Kategorie Mobilität - 12. November 2018

100 Jahre Republik – 100 Jahre Verkehrsministerium

Am 12. November 1918 wurde vor dem Wiener Parlament die Republik Deutsch-Österreich ausgerufen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Habsburger-Monarchie wurde der 12. November im Vorfeld bereits offiziell zum Feiertag erklärt, an dem alle Geschäfte geschlossen bleiben mussten, um die Proklamation des neuen Staates erfolgen zu lassen. Mehr als 100.000 Menschen – wie man heute schätzt – versammelten sich an diesem nasskalten Novembertag auf der Wiener Ringstraße vor dem Parlament, um die Geburtststunde der 1. Republik mitzuverfolgen.

Menschenmassen vor dem Parlament am 12. November 1918. © ÖNB

Die Tage rund um den Geburtstag der Republik Österreich sind von großen Umwälzungen geprägt. Es herrschte neben Freude und Jubel teils politisches Chaos. Auch in den österreichischen Verwaltungseinrichtungen veränderte sich im Zuge der Republiksgründung einiges. Ministerien wurden nach der Auflösung der alten Strukturen neu eingerichtet, neu besetzt und auch neu ausgerichtet.

In Sachen Verkehr war von 1896 bis 1918 das k.k. Eisenbahnministerium als Ressorts der in Wien amtierenden Regierung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn zuständig. Der Name verrät, dass die Eisenbahn bis dato das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel des Landes war.

Das Ministerium hatte seinen Sitz in Wien im 1. Bezirk im so genannten Schillerhof am Schillerplatz. Einen Zugang vom Schillerplatz gab es jedoch nicht, weshalb als Postadressen die Nibelungengasse 4, wo auch das Reichsgericht, der höchste Gerichtshof der Monarchie, amtierte, sowie die Elisabethstraße 9 fungierten.

© Staatsarchiv

Dem Ende der Monarchie 1918 und dem Zerfall in mehrere Staaten musste auch der bis dahin einheitliche Betrieb der staatlichen Eisenbahnen Tribut zollen. Für die neu gegründete Republik übernahm die Eisenbahnagenden Anfang November 1918 noch der Staatssekretär für Verkehrswesen, Karl Jukel, Eisenbahnminister der letzten kaiserlichen Regierung.

Noch am 12. November wurde durch die provisorische Nationalversammlung jedoch beschlossen, die k.k. Ministerien aufzulösen. Alle Verkehrsagenden wurden vorerst vom Staatsamt für Verkehrswesen bearbeitet, geleitet von einem Staatssekretär im Ministerrang. Es gilt als direkter Vorläufer des heutigen Verkehrsministeriums.

Die Eisenbahn taucht im Namen nicht mehr auf. Ausdruck nicht nur der politischen Veränderungen sondern vielmehr auch eines veränderten, inzwischen vielfältigen Mobilitätssystems der Zeit. Der Weg der Moderne führte so auch in die Nebenschauplätze der politischen Neuordnung in Österreich.

Nach einem Probeflug am 20. März 1918 zwischen Wien-Aspern und Kiew wurde am 1. April 1918 der offizielle und tägliche Betrieb auf der Strecke Wien – Krakau – Lemberg – Proskurow – Kiew in beiden Richtungen aufgenommen. © Österreichisches Luftfahrt-Archiv

Kraftfahrzeuge, Postverkehr und die Schifffahrt waren zunehmende Faktoren im Transport und just 1918 nahm auch die weltweit erste internationale Fluglinie ausgerechnet in Wien ihren Betrieb auf. Befördert wurde Luftpost zwischen Wien-Aspern und Kiew mit Zwischenstopps in Krakau, Lemberg und Proskurow. Ab Mai 1918 wurde auch der Abschnitt Proskurow – Odessa beflogen.

Die Eisenbahn als Motor der industriellen Revolution und der wirtschaftlichen Entwicklung blieb dem Ministerium weiterhin als wichtiges Ressort erhalten.

Am 10. November 1920, dem Tag des In-Kraft-Tretens der neuen Bundesverfassung, wurde dann das Bundesministerium für Verkehr aus der Taufe gehoben.