Kategorie Innovation & Technologie - 26. Juli 2019

Weiß getünchte Gleise gegen Hitzeschäden

Wegen der großen Hitze färben die ÖBB ganze Streckenabschnitte in Vorarlberg weiß ein, um die Temperaturen in der Schiene um circa fünf bis acht Grad Celsius zu verringern.

Nicht zum ersten Mal war der Regionalverkehr rund um Zürich, im Aargau und bei Genf stundenlang blockiert: Wegen Gleisschäden konnten keine Züge mehr fahren. Laut ersten Erkenntnisse hatten die hohen Temperaturen die Bahnschienen verbogen. Bereits Anfang des Monats wurde wegen solcher Hitzeschäden der internationale Bahnverkehr zwischen Genf und Frankreich komplett unterbrochen. Nicht nur in der Schweiz, auch in Österreich kommen derartige Zwischenfälle immer wieder vor.

 

Nun hat die ÖBB ganz im Westen Österreichs, dem derzeitigen Hitzepol des Landes, in der Nähe von Bludenz in Vorarlberg, die Gleise auf einer Länge von etwa fünf Kilometern weiß eingefärbt. Damit soll dem Aufheizen bei starker Sonneneinstrahlung und einem gefährlichen Verformen der Schienen vorgebeugt werden. Verläuft das Projekt erfolgreich, könnte es auf ganz Österreich ausgeweitet werden.

Untersuchungen hatten im Vorfeld ergeben, dass weiß angestrichene Schienen die Temperaturen in der Schiene um circa fünf bis acht Grad Celsius verringern können. Schienen könnten laut Experten bei andauernd großer Hitze bis zu 70 Grad Celsius heiß werden. Bei diesen Verhältnissen will sich das lückenlos verschweißte Gleis ausdehnen, dabei entstehen vor allem in Kurven Querkräfte, die zur Verformung der Gleise führen können.

Dem immer extremeren Aufheizen der Schienen soll nun bei starker Sonneneinstrahlung vorgebeugt werden, um Schäden in Form von den im Fachjargon genannten Schienenverdrückungen oder Gleisverwerfungen zu verringern.

Eine weitere Maßnahme der Bahn als Reaktion auf die Auswüchse des Klimawandels.

Auf weißen Schienen in Vorarlberg

Experten der ÖBB Infrastruktur haben in Vorarlberg gemeinsam mit Lehrlingen der Lehrwerkstätte Feldkirch ein Fahrzeug entwickelt, mit dem Schienen weiß eingefärbt werden können. Zwei Jahre lang wurde geforscht und entwickelt, bis der Oberbauwagen fertig war, an dem ein Sprühgerät befestigt wurde. Der Wagen bewegt sich mit fünf bis sieben Kilometern pro Stunde. Bei der Entwicklung des Prototypens wurde besonders auf Umweltaspekte geachtet, um einen umweltfreundlichen Einsatz sicher zu stellen. Denn beim Auftragen der Farbe, gelangt diese weder in den Untergrund noch aufs Gleisbett.

„Angesichts der immer heißer werdenden Sommer, freuen wir uns über die Initiative unserer Mitarbeiter und Lehrlinge, die an diesem Projekt voller Engagement arbeiten. Das Projekt ist sehr vielversprechend und wir erhoffen uns dadurch eine wirksame Maßnahme gegen die Auswirkungen des Klimawandels, um auch weiterhin pünktlich und sicher unterwegs zu sein“, so ÖBB Infrastruktur Vorstand Franz Bauer.

Nun gelte es, das ganze Jahr über zu analysieren, ob sich die Schienen nun tatsächlich weniger verformen. Ist dies der Fall, soll das Projekt in ganz Österreich angewandt werden. Die Methode ist bereits in der Schweiz und in Italien bekannt, wo sich der temperatursenkende Effekt der weißen Farbe schon bestätigt hat.

INFObox: Österreich ist Bahnland Nummer 1 in der EU. Nicht zuletzt durch den ÖBB-Rahmenplan, der bis 2023 Investitionsmittel des Infrastrukturministeriums in Höhe von 12,9 Mrd vorsieht.