Kategorie Innovation & Technologie - 22. November 2016
Diesel aus Holz – Pilotprojekt in Güssing erreicht nächste Stufe
In Güssing im Südburgenland wird seit Jahren auf dem Gebiet der Gewinnung von Diesel aus Holz geforscht. Nun hat das wissenschaftliche Projekt die nächste Stufe erreicht: Im Oktober wurde vom Unternehmen Bioenergy 2020+ eine Anlage fertiggestellt, die pro Tag aus Holz ein Barrel Biotreibstoff herstellen kann. Rund 8.500 Arbeitsstunden und eine halbe Million Euro wurden in den Anlagenbau investiert.
Laut einer Studie von Joanneum Research liege beim Diesel aus Holz die CO2-Reduktion im Vergleich zu fossilem Diesel bei knapp 90 Prozent, erläuterte Projektleiter Reinhard Rauch. Ein weiterer Vorteil in der Gewinnung von Diesel aus Holz liege darin, dass dabei keine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln bestehe. Mit dem Verfahren lasse sich auch Kerosin aus erneuerbarem Rohstoff herstellen.
Der nach der Produktionsmethode benannte Fischer Tropsch-Diesel lasse sich auch mit dem herkömmlichen Kraftstoff mischen. Bereits bei einer mengenmäßigen Zugabe von sieben Prozent zu normalem Diesel lasse sich Premiumqualität erreichen, erläuterte Rauch.
Finanzierung
Die Kosten für das gesamte, auf vier Jahre angelegte Forschungsprojekt belaufen sich auf rund 2,5 Mio. Euro. 45 Prozent der Kosten werden von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft im Rahmen des Comet-Programms finanziert. Unterstützung kommt dabei auch von den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich und Steiermark.
Bis Ende 2017 soll die Ein-Barrel-Anlage nun ausgiebig getestet werden. Unter anderem sind 1.000-Stunden-Versuche geplant, um technische Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen, deren Behebung später im Stadium einer Großanlage sehr teuer kommen könnten.
Die Forschung in Güssing sei ein „Musterbeispiel“ für die Bemühungen des Burgenlandes, bis 2050 den gesamten Energiebedarf aus erneuerbarer Energie zu decken, so Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ). Um dieses Ziel zu erreichen, befänden sich rund 70 verschiedene Maßnahmengruppen in der Umsetzung. Was die Stromproduktion aus erneuerbarer Energie betrifft, liege diese derzeit bei 140 bis 150 Prozent des Bedarfes im Burgenland.