Kategorie Informationen & Tipps - 17. Dezember 2018

200 Jahre Stille Nacht: Der Exportschlager strahlt zum Jubiläum multimedial

Ars Electronica Futurelab entwickelte drei Installationen – Weltweite Popularität des Liedes eines der Themen

Im Untergeschoss des Salzburg Museums ist es still. Fast zu still, wenn man bedenkt, welche Ausstellung hier gerade präsentiert wird: Stille Nacht 200, eine Schau rund um den musikalischen Weihnachtsklassiker schlechthin. Schlicht und elegant wird das weltberühmte Lied in sechs Ausstellungsabschnitten, gleich den sechs Strophen des international bekannten Hits, gezeigt – ohne auch nur eine einzige Note im Raum erklingen zu lassen.

Am 24. Dezember 1818 sangen Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber zum ersten Mal das Lied Stille Nacht! Heilige Nacht! in Oberndorf bei Salzburg. Zweihundert Jahre später ist es UNESCO-Weltkulturerbe, internationales Kulturgut, musikalisches Erbe und wird von rund zwei Milliarden Menschen in über 300 Sprachen und Dialekten auf der ganzen Welt gesungen. Die Wenigsten jedoch wissen, dass dieses Lied seinen Ursprung in Österreich – in Salzburg, Tirol und Oberösterreich – hat.

 

Anlässlich des 200. Jubiläums eines der bekanntesten Weihnachtslieder überhaupt, zeigt das Salzburg Museum als Teil der Salzburg Landesausstellung 2018 die unterschiedlichsten Facetten von Stille Nacht – angefangen bei kitschigen Erinnerungsstücken über Kommerzialisierung bis hin zur politischen Zweckentfremdung.

Das Ars Electronica Futurelab konnte für die Ausstellung drei Medieninstallationen umsetzen – einen Adventkalender der etwas anderen Art, eine Morphing-Installation und einen interaktiven Autographen. Was sich dahinter genau verbirgt, verraten Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer, Projektleiter am Ars Electronica Futurelab, Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museum, und Peter Husty, Chefkurator im Salzburg Museum, im Video:

So zeigt als Einstieg in die Ausstellung Countdown den Besuchern als ganzjähriger Adventkalender Tage, Stunden und Sekunden bis zum nächsten Weihnachtsfest. Ganz ohne Begleitmusik. Die weltweite Verbreitung des Liedes macht die Installation „Morphing“ anschaulich.

Zwölf Studierende der Universität Mozarteum wurden beim Singen des Liedes in ihren jeweiligen Sprachen aufgenommen. Für die Installation wechseln die Sänger jeweils nach zwei Takten und machen so die weltweite Popularität des Liedes, erlebbar.

Hören kann man die wie in einer Galerie auf großen Screens erscheinenden Sänger aber nur, wenn man den Kopfhörer zur Hand nimmt. Auch jene Spieluhren, Tonbänder und Schellacks, die historische Aufnahmen des Liedes wiedergeben, sind nur zum Ansehen – außer man verwendet den Audioguide des Museums und hört für sich über Kopfhörer.

Ganz ohne Ton kommt auch ein Videoclip in Schwarz-Weiß aus, der sechs gehörlose Menschen zeigt, wie sie das Lied in Gebärdensprache singen. Was so einfach aussieht, war gar nicht so leicht zu realisieren. „Begriffe wie holder Knabe sind eigentlich nicht in die Gebärdensprache zu übersetzen“, nannte Hochleitner eine der Hürden.

© Salzburg Museum

Ein Kapitel der Schau widmet sich der Geschichte des Liedes im Film. „Die Entstehungsgeschichte hat da als Stoff meist nicht gereicht“, berichtete Ausstellungskurator Peter Husty. Mal wurden die sozialen Strukturen um 1818 thematisiert, mal wurde der Stoff mit Liebesgeschichten filmtauglich gemacht. Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte Stille Nacht! so eine internationale Popularität, dass es auch zu Propagandazwecken verwendet wurde.

So sind beispielsweise Christbäume für die Soldaten an der Front des Ersten Weltkriegs zu sehen oder Christbaumkugeln mit Hakenkreuz aus der Zeit der Nationalsozialisten. Nach einer Vitrine mit Objekten, die für Kitsch und Kommerz im Zusammenhang mit dem Lied stehen, wird der Besucher in einen Silent Room entlassen, wo die beiden Autographen von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr zu sehen sind.

Service: Stille Nacht 200 – Geschichte. Botschaft. Gegenwart. vom 29. 9. 2018 bis 3. 2. 2019 im Salzburg Museum, Neue Residenz, Mozartplatz 1. Die Ausstellung ist Teil der Landesausstellung 200 Jahre Stille Nacht! Heilige Nacht! Mehr Infos unter www.salzburgmuseum.at & www.landesausstellung2018.at