Kategorie Innovation & Technologie - 11. Dezember 2018

Industrieller Umweltschutz: Monika Draxler ist FEMtech-Expertin des Monats

Die Umwelttechnikerin Monika Draxler ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Dezember. Die gebürtige Steirerin forscht als Projekt-Managerin bei K1-MET GmbH, einem unternehmensübergreifenden Kompetenzzentrum für metallurgische und umwelttechnische Verfahrensentwicklungen und arbeitet dort an nationalen und internationalen Projekten zur CO2 -ärmeren Eisen- und Stahlerzeugung.

© K1-MET

Die Herstellung von Stahl aus Eisenerz ist ein energieintensiver Prozess, bei dem verfahrensbedingt große Mengen an CO2 anfallen. Selbst bei modernen Stahlwerken sind Prozessoptimierungen hinsichtlich der Reduktion der CO2-Emissionen weitgehend ausgeschöpft. Um die EU-Klimaziele zu erreichen – eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 80 Prozent bis 2050 gegenüber dem Stand von 1990 –, muss die Industrie auf umweltschonendere und energieeffizientere Verfahren umsteigen. Wie das im Fall der Stahlindustrie gelingen kann, erforscht Monika Draxler.

Per COMET zur CO2-armen Wirtschaft

Nach ihrem Masterstudium Industrieller Umweltschutz mit Schwerpunkt Verfahrenstechnik an der Montanuniversität Leoben wechselte sie zur K1-MET GmbH. Diese industrienahe Forschungseinrichtung wird durch das Kompetenzzentrumsprogramm COMET vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), den Ländern Oberösterreich, Tirol, Steiermark sowie den führenden Unternehmen der österreichischen Stahlindustrie finanziert. Derzeit arbeitet Draxler unter anderem am EU-Projekt Low Carbon Future.

„Als Project Manager beschäftige ich mich momentan mit dem Thema CO2-arme Stahlproduktion und mit den technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um die dafür notwendigen neuen Technologien erfolgreich umzusetzen“, so Monika Draxler. In Zusammenarbeit mit Forschungsteams aus Belgien, Deutschland, Italien und Schweden geht es dabei um die Evaluierung von Forschungsprojekten die sich dieser emissionsarmen Stahlerzeugung auseinandersetzen. Von besonderem Interesse dabei: CO2-Einsparungspotenzial und Energiebedarf der vorhandenen Technologien.

„Wir wollen den Wissenstransfer zwischen den verschiedenen Akteuren erleichtern“, sagt Draxler. „Es geht einerseits darum, Wissen zu generieren, dieses zu strukturieren und in weiterer Folge einen Überblick über die europäische Forschungslandschaft in Bezug auf CO2-arme Stahlproduktion zu schaffen“ Andererseits ginge es darum, wirtschaftliche und technische Rahmenbedingungen zu ermitteln, um eine erfolgreiche Umsetzung der Technologien zu gewährleisten. Daher veranstalten die Forscher zu diesem Thema auch Seminare, Webinare und Workshops.

Grüner Wasserstoff

Europaweit gibt es verschiedene Strategien, um den Übergang zur CO2-armen Wirtschaft voranzutreiben. „Meine Kolleginnen und Kollegen von K1-MET und ich beschäftigen uns dabei in erster Linie mit dem Thema ‚Carbon Direct Avoidance‘. Dabei handelt es sich um einen Technologiepfad, der auf sogenanntem grünen Wasserstoff, also Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen, basiert, wodurch eine weitgehend CO2-freie Stahlerzeugung ermöglicht werden soll.“

H2-Future heißt ein Projekt zum grünen Wasserstoff, welches Draxler momentan evaluiert: Dabei wird Wasser mithilfe elektrischen Stroms in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Eine Pilotanlage für das Projekt wird derzeit am Standort der voestalpine Stahl GmbH in Linz gebaut.

Sustainable Steel (SuSteel) ist der Name eines anderen innovativen Projekts zur Stahlproduktion, welches von Draxler im Rahmen von Low Carbon Future ebenfalls evaluiert wird. Hier wird die Entwicklung einer neuartigen Wasserstoff-Plasmatechnologie erforscht, die eine direkte Stahlherstellung aus Eisenerzen durch das Einschmelzen im Wasserstoffplasma ermöglichen soll. Dabei soll Wasserstoff-Plasma sowohl zur Reduktion der Oxide dienen, als auch die Plasmaenergie zum Aufschmelzen des metallischen Eisens verwendet werden.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt Monika Draxlers ist die Weiterentwicklung von Behandlungsverfahren von Stahlwerksschlacken mit dem Ziel einer stofflichen Trennung der metallischen Wertstoffe. Im Fokus stehen dabei die Rückführung der Wertmetalle in den hütteninternen Produktionsweg sowie der Einsatz des mineralischen Ersatzmaterials in der Baustoffindustrie. Ein nützliches Recycling von Schlacke – ganz im Sinne der Ressourcenschonung.

Wordrap mit Monika Draxler

  • Womit ich als Kind am liebsten gespielt habe:   
    Ich habe am liebsten mit meinen Geschwistern im Freien gespielt.
  • Meine Lieblingsfächer in der Schule waren:           
    Mathematik, Musik
  • Dieses Studium würde ich jetzt wählen:   
    Ich würde mich wieder für das Studium „Industrieller Umweltschutz“ mit dem Schwerpunkt Verfahrenstechnik an der Montanuniversität Leoben entscheiden. Zusätzlich zur Spezialisierung wird hier im ersten Studienjahr ein gutes und breitgefächertes technisches Basiswissen vermittelt.
  • Meine Vorbilder sind:
    Es sind eher einzelne Eigenschaften, die ich an Menschen bewundere – ein einzelnes Vorbild existiert daher nicht, es setzt sich vielmehr aus vielen Vorbildern zusammen.
  • Was ich gerne erfinden würde:   
    Beamen.
  • Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
    … dann ist es gelungen, vielen Mädchen und Frauen die Scheu vor der Technik und den Naturwissenschaften zu nehmen. Das Klischee von Männer- und Frauenberufen würde es somit nicht mehr geben.
  • Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
    … wäre eine gute Mischung aus Können, Wissen und Kompetenz von Männern und Frauen vorhanden. Vielfalt und unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen an Problemstellungen wären garantiert.
  • Was verbinden Sie mit Innovation?             
    Innovation bedeutet für mich Neues zu entwickeln und Ideen in die Realität umzusetzen. Dabei ist es oft auch wichtig, nicht auf bereits Erfundenes zu vergessen, sondern darauf aufzubauen.
  • Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig?   
    Um die Umsetzung und Weiterentwicklung von Ideen zu gewährleisten und die Abwanderung talentierter Forscherinnen und Forscher zu verhindern.
  • Meine Leseempfehlungen lauten:  
    Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand von Jonas Jonasson, Blackout von Marc Elsberg oder Glück kommt selten allein von Eckhard von Hirschhausen, aber auch Stephen Hawkings Die kürzeste Geschichte der Zeit
Frauen in Forschung und Technologie: Mit der Initiative FEMtech fördert das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) Frauen in Forschung und Technologie und schafft Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung. Unter ,Chancengleichheit werden in diesem Zusammenhang ,,gleiche Rahmenbedingungen und Erfolgschancen für Frauen und Männer in Forschung und Technologie“ verstanden. FEMtech wird derzeit einem Re-Launch unterzogen und neu fokussiert. Ziel von FEMtech ist es, noch stärker den Unternehmensbereich sowie Fachfrauen aus den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation anzusprechen. In dieser Übergangszeit werden wir trotzdem dafür sorgen, dass Sie eine monatliche Expertin und relevante News zur Initiative präsentiert bekommen.