Kategorie Klima- & Umweltschutz - 7. September 2020
Internationaler Tag gegen Luftverschmutzung: Dicke Luft durch Feinstaub & Co
Die Luft, die wir atmen, verbindet uns. Sie kennt keine Grenzen und ist als besonders sensibles Schutzgut lebensnotwendig für Mensch, Tiere und Pflanzen gleichermaßen.
Luftreinhaltung ist ein bedeutender gesellschaftlicher Auftrag und obwohl in den vergangenen Jahrzehnten bereits erhebliche Fortschritte bei der Reduktion der vom Menschen verursachten Emissionen von Luftschadstoffen erzielt wurden, stellt die Luftverschmutzung nach wie vor ein großes Umwelt- und Gesundheitsproblem dar, dessen Auswirkungen beträchtlich sind. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Luftverschmutzung zu den größten Gefahren für die menschliche Gesundheit und führt weltweit jährlich zu schätzungsweise sieben Millionen vorzeitigen Todesfällen infolge von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und der Atemorgane. Darüber hinaus schädigen Luftschadstoffe auch unsere Ökosysteme und tragen zum Klimawandel bei.
Allein innerhalb der Europäischen Union würden jährlich mehr als 400.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung sterben. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA), der am Dienstag in Kopenhagen veröffentlicht wurde. Für den Bericht wurden Daten zum Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Europäer analysiert.
Demnach stellt in Europa die Luftverschmutzung nach wie vor die größte Umweltbedrohung für die Gesundheit dar. Im Jahr 1990 lag die Zahl der darauf zurückgehenden vorzeitigen Todesfälle allerdings noch bei einer Million. An zweiter Stelle stehe die Lärmbelastung, die zu 12.000 vorzeitigen Todesfällen führe, heißt es in dem Bericht weiter. Auch Auswirkungen des Klimawandels hätten zunehmend ihren Anteil, Hitzewellen und Überschwemmungen zum Beispiel.
#WorldCleanAirDay
In die Studie sind Daten vom #Zöbelboden eingeflossen. Als einer der europaweit raren Hot Spots für Langzeitdaten, untersuchen wir dort seit 30 Jahren die Auswirkungen von weiträumig verfrachteten Luftschadstoffen auf Ökosysteme.
👉https://t.co/MrL8zOCOl0 https://t.co/zrlSHHq39x— Umweltbundesamt (@Umwelt_AT) September 7, 2020
Menschen in städtischen Umgebungen seien von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen, sagte Catherine Ganzleben von der EEA. Weitere von der Umweltagentur genannte Faktoren sind chemische Verbindungen, auf zu starken Antibiotika-Einsatz zurückgehende Resistenzen bei Krankheitserregern und verschmutztes Trinkwasser.
Auffällig sei zudem der deutliche Unterschied zwischen den Ländern in Ost- und Westeuropa. In vielen osteuropäischen Länder sei die Rate vorzeitiger Tode durch Umweltfaktoren sehr viel höher als in Westeuropa. Den höchsten Anteil an Todesfällen in Zusammenhang mit Umweltbelastungen habe Bosnien und Herzegowina (27 Prozent), den niedrigsten hätten Island und Norwegen (neun Prozent). Österreich rangiert unter den Ländern mit einem Wert von zwölf bis 13 Prozent.
Neue Dashboards: Satellitenaufnahmen zeigen Auswirkungen des Lockdowns
Um das Bewusstsein der Bevölkerung in Hinblick auf die Herausforderungen bei der Verbesserung der Luftqualität zu schärfen, hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 7. September zum Internationalen Tag gegen Luftverschmutzung (International Day of Clean Air for Blue Skies) erklärt. Der Tag steht heuer unter dem Motto „Clean Air for All“ und lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, wie wir unseren Alltag so gestalten können, dass möglichst wenig Luftschadstoffe emittiert werden. Denn: Luftverschmutzung ist vermeidbar, wenn wir alle an einem Strang ziehen.
Das Jahr 2020 stand bisher ganz im Zeichen einer noch nie dagewesenen gesundheitlichen Herausforderung: Die COVID-19-Pandemie und die damit für die Bevölkerung einhergehenden Einschränkungen haben massive Auswirkungen auf unseren Alltag bewirkt. Insbesondere in den Monaten März und April sorgten vermehrtes Arbeiten im Homeoffice sowie vorrübergehende Rückgänge in Verkehr und Industrieproduktion für verminderte Emissionen von Luftschadstoffen, was sich positiv auf die Luftqualität niederschlug. Doch wie groß sind die unmittelbaren Auswirkungen auf die Luftqualität und sind diese Veränderungen von Dauer?
Stickoxide (NOx)
Der Rückgang des Verkehrs in Österreich ab Mitte März (auf Autobahnen beispielsweise im Schnitt um -36 Prozent an Werktagen bzw. -48 Prozent an Wochenenden) machte sich vor allem in der Stickoxid-Belastung positiv bemerkbar: An den Messstationen in den Hauptstädten der Bundesländer sowie Feldkirch konnte eine Abnahme der NO2-Konzentration um 30 bis 50 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren nachgewiesen werden. Auch die Monate April und Mai zeigten immer noch deutliche Rückgänge, die allerdings bereits weniger stark ausgeprägt waren.
Feinstaub
Feinstaub hat eine Vielzahl an Quellen – neben dem Verkehr wird Feinstaub auch von industriellen Anlagen, im Rahmen der Energieerzeugung und vor allem durch Hausheizungsanlagen emittiert. Zusätzlich kann Feinstaub auch aus anderen Schadstoffen, sogenannten Vorläufersubstanzen, gebildet werden: Im Frühjahr ist dies vor allem bei der Landwirtschaft der Fall, insbesondere der Düngung von Feldern. Diese Faktoren sorgten gemeinsam mit ungünstigen meteorologischen Rahmenbedingungen wie extrem trockenem Wetter (wodurch weniger Staub aus der Atmosphäre gewaschen wurde) sowie Wüstenstaub aus der Sahara und der Karakumwüste für eine insgesamt unveränderte Belastung der Luft durch Feinstaub.
Ausblick
Die – zumindest im Fall von NO2 positiven – Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Schadstoffemissionen bzw. die Luftqualität waren nur kurzfristig beobachtbar. Der Lock-Down hat uns gezeigt: Jede/r Einzelne kann einen wertvollen Beitrag leisten. Verhaltensänderungen der Bevölkerung wie etwa die verstärkte Nutzung von Fahrrädern und vermehrtes Arbeiten im Homeoffice führen zu einer besseren Luftqualität. Für langfristige Effekte sind aber auch weiterhin erhebliche Anstrengungen erforderlich, um den insgesamt positiven Trend der letzten Jahre fortzusetzen. Dazu zählt insbesondere die Fortführung der bereits gesetzten Maßnahmen und die Forcierung weiterer gezielter Maßnahmen insbesondere unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit Maßnahmen, die zum Schutz des Klimas gesetzt werden.
Ein Fokus der kommenden Jahre liegt auf Feinstaub und ultrafeinen Partikeln (UFP). Eine Bewertung der Gesundheitsauswirkungen von Feinstaub durch die WHO hat klar gezeigt, dass erhöhte Feinstaub-Konzentrationen in Zusammenhang mit gravierenden Gesundheitsauswirkungen stehen. Diese Krankheitsbilder reichen von Atemwegsbeschwerden, wie beispielsweise Husten, über die stetige Zunahme von asthmatischen Anfällen bis hin zu Lungenkrebs und Demenz. Daneben werden auch Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Herzinfarkte) angenommen, wodurch es zu einer signifikanten Verminderung der Lebenserwartung kommen kann. Dazu kommt: Für diese Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit kann kein Schwellenwert angegeben werden, das heißt, sie können auch bei Belastungen unterhalb der derzeit geltenden Grenzwerte auftreten.