Kategorie Klima- & Umweltschutz - 29. Dezember 2023

2023 wärmstes Jahr der österreichischen Messgeschichte

Die vorläufige Klimabilanz der GeoSphere Austria bestätigt: 2023 war das wärmste Jahr in Österreichs 256-jähriger Messgeschichte, gleichauf mit 2018. Auch global betrachtet rechnen Wissenschaftlerinnen damit, dass 2023 das heißeste Jahr der Messgeschichte wird – im Durchschnitt rund 1,4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.

„In der vorläufigen Auswertung von 2023 war es im Tiefland Österreichs das wärmste Jahr der seit 1768 bestehenden Messreihe, gleichauf mit 2018. Auf den Bergen war es das drittwärmste Jahr in der seit 1851 bestehenden Gebirgsmessreihe“, so Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria. „2023 lag im Tiefland Österreichs um 1,3 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020, auf den Bergen um 1,0 Grad“. Im Vergleich zum Zeitraum 1961-1990 lag das Jahr 2023 im Tiefland sogar um 2,5 Grad über dem Mittel und auf den Bergen um 2,2 Grad.

© GeoSphere Austria

Die größten Abweichungen der Jahresmitteltemperaturen sind in den tieferen Tallagen von Vorarlberg bis Salzburg beziehungsweise Osttirol und in den außeralpinen Regionen Oberösterreichs und Niederösterreichs sowie in Wien und im Nordburgenland zu finden. Dort war das Jahr 2023 um 1,3 °C bis 1,8 °C wärmer als das Klimamittel 1991-2020.

Temperaturentwicklung im Jahresrückblick

Schon die ersten 20 Tage des Jahres verliefen extrem warm, am Neujahrstag wurden einige Stationsrekorde für den Jänner übertroffen. Februar und März verliefen allgemein deutlich zu warm. Relativ kalte Temperaturverhältnisse gab es von Anfang April bis Mitte Mai und auch in der ersten Junihälfte waren die Temperaturen nur leicht überdurchschnittlich.

Mitte Juni begann eine hochsommerliche Phase, die mit nur einer kurzen Unterbrechung, Ende Juli/Anfang August, bis in den September hineinreichte. Die erste und relativ kurze Hitzewelle startete im letzten Junidrittel und dauerte vier bis fünf Tage an. Im Juli und August folgte jeweils eine Hitzewelle, die mit bis zu 18 beziehungsweise 16 Tagen relativ lange andauerte.

Kurz vor der Septembermitte begann die letzte Hitzewelle des Jahres, sie dauerte im Schnitt vier Tage an. Die außergewöhnlich hohen Temperaturen hielten bis Ende Oktober an, was dazu führte, dass sich September und Oktober zu den jeweils wärmsten der österreichischen Messgeschichte entwickelten. Der November verlief nur oberhalb von etwa 1000 m Seehöhe deutlich zu kalt. In tiefen Lagen war auch dieser Monat deutlich zu warm. Nach einem relativ kalten Start war schließlich auch der Dezember überwiegend von zu mildem Wetter geprägt.

Massiver Rückgang der Kryosphäre

Der Klimawandel führt auch zu einem massiven Rückgang der Kryosphäre in Österreich, welche Gletscher, Schneebedeckung, Permafrost und Eisbedeckung von Seen umfasst. Wie aus dem ersten, kürzlich veröffentlichten Kryosphären-Monitoring-Bericht („KryoMon.AT„) hervorgeht, war 2021/22 von einer besonders geringen Schneedecke, einem extremen Gletscherrückgang, auftauenden Permafrostböden und einer geringen Dauer der Eisbedeckung von Seen geprägt. Die Massenbilanz weise für 2021/22 „für alle österreichischen Gletscher den negativsten jemals gemessenen Wert auf“, heißt es in dem Bericht. Im Durchschnitt haben die Gletscher im Beobachtungszeitraum rund 29 Meter an Länge verloren.

Dabei zeichnet sich auch 2023 keine Trendwende ab: „Heuer waren die Alpen von Mitte bis Ende Oktober schneefrei bis in die Gipfel und wir hatten auf den Gletschern nur Blankeis. Das gab es seit Beginn der Messaufzeichnungen noch nie“, erklärte Andrea Fischer vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Dabei seien Oktober und November am wichtigsten für die Entstehung einer Schneedecke auf den Gletschern, die das Eis im Sommer so lange wie möglich vor der Schmelze schütze. „Wenn zu dieser Zeit selbst in größeren Höhen der Altweibersommer herrscht, können selbst massive Schneefälle von Dezember bis Februar das in der Massenbilanz nicht wettmachen.“

Global betrachtet war 2023 sogar mit großem Abstand das wärmste Jahr. Mit 1,43 °C über dem vorindustriellen Niveau wurde der vorherige Rekord aus dem Jahr 2016 um 0,14 °C übertroffen. „Damit setzt sich der rasante Erwärmungstrend fort, der seit 1970 zu einem Anstieg der globalen Temperaturen um rund 1 °C geführt hat“, so der US-amerikanische Klimaforscher Zeke Hausfather.

Globale Temperatur hat erstmals Zweigradgrenze überschritten