Kategorie Innovation & Technologie - 12. Oktober 2016
Öko-Motor für Schiff und Lok: Dual-Fuel soll Energieeffizienz erhöhen
Verschärfte Umweltschutzauflagen in der Schifffahrt zwingen Werften und Reeder dazu, Schiffsantriebe auf umweltfreundliche schwefel- und kohlenstoffarme Kraftstoffe umzustellen. Das Grazer „Large Engine Competence Center“ entwickelt innovative Konzepte für Dual-Fuel-Großmotoren, die sowohl mit Diesel als auch Gas betrieben werden können. Nun wird infrastrukturell aufgerüstet.
„Unser wesentliches Ziel ist es, die Emissionen und den Kraftstoffverbrauch von Großmotoren zu senken und ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen“, schilderte Andreas Wimmer, wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des am Gelände der TU Graz angesiedelten K1-Zentrums „Large Engines Competence Center“ (LEC). Beides werde im Bereich der Gas- als auch der Dual-Fuel-Motoren angestrebt. Bei letzterem hat der Anwender die Möglichkeit mit preiswertem und umweltfreundlichem Gas zu arbeiten oder wahlweise während des Betriebs auf Flüssigbrennstoff umzustellen. „Diese Kombination hat in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen. Es ist eine grundsätzlich ideale Kombination“, sagte Wimmer. Dennoch bestünden viele Fragestellungen im Bezug auf weitere Wirkungsgradsteigerungspotenziale und Emissionssenkung.
Einzigartige Prüfinfrastruktur
Das LEC habe in den vergangenen Jahren eine weltweit einzigartige Prüfstandsinfrastruktur mit 1-Zylinder-Forschungsmotoren aufgebaut, um neue ökologisch vertretbare Brennverfahren zu entwickeln und Industriepartnern aus dem Bereich der Motorentechnologie die notwendigen Rahmenbedingungen zu bieten. Die jüngste Investition ist eine neue Anlage, mit der die Großmotoren mit Gas unter Hochdruck versorgt werden können. Das besondere an der neuen Anlage, die in den Prüfstand integriert werden kann, sei der sogenannte Ionenverdichter, wodurch das Gas immens komprimiert eingeblasen wird. Das innovative Konzept sei ein „Quantensprung für umweltfreundliche Schiffs- und Lokomotivantriebe“, hieß es am Dienstag bei der Präsentation.
Am Prüfstand seien damit Motorversuche mit bis zu 600 bar möglich – bisher habe man mit durchschnittlich 300 bar gearbeitet. Dem Kompetenzzentrum war die Anschaffung rund 600.000 Euro wert. „Die Technologie sei zur Gänze in Österreich entwickelt worden“, hob Ekkehardt Klein, Head of Sales bei der Wiener Linde Gas, hervor. Die Linde Gas ist ein Tochterunternehmen der Linde AG mit Sitz in München. Aktuell werde die Hochdruckgasanlage im Rahmen des österreichischen COMET-Programms mit den Industriepartnern L’Orange, ABB Turbo Systems, Hoerbiger und GE für gemeinsame Forschungsprojekte eingesetzt.