Kategorie Innovation & Technologie - 11. Februar 2019
Mehr Freude an Bewegung durch smarte Sportausrüstung?
Forscher entwickeln intelligente Sportausrüstung, die auch den Emotionsstatus erheben soll
Der passende Schuh, das richtige Wetter, gute körperliche Verfassung – es sind viele Faktoren, die zusammenspielen müssen, um Sport zum wohltuenden Erlebnis und nicht zur Qual werden zu lassen. Unter der Leitung der Salzburg Research Forschungsgesellschaft wird in den kommenden vier Jahren ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftern und Sportartikelherstellern im Rahmen des Comet-Projekts Digital Motion smarte Ski- und Laufausrüstung entwickeln, die mehr Freude an der Bewegung bringen soll.
Den Unterschied zu herkömmlichen Apps und Gadgets erklärt Projektleiterin Elisabeth Häusler so: „Bisher wurde quantifiziert. Wie lang, wie weit, wie schnell war ich unterwegs. Wir wollen nun aber auch den Emotionsstatus erheben.“ Die Forscher wollen mittels ausgereifter Sensortechnik zum Beispiel messbar machen, ob und warum sich Ermüdung einstellt. Wenn etwa der Druck am Ski nachlässt und das System erkennt, dass Müdigkeit dafür verantwortlich ist, so soll es dem Nutzer eine Pause anraten.
Erster Prototyp von Atomic
Ziel des von der Förderagentur FFG, dem Digitalisierungs- und dem Technologieministerium (BMVIT) unterstützen Projekts ist, einerseits die Sportausübung effektiver zu machen, andererseits aber auch die „User-Experience zu verbessern“, indem die Bewegungsqualität genau bewertet und analysiert wird. Mit den Wirtschaftspartnern Adidas und Atomic sind solche Lösungen für Ski- und Laufsport geplant. Atomic hat bereits bei der Consumer Electronics Show 2019 in Las Vegas einen ersten Prototyp für ein solches digitales Skikonzept vorgestellt, das in Zusammenarbeit mit Salzburg Research sowie der Sportwissenschaft der Uni Salzburg entwickelt wurde.
Um intelligente Sportausrüstungslösungen zu realisieren, ist viel Know-how diverser Forschungsdisziplinen nötig, wie Thomas Stöggl von der Arbeitsgruppe Trainings- und Bewegungswissenschaft der Uni Salzburg erklärt: „Von der Sportwissenschaft über die Informatik bis hin zur Mensch-Maschine-Interaktion. Analysiert wird nicht nur die Qualität der menschlichen Bewegung, sondern auch psychophysiologische Aspekte.“
Sportliche Selbstoptimierung
Die in die Ausrüstung integrierten Sensoren – etwa im Ski- oder Laufschuh – sollen künftig Auskunft darüber geben, was der Nutzer verbessern kann, um sein persönliches Sporterlebnis zu optimieren, wie Stöggl sagt: „Damit werden wir in Zukunft verschiedene Fragen nach dem Warum beantworten: Warum habe ich Schmerzen nach dem Sport? Warum gelingt mein Carving-Schwung nicht? Diese und ähnliche Antworten sind ein wichtiger Beitrag zu mehr Bewegungsfreude und Wohlbefinden.“
Ein britisches Start-up namens Carv hat bereits einen intelligenten Skischuh mit Sensortechnik am Markt. Im Unterschied zu dieser Nachrüsttechnik, sollen die Sensoren bei Digital Motion bereits im Equipment verbaut sein. Zudem forscht man an Lösungen, die ohne Smartphone-App auskommen wie bei Carv. „Wir wollen Möglichkeiten finden, Skifahrern etwa durch Vibration oder Tonsignale zu verdeutlichen, was sie falsch oder eben richtig machen“, erklärt Häusler.
Steffen Arora, DerStandard