Kategorie Mobilität - 21. Januar 2020
Falsch unterwegs: Deutlich mehr »Geisterfahrten« 2019
So gut wie täglich hört man diese Meldung im Radio: Der Verkehrsfunk meldet eine Geisterfahrt auf einem Autobahnabschnitt. Ist man auf diesem auch noch selbst unterwegs, wird diese Art Nachricht schnell zum Albtraum jeder Autofahrerin, jedes Autofahrers. Laut Ö3-Verkehrsredaktion kamen Warnungen vor sogenannten Geisterfahrenden 2019 gleich 417 mal vor, was einem Anstieg von 47 Meldungen oder 12,7 Prozent gegenüber 2018 entspricht.
Bei einem Unfall am 9. März starb eine Frau, die in falscher Fahrtrichtung auf die Westautobahn (A1) aufgefahren war. 2018 hatte es ebenfalls eine Tote bei einem Geisterfahrerunfall gegeben.
2018 gab es ebenso eine Tote bei einem Geisterfahrerunfall. An insgesamt acht Unfällen waren im Vorjahr Geisterfahrer beteiligt. Neben der Toten wurden sieben Personen schwer und fünf leicht verletzt. Damit ging die Zahl der Verletzten zurück, 2018 waren es noch elf Unfälle mit zehn schwer und sechs Leichtverletzten.
Der stärkste Monat 2019 war der März mit 41 Meldungen, im Juni wurden mit 23 Geisterfahrern die wenigsten gezählt. Die meisten Warnungen gab es mit 69 auf der Südautobahn (A2). In Relation zur Gesamtlänge waren auf der Brennerautobahn (A13) in Tirol die meisten Falschfahrer unterwegs – insgesamt 17 auf 35 Kilometer Länge. Hier gab es 2019 die größte „Geisterfahrerdichte“. Das mit Abstand am stärksten betroffene Teilstück war die Semmeringschnellstraße (S6) im steirischen Abschnitt zwischen dem Tunnel Semmering und dem Knoten St. Michael mit 25 Meldungen.
Niederösterreich auf Platz eins
Im Bundesländerranking lag im Vorjahr erstmals seit 2015 Niederösterreich mit 101 Meldungen vor der Steiermark mit 93 Meldungen an der Spitze der Statistik. Kärnten belegte erstmals seit 2006 mit 54 Geisterfahrerwarnungen den dritten Rang. Jeweils zehn Meldungen gab es in Wien, Vorarlberg und dem Burgenland.
Die meisten Geisterfahrermeldungen gab es im Jahr 2019 an Samstagen, im Tagesverlauf waren Falschfahrer am häufigsten zwischen 18.00 und 21.00 Uhr unterwegs. Am 30. März gab es sechs Geisterfahrerwarnungen an einem Tag. Der Tagesrekord von zehn Durchsagen an einem Tag vom 25. Juni 2006 bleibt somit bestehen. Mit 550 Meldungen gab es 2004 den höchsten Jahreswert, der niedrigste wurde mit 358 im Jahr 2014 registriert.
Richtiges Verhalten bei Gefahr von Falschfahrten
Geisterfahrten können zu immens gefährlichen Situationen führen.
Um Unfälle zu vermeiden, ist es wichtig zu wissen, wie man sich im Ernstfall richtig verhalten muss:
- Informieren, ob die Geisterfahrerwarnmeldung auf meinen Autobahnbereich gerichtet ist.
- Nicht überholen!
- Tempo reduzieren – eventuell notwendige Ausweichmanöver müssen im niedrigen Geschwindigkeitsbereich durchgeführt werden, sonst droht Schleudergefahr!
- Alarmblinkanlage einschalten.
- Nach Möglichkeit einen Parkplatz aufsuchen und warten, bis über Verkehrsfunk- oder app Entwarnung durchgegeben wird.
- Bei Sicht eines Geisterfahrers, sollte über die nächste Notrufsäule die Autobahnmeisterei alarmiert werden, wodurch automatisch der genaue Abschnitt ermittelt wird.
- Beim Hilferuf mit dem Handy auf die genauen Autobahnkilometer achten, um den Abschnitt präzise angeben zu können.
Das sollten Sie tun, wenn Sie selbst falsch fahren:
- Schalten Sie die Warnblinkanlage und das Abblendlicht ein, damit der Gegenverkehr gewarnt ist
- Halten Sie am nächstgelegenen Fahrbahnrand an
- Ziehen Sie die Warnweste an
- Steigen Sie aus dem Auto und bringen Sie sich hinter der Leitschiene in Sicherheit
- Fahren Sie keinesfalls im Rückwärtsgang zur Auffahrt zurück
- Wenden oder kreuzen Sie keinesfalls die Fahrbahn
ASFINAG vs. Geisterfahrten
- Geisterfahrer-Warntafeln
Mehr als 400 Geisterfahrer-Warntafeln warnen im Auffahrtsbereich zur Autobahn. - Sensoren auf der Fahrbahn
Sensoren auf der Fahrbahn schlagen sofort Alarm, wenn sich ein Fahrzeug in die falsche Fahrtrichtung bewegt. - Geisterfahrer-Sperren
Zwanzig so genannter „Geisterfahrerkrallen“ sind im Boden der Fahrbahn verbaut. Fährt ein Auto falsch auf die Autobahn auf, springt ein Scherengitter mit scharfen Stahlspitzen aus dem Boden heraus und durchstößt die Reifen. So wird die Geisterfahrerin, der Geisterfahrer, noch vor der Fahrt gestoppt. - Evaluierung von Geisterfahrer-Problemstellen
Problemstellen, von denen verstärkt Geisterfahrten ausgehen, werden ganz genau unter die Lupe genommen. Je nach Bedarf werden Beschilderung, Beleuchtung und Bodenmarkierung angepasst oder bauliche Änderungen (z.B. Einbau von Geisterfahrerkrallen) durchgeführt.
3D-Markierung soll künftig Geisterfahrten verhindern
Mit einem Pilotprojekt testet die ASFINAG eine neue und innovative Maßnahme um Geisterfahrten zu verhindern. Bei der Anschlussstelle Judenburg/Fohnsdorf auf der S 36, am Zubringer zur A 2 bei Mooskirchen, bei der Anschlussstelle der A 2 Feldkirchen bei Graz und bei der Raststation Arnwiesen/Gleisdorf an A 2 werden 3D-Markierungen rund um die Richtungspfeile auf der Fahrbahn und zusätzliche kleine Pfeile aufgebracht.
Diese in Gelb und Rot gehaltenen Markierungen wirken in der richtigen Fahrtrichtung gar nicht. Nähert man sich von der falschen Seite, wirken diese Pfeile „erhaben“, also wie ein am Boden liegendes, aber leicht erhöhtes Hindernis. Die Markierung soll wie eine optische Barriere wirken und dem Lenker oder der Lenkerin klar machen, dass sie in die falsche Fahrtrichtung unterwegs sind.
Die Tests im Echtbetrieb sollen neben Wirksamkeit auch die Belastbarkeit überprüfen. Funktioniert die 3D-Markierung so wie erhofft, ist eine Ausweitung vorgesehen.