Kategorie Innovation & Technologie - 9. März 2021
Technologientwicklung: Katrin Zorn ist FEMtech-Expertin des Monats
Katrin Zorn ist die FEMtech-Expertin des Monats Februar. Die promovierte Oberösterreicherin hat seit 1. Februar am Technology Competence Center der Miba Group die Position als Development Managerin für Future Products inne. Dort arbeitet sie an der Entwicklung effizienter, leistungsstärkerer und umweltfreundlicher Komponenten insbesondere für Fahrzeuge und Industrieanlagen.
Seit 2010 ist Katrin Zorn bereits bei der Miba, einem von Österreichs führenden Industrie- und Technologieunternehmen. Zunächst als Entwicklungsingenieurin in der Miba Coating Group, übernimmt sie dort schnell verschiedene Leitungsfunktionen wie die Entwicklungsleitung TechCenter Österreich, Leiterin R&D der gesamten Miba Coating Group bis hin zum Aufbau eines Technology Competence Centers der Miba Bearing und Coating Group.
„2018 wurde ich damit betraut die Entwicklungsabteilung der Beschichtungsgruppe mit jener der Gleitlagergruppe in Form eines Technologiekompetenzzentrums (kurz TCC) mit insgesamt 40 Mitarbeitern und Teams in China, USA, Deutschland, Indien und Österreich zusammenzuführen“, so Zorn über ihren Werdegang. 2019 ging das TTC unter ihrer Leitung in Betrieb. Seit Februar dieses Jahres gibt es dort nun den neuen Bereich Future Products, welcher sich mit der Entwicklung neuer Applikationen beschäftigt und vor allem im Bereich erneuerbarer Energien und alternativer Antriebe die Entwicklungen einer ganzen Reihe von umweltfreundlichen, effizienteren und auch leiseren Komponenten vorantreibt.
„Dabei arbeite ich eng mit allen Miba-internen Technologie-, Anwendungs- sowie InnovationsspezialistInnen zusammen und kooperiere darüber hinaus mit einem Netzwerk externer PartnerInnen aus Industrie und Wissenschaft“, so Zorn über ihren Arbeitsbereich. Der neue Komplex Zukunftsprodukte soll vor allem die klassische Verbrennertechnologie als heutiges Kernfeld der Miba ablösen. Ein Fokus hierbei ist insbesondere Lagertechnologie zu entwickeln indem die Gleitlagerfunktionalität in Form von Direktbeschichtungen in Bauteile integriert werden kann und so in den Zukunftsprodukten Gewicht und Bauraum eingespart werden kann. Diese Leistungsdichtesteigerung soll laut Zorn zu höherer Energieeffizienz und niedrigeren CO2-Emissionen führen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt neben der Reduktion von Schadstoffemissionen in der Reduktion von Geräuschemissionen: In diesem Feld hat sie gemeinsam mit KollegInnen bereits Patente anmelden können. Die patentierten Beschichtungen (sogenannte Adaptocoat™s) weisen ein adaptives Verhalten auf und können, wenn sie auf einer Verzahnung aufgebracht werden, je nach Schichtdicke unterschiedliche Funktionalitäten erfüllen: Dünne Adaptocoat™ Beschichtungen verbessern die Belastbarkeit von Zahnrädern und ermöglichen damit ein Downsizing, was direkt im Zusammenhang mit der Reduktion von Schadstoffemissionen steht. Ein zweites Patent handelt von dickeren Adaptocoat™ Beschichtungen, welche durch eine Mikroanpassung der Oberflächenstruktur die Verzahnungsqualität der Zahnräder verbessern und damit Geräuschemissionen reduzieren. Zorns Erfindungen zur Beschichtungstechnologie für Zahnräder wurden im Rahmen eines FFG geförderten Projektes in einem Konsortium mit dem RWTH Aachen und der Montanuniversität Leoben unter ihrer Leitung entwickelt.
Zorns Ausbildung führte nach der Chemie-HTL in Wels an die TU Wien, wo sie ihr Diplom- und anschließend auch das Doktoratsstudium absolvierte. An der TU Wien war sie auch von 2007-2010 als Universitätsassistentin am Institut für Materialchemie tätig. Nicht zuletzt deshalb durfte sie vergangene Woche von ihrer Alma Mater den TU Frauenpreis – pandemiebedingt im kleinsten Rahmen – entgegennehmen. In seiner Laudatio hob Marko Mihovilovic, Dekan der Fakultät für Technische Chemie aber vor allem Zorns ausgezeichnete Expertise hervor und betonte, dass die Preisträgerin nicht nur als erfolgreiche Leiterin eines international aktiven Technologie-Kompetenzzentrums tätig war, sondern auch großartiges Engagement im Bereich nachhaltige Technologien und Future Products als Zukunftsvision beweise. Hervorzuheben sei im Werdegang Zorns auch die internationale Orientierung. Schon während des Studiums absolvierte sie zahlreiche Forschungsaufenthalte quer durch Europa, verantwortete als Miba-Entwicklungsleiterin internationale Teams und wirkte unter anderem am Aufbau des Produktionsstandorts China direkt vor Ort mit.
Das FEMtech Interview mit Katrin Zorn finden Sie dieses Mal hier:
»Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Dr. Katrin Zorn
Development Manager Future Products
Miba Gleitlager Austria, Miba Bearing Division
Was macht die Miba AG genau?
Miba zählt zu Österreichs führenden Industrie- und Technologieunternehmen. Die High-Tech Gruppe ist mit 30 Produktionsstandorten in Europa, Asien, Nord- und Südamerika in allen wichtigen KundInnenmärkten vertreten. Die Miba entwickelt und produziert Komponenten, die Fahrzeuge, Züge, Schiffe, Flugzeuge, Industrieanlagen und Anlagen zur Produktion, Übertragung und Speicherung von Energie effizienter, leistungsstärker, leiser und umweltfreundlicher machen.«
Wordrap mit Katrin Zorn
- Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Mit Puppen, aufgrund meiner zwei Brüder jedoch auch viel Lego. - Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Ich würde mich immer und immer wieder für die Technik entscheiden! - Mein Vorbild ist:
Ich habe nicht das eine Vorbild, sondern habe viele WegbegleiterInnen, die mich inspirieren und mir zu neuen Sichtweisen verhelfen. Allen voran aber meine Mama – die mich immer dazu motiviert keine Grenzen zu sehen und mir keine Grenzen zu setzen. - Was ich gerne erfinden würde:
Ich würde mich gerne klonen können, um mehr Zeit zu haben allen meinen Interessen nachzugehen! - Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
…dann schöpfen wir als Gesellschaft aus dem vollen Potential! - Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… dann würde das einen guten Beitrag leisten (neben unterschiedlichen Kulturen, Generationen…) für ein größeres Ausmaß an Diversität. Diverse Teams sind aus meiner Sicht DER Erfolgsfaktor, um nachhaltige Entscheidungen treffen zu können! - Was verbinden Sie mit Innovation:
Mit Innovation verbinde ich generell Neues, Veränderung, Querdenken und persönlich Faszination und Leidenschaft! - Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Weil sie uns ermöglicht neue Pfade zu beschreiten und Wissen zu generieren in Technologien und Methoden, die ein großes Entwicklungsrisiko bedeuten. Für die Entwicklung innovativer Produkte in Österreich braucht es Grundlagenforschung und eine enge Zusammenarbeit der Universitäten mit der Industrie – für beide Themen ist Forschungsförderung unerlässlich. - Meine Leseempfehlung lautet:
Long walk to Freedom von Nelson Mandela