Kategorie Innovation & Technologie - 10. Juli 2015
Forschungskooperation: Ein Fuß im Reich der Mitte
Wien/Peking – Die Nanotechnologie hat Österreich den Weg zu gemeinsamen wissenschaftlichen Projekten mit dem bevölkerungsreichsten Land der Erde geebnet. Das Know-how auf diesem Gebiet hat Österreich ermöglicht, erstmals mit Chinas Akademie der Wissenschaften (CAS) sowie der Universität Schanghai Forschungsprojekte auszuschreiben. Die ersten sechs können nun starten.
Das Infrastrukturministerium feiert die Kooperation als großen Erfolg. Jeweils drei Projekten gemeinsam mit der CAS bzw. der Universität Schanghai wurden Förderzusagen erteilt. Österreichische Partner sind die Technischen Universitäten Graz (zweimal) und Wien sowie das Austrian Institute of Technology (AIT; zweimal) und das mit TU-Wien-Beteiligung gegründete Hightech-Start-up Global TCAD Solutions GmbH (GTS).
Nächste Ausschreibung in Vorbereitung
Bei der Wahl ihrer Partner ist die CAS sehr selektiv: Maximal ein halbes Dutzend europäischer Länder hat diesen Status, so Helmut Spitzl, geschäftsführender Leiter der Wissenschaftsabteilung der österreichischen Botschaft in Peking, im Gespräch mit der APA. Für gemeinsame Forschung wollen China und Österreich in diesem Rahmen je rund drei Mio. Euro lockermachen, wobei drei verschiedene Fachbereiche ausgelobt werden. Die erste Welle mit Projekten für Nanotechnologie war dreifach überzeichnet. Die nächste Ausschreibung zum Thema Werkstoffe wird derzeit vorbereitet. Für Österreich übernimmt die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) die Abwicklung.
Zwei Jahre Vorlauf mit Reisen von Forschern und Firmen waren nötig, um die Kontakte aufzubauen, erinnert sich Spitzl, der seit 2013 als Wissenschaftsattaché nach China entsandt ist und seit Anfang 2015 das von Außen-, Wissenschafts- und Infrastrukturministerium getragene Büro führt: „2011 hat China Japan in absoluten Beträgen bei den Forschungsausgaben überholt – damals haben wir beschlossen, hier ein Büro zu gründen.“
Forschungsaufsteiger China
Mit allen Anstrengungen könnte sich Österreich 2015 in China dort positionieren, wo Finnland bereits 2003 stand. Bisher griffen Österreicher mangels bilateraler Projekte hauptsächlich auf EU-Programme zurück, wo sie durchaus erfolgreich waren. Im siebenten Forschungsrahmenprogramm der EU war Österreich an jedem zehnten Projekt, das mit China durchgeführt wurde, beteiligt.
2002 beliefen sich die Forschungsausgaben Chinas in absoluten Beträgen auf 15 Mrd. Euro, was die gleiche Größenordnung wie in Österreich war. Jetzt liegen sie bei 142 Mrd. Euro – China wird derzeit nur mehr von den USA überboten. (APA, red, 10.7.2015)