Kategorie Innovation & Technologie - 13. September 2017

Leuchtturm einer intelligenten Stadt

Zwei von drei Österreicherinnen und Österreichern leben bereits im städtischen Raum. Doch wie soll das Leben in der Stadt in der Zukunft gestaltet werden? Wie können Städte an die Herausforderungen der  Zukunft angepasst werden? „Smart Cities“ können Antworten auf diese Fragen liefern. Unter diesem Begriff werden Konzepte zur energieeffizienten, ressourcenschonenden und emissionsarmen Stadtentwicklung zusammengefasst. Technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen sollen auf diese Weise im urbanen Raum besser inkludiert werden.

Das „Smart City Project Graz Mitte“ liefert beste Voraussetzungen, als Prototyp einer intelligenten Stadt zu agieren. In vielen Vorläuferprojekten wurden neue Energietechnologien getestet, die nun vom Entwicklungsmodus in die Anwendung zu wechseln bereit sind. Zu den neuen Technologien zählen etwa ein lokales Energienetz sowie die großflächige Realisierung von Grätzel-Photovolatikzellen. Diese sollen später auch in weitere Stadtentwicklungsprogramme integriert werden. Auch die Einbindung aller lokalen Akteurinnen und Akteure sowie der Bevölkerung, die mittels eines Stadtteilmanagements an der Entwicklung aktiv teilnehmen können, gehört zum Konzept dieses smarten Stadtbezirks.

Das neue Viertel entsteht westlich des Grazer Hauptbahnhofs – auch durch Förderungen des Bundes, wobei es als das erste Leitprojekt des Klima- und Energiefonds gilt, der es mit insgesamt 4,2 Millionen Euro unterstützt.

Das Hochhaus der Zukunft

Mit dem Science Tower steht nun das Flaggschiff des gesamten Hightech-Stadtviertels kurz vor der Vollendung. Er wird am 21. September diesen Jahres im Beisein von Infrastrukturminister Jörg Leichtfried feierlich eröffnet. Das imposante Hochhaus wird in den nächsten Jahren zum Zentrum und Wahrzeichen der Smart City Graz avancieren.

Schon von weitem sieht man seine 60 Meter über die noch leicht karge Baustellenlandschaft ragen. Elegant umwunden wird er von einer Fassade aus matt bronzen schimmerndem Energieglas. Dabei handelt es sich um spezielle Gläser mit eingebauten „Grätzel-Zellen“ – transparente, rötlich braune Glasscheiben, die Strom in einem Prozess, ähnlich der Photosynthese bei Pflanzen, erzeugen können. Eingebettet an der Dachkonstruktion sollen sich künftig spezielle Windturbinen nahezu lautlos drehen, während im Boden unter dem Science Tower eine Geothermie-Anlage 200 Meter in die Tiefe ragt. Sie wird das Gebäude im Winter heizen und im Sommer kühlen.

© Harry Schiffer PHOTODESIGN

Der Science Tower im Bau, © Harry Schiffer PHOTODESIGN

So soll es in Zukunft weiter gehen: der Turm als Herz der Smart City, eingefasst in Alleen mit neu verlegten Straßenbahnschienen, umsäumt von Gebäuden, in denen 3.500 Menschen  ihre Wohnung und über 1.000 ihren Arbeitsplatz haben. Schulen, Nahversorger, ein Krankenhaus und ein großer Park in Gehweite. Auf den Straßen Fahrräder, E-Bikes und nur wenige Autos, diese elektrisch betrieben und von den Anwohnerinnen und Anwohnern per Carsharing geteilt. Zukunftsmusik? All das könnte auf dem riesigen Projektareal bald Realität werden. Die ehrgeizigen Innovationen werden aber auch in luftiger Höhe ihre Blüten treiben. Im 14. Stockwerk des Science Tower, auf Augenhöhe mit dem Grazer Uhrturm, sollen im Dachgarten schon bald Bananen gedeihen.

Energie-Gigant

Der Science Tower hat herkömmlichen Gebäuden aber einiges mehr voraus: Er kann Energie produzieren, speichern und je nach Bedarf abgeben. Nicht nur für seine Mieter – Unternehmen aus dem Bereich der Umwelttechnologie –, sondern auch für sämtliche Elektrofahrzeuge des Viertels. Damit wäre die Smart City nicht nur ein technologisches, sondern auch ein soziales Pilotprojekt, um zu zeigen, wie eine Sharing Economy in der Praxis funktionieren kann.

Die Technologien des Turmes dienen auch den Umweltschutzzielen der Stadt. Um der topografisch bedingten Feinstaub- und Schadstoffbelastung entgegenzuwirken, soll in Graz trotz wachsender Bevölkerung bis 2050 der Schadstoffausstoß in Richtung „Zero Emission Stadt“ reduziert und die benötigte Energie regional und aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden.

Übersicht: technische Details des Science Tower Graz

© DI Markus Pernthaler Architekt ZT GmbH

Rendering © DI Markus Pernthaler Architekt ZT GmbH

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