Kategorie Innovation & Technologie - 2. Mai 2017

Zu Besuch in Wiener Passivhäusern

Ob Neubau oder Sanierung, ob Kindergarten, Einfamilienhaus oder Bürohochhaus: Passivhäuser können in allen Klimazonen und jeder erdenklichen Form und Funktion gebaut werden. Die Kernidee des Passivhauses ist schnell erklärt: Die Wärmeverluste werden derart stark verringert, dass eine herkömmliche Heizung nicht mehr erforderlich ist. Somit ist das Passivhaus mehr als „nur“ ein Energiesparhaus: Dank der richtigen Dämmung und besonderen Fenstern nutzt ein Passivhaus die in seinem Inneren vorhandenen Energiequellen wie die Körperwärme von Personen oder einfallende Sonnenwärme. So verbraucht ein Passivhaus zwischen 75 und 90 Prozent weniger Heizwärme als herkömmliche Gebäude.

Passivhäuser bewähren sich seit über 25 Jahren und in Österreich gibt es mittlerweile schon 18.000 Gebäude, die nach dem Passivhausstandard gebaut wurden. Dazu zählen auch die beiden Kindergarten-Gebäude in der Schukowitzgasse in Wien Donaustadt, die im Zuge der Passivhaustagung 2017 besichtigt werden konnten.

 

ENERGYbase, Wohnhausanlage am Mühlweg und GreenHouse

Ein weiteres Wiener Passivhaus ist die sogenannte ENERGYbase in Floridsdorf. Die ENERGYbase ist ein fünfgeschossiger, ungefähr 100 Meter langer Riegel, der zur Gänze unterkellert ist. Im Keller befindet sich eine Tiefgarage, im Erdgeschoss die Fachhochschule FH Technikum Wien und in den restlichen Geschossen Büroflächen. Wie der Name schon vermuten lässt, nutzt die ENERGYbase ausschließlich erneuerbare Energie:

 

Im Gegensatz zur ENERGYbase werden die Passivhäuser in der Wohnhausanlage am Mühlweg (ebenfalls in Floridsdorf) als private Wohnungen genutzt. Die zentralen Lüftungsgeräte sind jeweils auf dem Dach der vier Wohnhäuser platziert. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt über Solarkollektoren und zusätzliche Nachheizung über ein Gasbrennwertgerät.

 

In der Seestadt Aspern ist der Passivhausstandard ebenfalls angekommen. Im GreenHouse wohnen 313 österreichische und internationale Studierende. Das GreenHouse wurde als Passivhaus Plus mit dem Ziel konzipiert, das erste Studierendenwohnheim der Welt zu werden, das seinen Energiebedarf so weit wie möglich aus erneuerbarer Energie nutzt. Dazu wurden neben einer bedarfsgesteuerten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, einer optimierten Gebäudehülle und einer größtmöglichen Photovoltaik-Anlage vor allem alle stromverbrauchenden Komponenten optimiert und Standby-Funktionen vermieden. Im Zuge eines Forschungsprojekts wird der Stromüberschuss der Photovoltaik-Anlage in Batterien gespeichert und bei Bedarf dem Studierendenwohnheim wieder zugeführt.

 

Internationale Passivhaustagung: Exkursionen in Wien und Niederösterreich

Im Zuge der Internationalen Passivhaustagung hatten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, aus acht Exkursionen zu wählen und Passivhäuser in Wien und Umgebung zu besichtigen.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) fördert seit 20 Jahren die Erforschung und Entwicklung neuer Technologien für nachhaltige Gebäude und Energiesysteme. Dabei geht es um energieeffizientes Bauen der Gegenwart und Zukunft. Im Gebäude- und Stadtbereich wurden bisher über 500 Projekte mit rund 100 Millionen unterstützt. Mehr Infos unter www.nachhaltigwirtschaften.at