Kategorie Energie - 17. August 2022
Treibhausgas-Emissionen: Pandemieeffekt vorbei
Die Nahzeitprognose „Nowcast“ des Umweltbundesamtes ergab für das Jahr 2021 einen Anstieg der Treibhausgas-Emissionen um rund 4,8 Prozent. Nach den vorläufigen Zahlen wurden im Vorjahr 77,1 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert.
Trotzdem ist ein deutlicher Reduktionstrend erkennbar. Vor allem im Verkehrsbereich sind die Emissionen im Vergleichszeitraum um zehn Prozent gesunken. Im Vergleich zum „Ausnahmejahr“ 2020, das den Beginn der Corona-Pandemie mit ausgedehnten Lockdowns markiert, sind die CO2-Emissionen allerdings wieder deutlich gestiegen.
Einfluss von Wirtschaft und Witterung
Für das vorläufige Ergebnis gibt es mehrere Faktoren: So spielte die wirtschaftliche Erholung nach einem deutlichen Rückgang 2020 eine Rolle, messbar am Bruttoinlandsprodukt, das um rund 4,5 Prozent gestiegen ist. Die Witterung 2021 war deutlich kühler, dadurch zeigte sich bei den Heizgradtagen ein Anstieg um 12,5 Prozent gegenüber 2020.
Im Verkehrsbereich stiegen die Emissionen gegenüber 2020 erwartungsgemäß durch den höheren Absatz an Treibstoffen um 4,3 Prozent bzw. 0,9 Mio. Tonnen. Hier ist allerdings ein deutlicher Rückgang zur vorpandemischen Zeit erkennbar. Gegenüber 2019 seien die Emissionen um zehn Prozent bzw. um 2,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent zurückgegangen.
Mit dem Erneuerbaren Wärme Gesetz, dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz, der Förderaktion ‚Raus aus Öl und Gas‘ oder mit der ökosozialen Steuerreform rücken die Wirtschaft, Industrie und Energie verstärkt in den Fokus. In der industriellen Produktion und in der Energieerzeugung, die zum Emissionshandel zugeordnet sind, waren im Jahr 2021 deutliche Emissionssteigerungen zu verzeichnen, so der „Nowcast“: Der Anstieg um rund 6,2 Prozent bzw. rund 1,7 Mio Tonnen CO2-Äquivalent seien insbesondere auf die deutlich höhere Stahl- (plus 18 Prozent bzw. plus 1,6 Mio. Tonnen CO2) und Zementproduktion (plus 0,2 Mio. Tonnen CO2) sowie auf die höhere Stromproduktion aus Erdgaskraftwerken (plus 0,3 Mio. Tonnen CO2) zurückzuführen.
Raus aus Öl und Gas
„In der Industrie und heimischen Stromproduktion ist nach wie vor die Abhängigkeit von Öl und Gas, allem voran aus Russland, sehr deutlich. Darum werden wir bis 2030 unseren Strombedarf zu 100 Prozent aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse decken können und auch unsere Wärmeversorgung in Österreich auf klimafreundliche Alternativen umstellen“, kündigte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler an.
Im Sektor Gebäude bewirken die deutlich höhere Anzahl der Heizgradtage und der damit verbundene Heizöl- (plus 7,0 Prozent) und Erdgasverbrauch (plus 15,6 Prozent) eine Steigerung der Emissionen um 11,3 Prozent bzw. 0,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist auch in diesem Bereich stark spürbar. Ab 2023 dürfen daher österreichweit keine Gasheizungen mehr in Neubauten verbaut werden und auch kaputte Öl- und Kohleheizungen müssen ausschließlich durch klimafreundlichere Heizsysteme ersetzt werden.
Im Sektor Landwirtschaft blieben die Emissionen laut vorläufiger Zahlen 2021 auf ähnlichem Niveau wie 2020. Die abnehmenden Trends der vergangenen Jahre in der Abfallwirtschaft und bei den fluorierten Treibhausgasen (F-Gase) setzten sich auch 2021 fort. Insgesamt zeigten die vorläufigen Zahlen für die Wirtschaftssektoren, die nicht dem Europäischen Emissionshandel unterliegen, im Jahr 2021 Emissionen in der Höhe von etwa 48,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Damit sei die Höchstmenge für 2021 um 0,4 Mio. Tonnen unterschritten worden.
Service: Nahzeitprognose der Österreichischen Treibhausgas-Emissionen für 2021 (Nowcast 2022)