Am höchsten sei das Risiko fürs Vereisen jedoch, wenn Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt herrschen und die Luft sehr feucht ist. Und das ist nicht nur im strengen Winter der Fall.
Ist es besonders kalt, ist die Gefahr des Vereisens sogar geringer. „Bei besonders niedrigen Temperaturen gefrieren kleine Tropfen als Raueis direkt bei der Berührung mit der Flugzeugoberfläche. Das ist weniger gefährlich, weil das Flugzeug dann weitgehend aerodynamisch bleibt“, so ein Luftfahrtexperte.
Gefährlicher werde es bei Temperaturen nur knapp unter dem Gefrierpunkt. Dann bilde das Eis wilde Formen, wenn große unterkühlte Wassertropfen vom Aufschlagpunkt nach hinten laufen und dort anfrieren. Wenn sich dieses Klareis auf dem Flugzeug absetzt, ist es nicht mehr aerodynamisch.
Durch die unebenen Oberflächen kann der Auftrieb stark verringert werden. Selbst bei geringer Vereisung wäre ein Abfall bis zu einem Drittel möglich. Das Flugverhalten würde sich dadurch dramatisch verändern.
Als Flugreisender muss man sich deswegen aber keine Sorgen machen. Bevor ein Flugzeug die Zulassung erhält, wird es im Flugbetrieb unter Vereisungsbedingungen getestet.
Wie wird ein Flugzeug enteist?
Wenn das Flugzeug vom Eis befreit werden muss, passiert das entweder am Boden durch Enteisungsflüssigkeit oder Heißluft. Der Flieger ist dann schon vereist. Häufiger jedoch vereist das Flugzeug erst in der Luft. Dann gibt es verschiedene weitere Methoden zur Enteisung.
Bei Großflugzeugen wird heiße Luft vom Triebwerk über Leitungen in die Flügelvorderkanten geblasen. Dort verdampft dann der Eisansatz. Bei kleineren Flugzeugen seien häufig Gummimatten auf den Vorderkanten angebracht. Darin führen aufblasbare Luftleitungen entlang, die bei Betrieb Eis abplatzen lassen können.
Meist merkt man als Passagier also gar nicht, wenn ein Flugzeug gerade enteist wird. Und wenn es doch noch am Boden geschieht, heißt es kurz warten und die paar Minuten mehr für die Sicherheit in Kauf nehmen.
Neuartiger Schutz für Hubschrauber
Die Gefahr zu Vereisen besteht auch für die agilen aber feingliedrigeren Hubschrauber. Für große Helikopter gibt es bereits Enteisungssysteme, für kleine und mittelgroße wird derzeit das weltweit erste derartige Gesamtsystem entwickelt. Ein beheizbarer Lack soll unter anderem davor schützen, das empfindliche Gefüge eines Helikopters aus dem Gleichgewicht zu bringen. Im Wiener Klima-Wind-Kanal wurden dafür bei der Vereisung eines Hubschraubers fleißig Daten gesammelt. Das Bundesministerium Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) fördert dieses Projekt im Rahmen des Programms Take Off.
Der Airbus EC135-Helikopter aus der Christophorus-Flotte des ÖAMTC durchfliegt im Laufe der mehrtägigen Tests bei Windgeschwindigkeiten von rund 90 Stundenkilometern verschiedene Wolkenarten. Einerseits sind das die lockeren Stratuswolken, die bei längeren Flügen zu leichter bis mittelstarker Vereisung führen können, andererseits geht es um die dichten Cumuluswolken, in denen kurzer Zeit dicke Eisschichten entstehen können.
Ein derzeit besonders heikles Thema, wenn Hubschrauber im Schneechaos zu Rettungs- und Hilfseinsätzen, Erkundungsflügen und Transporten in abgelegene oder gar abgeschnittenen Regionen aufbrechen. Im dichten Schneetreiben und bei Nebel um den Gefrierpunkt ist die Gefahr der Vereisung ständig präsent.
Verspätungsfall
Übrigens können Flugreisende bei einer Verspätung von mehr als drei Stunden wegen Enteisung auf eine Entschädigung von der Airline pochen. Gerichte entscheiden immer wieder, dass es sich nicht um einen außergewöhnlichen Umstand handelt, der die Fluggesellschaft von der Zahlungspflicht befreit. Die Airline muss sich auf die Witterung vorbereiten und Enteisung liegt in ihrem Verantwortungsbereich. Mehr Infos zu Ihrem Recht auf Entschädigung bietet unsere AgenturAgentur für Passagier- und Fahrgastrechte.