Schiff ist nicht gleich Schiff
Beschäftigt man sich mit der Wasserstraße Donau und den eingesetzten Schiffen, muss man wissen, dass Schiff nicht gleich Schiff ist. Grundsätzlich lassen sich zwei Typen von Binnenschiffen zum Gütertransport unterscheiden: Sogenannte Motorgüterschiffe, welche mit einem Motor und einem Laderaum ausgestattet sind, und Schiffsverbände, welche aus einem Motorgüterschiff oder einem Schubschiff und einem oder mehreren antriebslosen Schubleichtern (das sind die eingangs bereits erwähnten rostigen Gebilde, die die Donau auf und ab geschoben werden) bestehen, welche mit dem schiebenden Schiff verbunden sind. Auf der Donau herrscht die Verbandsform vor.
Aber was unterscheidet ein Binnenschiff von einem Seeschiff, das auf dem offenen Meer zum Einsatz kommt? Binnenschiffe haben geringere Anforderungen an Stabilität im Seegang, an Navigationsinstrumente und Rettungsgeräte.
Außerdem wird, ganz allgemein, noch zwischen schwarzer und weißer Schifffahrt unterschieden. Die Güterschifffahrt wird als schwarze Schifffahrt bezeichnet. Im Gegensatz dazu wird die Passagierschifffahrt, also Ausflugs- oder Kreuzfahrtschiffe, weiße Schifffahrt genannt. Die Bezeichnung bezieht sich in erster Linie auf das Erscheinungsbild: dunkle Güterschiffe und meist helle Passagierschiffe. Geregelt wird der Betrieb auf der Donau von viadonau. Das Unternehmen des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) ist für die infrastrukturelle Weiterentwicklung, eine umweltfreundliche Binnenschifffahrt, modernen Hochwasserschutz sowie Pflege und nachhaltigen Umweltschutz an der Donau zuständig.
Gütertransport auf der Donau
Aber bisher haben wir immer noch kein Licht ins Dunkel gebracht: Welche Inhalte werden denn nun in den Ladungsbehältern der Güterschiffe transportiert? Insgesamt wurden im Jahr 2015 auf dem österreichischen Donauabschnitt knapp 8,6 Millionen Tonnen Güter befördert. Um die Menge an Gütern etwas zu verdeutlichen: Die Schiffe auf der Donau haben in etwa 489 Donautürme in nur einem Jahr transportiert.
Spitzenreiter bei den Gütern sind dabei Erze und Metallabfälle (über 2,3 Millionen Tonnen). Das macht einen Anteil von fast einem Drittel (27,1 Prozent). Dahinter folgen land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse (18,5 Prozent) sowie Erdölerzugnisse (14,5 Prozent). Nahrungsmittel spielen in der Güterschifffahrt auf der Donau nur eine untergeordnete Rolle (4,5 Prozent). Außerdem werden noch Brennstoffe, Fahrzeuge oder Maschinen transportiert.
Die Vorteile der Binnenschifffahrt sind, dass sie große Massen und Volumen transportieren kann und dabei auch noch relativ umweltfreundlich ist. Beim Gütertransport entstehen deutlich weniger Schadstoff- und CO2-Emissionen als zum Beispiel mit einem LKW, der mit gleichem Energieaufwand eine viel geringere Transportweite zurücklegt als das Schiff, wie folgende Grafik zeigt.
Zudem können die Schiffe auf der Donau rund um die Uhr fahren, weil es auf dem Wasser kein Wochenend- und Nachtfahrverbot gibt. So kann auch die vergleichsweise niedrige Transportgeschwindigkeit ein wenig ausgeglichen werden. Oftmals ist es mit dem Transport auf dem Wasser aber nicht getan. Aufgrund der geringen Netzdichte müssen die Güter nach ihrer Reise auf der Donau umgeladen und mittels LKW oder Zug an ihren tatsächlichen Zielort gebracht werden.
Der am meisten frequentierte österreichische Hafen im Jahr 2015 war mit einer Gesamtumschlagsmenge von rund 3,1 Millionen Tonnen der Werkshafen der voestalpine in Linz (Anteil von 41,1 % am gesamten wasserseitigen Umschlag an der österreichischen Donau). Und sind die Güter erst einmal umgeladen, erscheint ihr Transport weit weniger mysteriös, da man zu Straße und Schiene als Transportmittel wohl weit mehr Bezug im Alltag herstellen kann.