Kategorie Klima- & Umweltschutz - 29. Juli 2021
Welterschöpfungstag wieder auf Vor-Corona-Stand
Mit heute, Donnerstag, ist die Menge natürlicher Ressourcen verbraucht, die die Erde im gesamten Jahr regenerieren kann. Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) ist im Vergleich zum Corona-bedingten leichten Rückgang im Vorjahr wieder auf das Niveau von 2019 gerückt.
Der Erdüberlastungstag gibt an, ab wann die Menschheit durch alle ihre ökonomischen Aktivitäten mehr Ressourcen in Anspruch nimmt, als die ökologischen Kreisläufe binnen eines Jahres auf natürliche Weise erneuern. Dabei berechnen Experten in einem komplizierten Verfahren, wann der durchschnittliche theoretische Flächenbedarf der Menschheit etwa für Urbanisierung, Nahrungsmittelanbau und industrielle Produktion die Pufferkapazitäten der Erde übersteigt. Vergangenes Jahr war der Tag am 22. August.
Anlässlich des Welterschöpfungstages hat Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dazu aufgerufen, den Bodenverbrauch „drastisch zu reduzieren“. „Besonders in der Bodenversiegelung sind wir in Österreich traurige Spitzenreiter. 11,5 ha unseres wertvollen Bodens verbrauchen wir derzeit jeden Tag“, so die Ministerin.
Die Versiegelung führe dazu, dass Tiere und Pflanzen ihr Zuhause verlieren, fruchtbares Ackerland fehlt und das Hochwasserrisiko steigt, da versiegelte Böden kein Regenwasser mehr speichern können. „Wir müssen unseren Bodenverbrauch drastisch reduzieren, das haben wir uns auch als Ziel im Regierungsprogramm gesetzt. Darum arbeiten wir intensiv am Recycling von Brachflächen, wo wir bereits bebauten, aber nicht mehr genutzten Böden wieder ein neues Leben schenken. Dazu zählen zum Beispiel alte Anlagen der ÖBB und der ASFINAG. Außerdem werden wir beim Ausbau der Photovoltaikanlagen darauf achten, dafür bereits versiegelte Flächen zu nutzen. Und wir fördern ganz gezielt Entsiegelungsprojekte in ganz Österreich“, so Gewessler.
Übrigens: Österreich allein hätte sein Kontingent an Rohstoffen bereits im Frühjahr aufgebraucht – der Country Overshoot Day, also jener Tag, der das Ressourcenende beschreibt, würde die Welt wie Österreich leben, fiel heuer bereits auf den 7. April.
„Wir schießen immer noch weit über das verträgliche Maß hinaus. Die Welt verbraucht im Jahr 2021 wieder die Ressourcen von mehr als 1,5 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5. Eine Menschheit, die innerhalb des ökologischen Budgets bestehen will, muss sich grundsätzlich verändern – den Rahmen dafür muss die Politik vorgeben“, forderten die Umweltschutzorganisationen in einer Aussendung.
Der WWF Österreich forderte zudem einen weltweiten Naturschutzpakt und eine massive Reduktion der Verschwendung von Energie und Ressourcen. „In Österreich wurden jeden Tag durchschnittlich 11,5 Hektar wertvollen Bodens verbaut, weltweit stieg die Zerstörung artenreicher Tropenwälder an und die Überfischung der Meere ging weiter. Die Politik ist auf allen Ebenen gefordert, diese Ausbeutung zu beenden, Ressourcen effizient statt verschwenderisch zu nutzen und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur wieder herzustellen“, so WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin.
„Gerade Österreich hat einen absurd hohen Rohstoffverbrauch, so haben wir unser Kontingent bereits im April aufgebraucht“, unterstrich auch Lena Steger, Ressourcenexpertin bei Global 2000. „Wir müssen endlich die vorhandenen planetarischen Grenzen respektieren und unseren Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren.“ Die derzeit in Bearbeitung befindliche Österreichische Rohstoffstrategie 2030 sowie die Kreislaufwirtschaftsstrategie würden eine gute Möglichkeiten bieten, Reduktionsziele politisch zu verankern. Auch Unternehmen sollten Arbeits- und Umweltstandards in ihren Lieferketten gewährleisten.
Gemeinsam forderten WWF und Global 2000 mit dem Footprint Network die Bundesregierung auf, längst bekannte Methoden zur Schonung von Ressourcen umzusetzen. Eine Rückkehr nach Covid-19 zur alten Normalität ist für die Menschheit „klar ein Rückschritt in eine Umwelt-Krise.“