Kategorie Innovation & Technologie - 5. März 2025

Europäische Trägerrakete Ariane 6 startet am Donnerstag zum 2. Premierenflug

Der kommerzieller Erstflug von Europas Ariane-6-Rakete steht kurz bevor

Der am Montag kurzfristig abgesagte Start der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 soll am Donnerstag nachgeholt werden. Als neuer Termin für den Abflug der Ariane 6 im Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana werde nun der 6. März um 13.24 Uhr Ortszeit (17.24 Uhr MEZ) angepeilt, erklärte die französische Betreiberfirma Arianespace in der Nacht auf Dienstag. Zuvor seien die technischen Anlagen am Boden erneut überprüft worden.

Arianespace hatte die kurzfristige Absage des Ariane-6-Starts am Montag mit einer „Anomalie am Boden“ begründet. Diese sei entdeckt worden, nachdem die Bodenteams im Weltraumbahnhof Kourou bereits grünes Licht gegeben hatten. Im vergangenen Juli war die Ariane 6 mit 20 Mikrosatelliten an Bord zu ihrem Erstflug gestartet. Gegen Ende des Flugs war die Rakete allerdings von ihrer Flugbahn abgewichen. Arianespace erklärte später, die technischen Probleme seien behoben und einem zweiten Flug stehe nichts im Weg.

Europa sucht Unabhängigkeit auch in Raumfahrt

Mit dem für Donnerstag anvisierten Start soll der erste kommerzielle Flug der Ariane 6 beginnen. Die Rakete soll den militärischen Aufklärungssatelliten CSO-3 ins All bringen – den dritten und letzten Satelliten, der zu einem gemeinsamen Programm mehrerer europäischer Länder unter der Führung Frankreichs gehört.

 

Mit der neuen Ariane-6-Rakete will Europa in der Raumfahrt unabhängiger von den USA und Russland werden. Das Vorgängerinnenmodell Ariane 5 war nach 27 Jahren im Einsatz im Juni 2023 zum letzten Mal gestartet. Seit Moskaus Invasion in der Ukraine im Februar 2022 haben sie zudem keinen Zugang mehr zur russischen Trägerrakete Sojus, die zehn Jahre lang von Kourou aus gestartet war. Mitz der Ariane 6 kann Europa nun wieder Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern – auch zu deutlich günstigeren Konditionen als beim Vorgängermodell.

Je nach Mission kann die flexible und modulare Rakete mit zwei oder vier Boostern ausgestattet werden und unterschiedliche Nutzlasten in einem kleineren oder einem längeren Oberteil unterbringen. Bis zu 11,5 Tonnen Gesamtfracht kann sie bei geostationären Satelliten transportieren und 21,6 Tonnen in niedrigeren Umlaufbahnen.

Anteil an der Entwicklung und Umsetzung der neuen ESA-Trägerrakete für schwere Lasten haben auch mehrere österreichische Firmen. So findet sich heimisches Know-how und Technologie in der Hochtemperatur-Thermalisolation für die Raketenantriebe sowie im Steuermechanismus für die Oberstufe der Rakete. Dies lieferte der größte Weltraumzulieferer des Landes, Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space), mit Hauptsitz in Wien. Die im Unternehmens-Werk in Berndorf im Triestingtal (NÖ) produzierte Spezialisolation ist zum ersten Mal auf einer Trägerrakete im Einsatz.

An der Entwicklung des Datennetzwerks von Ariane 6 war das Wiener Hightech-Unternehmen TTTech beteiligt, das ebenso Komponenten für die Bordelektronik geliefert hat. Die Chips des Unternehmens ermöglichen es, Navigations- und Steuerungsdaten sowie Überwachungs- oder Videodaten zu übertragen. Test-Fuchs Aerospace Systems aus Groß-Siegharts (NÖ) entwickelte für Ariane 6 verschiedene Ventilsysteme. Das steirische Unternehmen Hage Sondermaschinenbau fertigte eine 50 Meter lange Anlage an, die zur Bearbeitung von Verschlusskappen für Ariane 6 zum Einsatz kam. So konnten Teile für das Tanksystem mit besonders widerstandsfähigen Schweißnähten versehen werden. Laut Forschungsförderungsgesellschaft FFG waren zudem auch das Stahlbearbeitungsunternehmen ISW sowie das Edelstahlunternehmen Böhler an dem europäischen Großprojekt beteiligt.