Kategorie Innovation & Technologie - 3. Januar 2019
Was heißt Multimodalität? Österreich unterwegs Teil 7
In einer siebenteiligen Serie beleuchten wir das Mobilitätsverhalten der ÖsterreicherInnen. Wie sind wir unterwegs? Und was hat sich in den letzten 20 Jahren verändert? Die vierköpfige Familie Flink begleitet uns durch diese Serie.
Zwölf Jahre hat das Auto der Familie Flink bereits auf dem Buckel. Da mal wieder eine größere Reparatur ansteht, wird im Familienrat besprochen, ob nochmals viel Geld in das Auto gesteckt werden soll oder ob ein Neues zu kaufen, sinnvoller wäre. Ein gewichtiges Wort hat diesmal auch Tochter Lisa mitzureden. Immerhin nutzt sie das Auto ebenso.
So richtig begeistern kann sich die Studentin für ein neues Auto trotzdem nicht. Aus ihrem Studium weiß sie, dass sich die Mobilität in den kommenden Jahrzehnten grundlegend ändern wird. Drei Schlagworte fallen ihr dazu ein: Vermeiden – Verlagern – Verbessern –, die sich auch in der aktuellen Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung wiederfinden. Unter dem Titel #mission2030 werden darin die strategischen Ziele im Klima- und Energiebereich für die nächsten Jahre und Jahrzehnte festlegt:
- Vermeiden heißt: Überlegen, ob Wege überhaupt notwendig sind, ob moderne Medien diese nicht teilweise ersetzen, ob der Besetzungsgrad im Auto erhöht und ob mittelfristig Siedlungsstrukturen mit kurzen Wegen geschaffen werden können.
- Verlagern heißt: Umstieg auf umweltfreundlichere Alternativen (zu Fuß, per Rad, Öffis) und Sharing-Systeme, der pragmatischen Mulitmodalität folgend.
- Verbessern heißt: Jene Wege, die auch weiterhin nur mit dem motorisierten Individualverkehr bewältigt werden können, durch Verbesserung der Technologien umweltfreundlicher zu gestalten. Also vom Verbrennungsmotor zum Elektro- oder auch zum Wasserstoffauto, wobei in diesem Zusammenhang auch Automatisiertes Fahren ein wichtiges Thema ist.
VerkehrsexpertInnen sprechen zunehmend von einer „pragmatischen Multimodalität„. Gerade im urbanen Bereich und bei jungen Personen wird eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber einem eigenen Auto festgestellt. Man will ein Auto nutzen, muss es aber nicht besitzen. Mit Smartphones und Apps hat man leichten Zugang zu Sharing-Systemen und überlegt bei Wegen, welcher Modus der optimale ist: zu Fuß, mit dem Rad, mit den Öffis, mit einem Carsharing-Auto oder mit dem eigenen Auto, wofür man mitunter nur schwer einen Parkplatz findet.Lisa kann das sehr gut nachvollziehen, auch ihr fehlt der persönliche Bezug zum eigenen Auto.
Ein wesentlicher Aspekt in der Mobilität der Zukunft ist das Automatisierte Fahren, welches sowohl bei Autos als auch bei den Öffis ein immer größeres Thema wird.
Weitere Aspekte, welche unsere zukünftige Mobilität ebenfalls prägen werden, sind: Verkehrsinformationen, welche kurzfristig jederzeit abrufbar sind. Die Zunahme von Teleworking sowie das weitere Voranschreiten der Urbanisierung und Suburbanisierung.
Lisa setzt noch eines drauf. „Wie wäre es, wenn wir überhaupt gleich ein E-Fahrrad nehmen. Mit einem Anhänger ist auch der Wocheneinkauf kein Problem. Und bei der Anzahl der verkauften E-Bikes sind wir Österreicher sogar EU-Spitze. Nur in den Niederlanden und in Belgien werden derzeit noch mehr Pedelecs verkauft.“
Papa Herbert kommt ins Grübeln: „Eigentlich wollten wir ja nur entscheiden, ob wir unser altes Auto behalten oder ein neues kaufen. Für Wochenendausflüge könnten wir auch die günstigen Familientickets der Bahn nächstens ausprobieren. Aber stimmt, wir sollten unser Mobilitätsverhalten grundsätzlich überdenken. Vermeiden – verlagern – verbessern -, versuchen wir es einmal. Machen wir unsere eigene Mission2030 daraus.“
Weitere Erhebungen?
Die Zukunft der Mobilität hat begonnen. Zahlen und Fakten wie jene aus der Mobilitätserhebung Österreich unterwegs 2013/2014 liefern Grundlagen für Planungen und Entscheidungen. Nutzen Sie diese.
Für kleinräumige Mobilitätserhebungen in Ihrer Gemeinde oder Region können die Daten von Österreich unterwegs eine wertvolle Ergänzung darstellen. Falls Sie eine Erhebung planen, setzen sie auf unser bewährtes System auf und kontaktieren Sie das Klimabündnis Österreich.
Wussten Sie, dass…
… die Fahrweiten mit dem Pkw in 90 % der Fälle unter 100 km liegen und dafür durchschnittliche E-Autos bei weitem ausreichend sind, unabhängig von den Witterungsbedingungen. E-Pkws eignen sich auch sehr gut als Zweitauto, so diese unbedingt notwendig sind.
Nur 10 % der Fahrten an Werktagen mit dem Pkw sind länger als 100 km. Die durchschnittliche Tagesweglänge mit den Pkw als LenkerInnen liegt bei 48 km.
… die E-Mobilität sich steigender Beliebtheit erfreut: Bis 2014/2015 waren die jährlichen Neuzulassungen bei Elektrofahrzeugen noch gering, seither gibt es ein starkes Wachstum. Mit den aktuellen Förderungen für die E-Mobilität wurde ein effizientes Mittel geschaffen, den beginnenden Technologiesprung zu forcieren.
2017 wurden österreichweit über 7.000 E-Pkw (Klasse M1) verkauft, das sind knapp über 2 % der insgesamt neu zugelassenen Pkw.
… ein wesentliches Kaufkriterium für E-Pkw die Frage ist, wo bei weiteren Fahrten schnell und bequem aufgeladen werden kann. Österreichweit gibt es bereits rund 3.200 Normalladepunkte und 530 Schnellladepunkte (Ladeleistung über 22kW).
… E-Fahrräder immer beliebter werden: 2017 lag die Gesamtzahl der verkauften E-Bikes in Österreich bei über 120.000, das sind knapp 30 % des Gesamtmarktes. Mit Rang drei hinter den Niederlanden und Belgien liegt Österreich europaweit im Spitzenfeld der Anzahl der verkauften Pedelecs – siehe Verkaufszahlen von E-Fahrrädern österreichweit oben.
… es eine Förderung zur Anschaffung von E-Fahrrädern und E-Transporträdern in der Höhe von bis zu 200.- Euro gibt. Details dazu unter: www.umweltfoerderung.at
Weiterführende Informationen zum Thema E-Mobilität finden Sie unter: Informationsblätter des BMVIT und den Monitoringstudien der austriatech.