28. April 2022

Umweltförderung im Inland: So forciert das Chemie-Unternehmen Treibacher die Abkehr vom Erdgas

Die Treibacher Industrie AG (TIAG) ist ein Unternehmen der chemischen Industrie mit Sitz in Treibach (Gemeinde Althofen) in Kärnten. Das 1898 von Carl Auer von Welsbach als Treibacher Chemische Werke gegründete und heute international tätige Unternehmen beschäftigt etwa 900 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 530 Millionen Euro.

© Treibacher AG

Neben der Erfindung des Gasglühlichts bescherte Auer von Welsbach die Patentierung des Zündsteines 1903 weltweiten Erfolg. Auch heute noch ist der Zündstein ein Teil des breiten Produktportfolios der TIAG. Aber vor allem Vorprodukte für technologisch anspruchsvolle Anwendungen werden heute von Treibacher entwickelt, produziert und an Abnehmende in aller Welt geliefert. Das Spektrum reicht dabei von Vorstoffen für die Pharmaindustrie und Biomedizin, über Beschichtungen für die Flugzeug- und Katalysatorindustrie bis hin zu hochwertigen Vorlegierungen für die Stahlindustrie.

 

Darüber hinaus ist die Treibacher Industrie AG in Europa Markt- und Technologieführer für das Recycling von verbrauchten Katalysatoren aus der Erdölindustrie, wodurch jedes Jahr tausende Tonnen Primärressourcen wie Vanadium, Nickel und Molybdän eingespart werden.

Grüner Wasserstoff aus Produktionsprozessen

Um Einsparungen geht es bei Treibacher auch beim Erdgas. Das ist nach wie vor eines der Hauptenergieträger in einer äußerst energieintensiven Produktion. Zum Einsatz kommt das Gas auch in der Wasserstoff-Produktion, der für die Produktion von Vanadiumoxid und Wolframpulver eingesetzt wird, die in der Stahlerzeugung gebraucht werden. Schon weit vor der Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat sich Treibacher auf die Fahnen geheftet, Wasserstoff künftig nicht mehr aus Erdgas, sondern mittels Elektrolyse aus Wasser herzustellen.

Der Strom dafür soll künftig durch erneuerbare aber auch durch in den Produktionsprozessen abfallende Energie gewonnen werden. „In diesen Bereichen möchten wir auf Gas verzichten und grünen Wasserstoff herstellen“, so Treibacher-Vorstand Rainer Schmidtmayer. Man rede hier nicht von ferner Zukunftsmusik, sondern von einer konkreten industriellen Anwendung. Zu Gute kommt dem Unternehmen dabei die Umstellung der genutzten elektrischen Energie auf 100 Prozent Ökostrom, wie Schmidtmayer weiter erklärt.

Zudem kann die TIAG Wasserstoff auch direkt aus den den Industrieprozessen gewinnen. In der Vanadiumoxidanlage der TIAG werden aus Vanadium(V)-haltigen Stahlwerksschlacken in einem vielstufigen, vollkontinuierlichen Prozess Vanadiumoxide hergestellt. Die Anlage ist durchgehend ganzjährig in Betrieb. In der ersten Prozessstufe, der Röstung, wird die V-haltige Stahlwerksschlacke mit Zuschlagstoffen versetzt und in zwei parallel-betrieben Etagenöfen bei ca. 750 °C geröstet. Die Röstung der Stahlwerksschlacke ist die mit Abstand energieintensivste Prozessstufe.

Daneben wird am Standort ein Reduktionsofen betrieben, welcher die letzte Prozessstufe bildet. Durch den chemischen Reduktionsprozess mit Wasserstoff wird aus dem fünfwertigen Vanadium ein dreiwertiges Vanadiumoxid. Damit die Reduktion störungsfrei erfolgt, ist ein Überschuss an Wasserstoff erforderlich. Das Abgas wird aktuell über einen Kamin ins Freie abgeleitet und der Energiegehalt des Wasserstoffs darin somit nicht genutzt.

Geplant ist nun die Nutzung dieses Überschuss-Wasserstoffs für den Brenner der Vanadiumoxid-Anlage. Eine Maßnahme, durch die knapp 200.000 Kubikmeter Erdgas pro Jahr eingespart und 428 Tonnen an CO2-Emissionen jährlich vermieden werden. Rund 823.000 Euro investiert die Treibacher Industrie AG in die Realisierung dieses nachhaltigen Projekts, wovon 230.000 Euro durch Förderungen aus der „Umweltförderung im Inland“ des BMK sowie aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung bereitgestellt werden.

Dabei sind mehrere Optimierungen angedacht: Einerseits die Herstellung der Gasausbindung hinter dem Schwefelsäurewäscher und neue Gasleitungen zu den Brennkammern des Etagenofens, andererseits die Installation der elektrischen Versorgung sowie der zugehörigen Mess- und Steuerungs-Technik und die Anbindung von Hilfssystemen wie Druckluftsystem und Stickstoffspülsystem.

Generell will sich das Unternehmen künftig nachhaltiger aufstellen. Man habe sich hier „ganz klare Ziele gesetzt“, sagte Vorstandsmitglied René Haberl anlässlich der jüngsten Jahresbilanz des Unternehmens gegenüber der APA. Demnach will die TIAG ihren CO2-Ausstoß bis 2028 um 30 Prozent reduzieren. Bis dahin sollen zudem 50 Prozent der Neuprodukte aus dem Bereich „better-life-products“ kommen. Außerdem will man den Recyclingbereich „massiv ausbauen und um zumindest 50 Prozent steigern“, erklärte Haberl die Umweltziele des Unternehmens.

 

Die Umweltförderung im Inland (UFI) Das Klimaschutzministerium unterstützt Investitionen in den Klima- und Umweltschutz z.B. im Bereich erneuerbare Wärme und Energieeffizienz in Österreich. Die Grundlage für diese Umweltförderung im Inland (UFI) ist das Umweltförderungsgesetz (UFG). Im Gebäudebereich wurden zuletzt durch die Sanierungsoffensive des Bundes über 10.700 thermische Gebäudesanierungen gefördert und in über 6.600 Fällen Förderungen für den fossilen Heizkesseltausch zur Umstellung auf nachhaltige Heizsysteme bereitgestellt. Zusammen mit Förderungen für Betriebe, Gemeinden und Vereine wurden in Summe im Jahr 2020 mehr als 19.800 geförderte klimarelevante Projekte mit einem Investitionsvolumen von über einer Milliarde Euro gefördert.


Informationen zur Einreichung eines Förderantrags finden Sie hier: https://www.umweltfoerderung.at/erklaervideo-umweltfoerderung.html