Kategorie Mobilität - 3. Januar 2020
Luftfahrt: Weniger Tote bei stark steigendem Passagieraufkommen
Opferzahl im kommerziellen Flugverkehr heuer geringer als 2018
Nach vorläufigen Zahlen des Flugsicherheitsbüros JACDEC starben 2019 bei Flugunfällen in der kommerziellen Luftfahrt weltweit 293 Menschen, während es 2018 559 waren. Gemessen an den Opferzahlen gilt 2019 nun als drittsicherstes Jahr in der kommerziellen Luftfahrt seit dem Zweiten Weltkrieg. Nur 2013 und 2017 gab es weniger Unfalltote.
Mehr als die Hälfte wurden beim Boeing-Absturz am 10. März getötet, der 157 Menschen das Leben kostete. Die Zahlen enthalten auch zwölf Getötete aus dem Crash eines kasachischen Fokker-Jets nach Weihnachten.
Gute Nachrichten aus der Luftfahrtbraqnche, die zeigen, dass Fliegen selten sicherer war als heute. Denn während sich das Passagieraufkommen vervielfacht hat, hat sich die Zahl der Todesfälle nach Analyse des Hamburger JACDEC-Flugsicherheitsbüros im Schnitt der vergangenen zehn Jahre auf 484 Tote pro Jahr auf ein relativ niedriges Niveau eingependelt – in den zehn Jahren davor lag der Mittelwert noch bei 876. JACDEC registriert und analysiert seit rund drei Jahrzehnten die Unfälle und schweren Zwischenfälle der Zivilluftfahrt. Erfasst werden dabei alle Flugzeuge mit mehr als 5,7 Tonnen Gewicht oder mehr als 19 Sitzen.
„Die starke Reduzierung der Unfalltoten bezogen auf 2018 ist – auf die Gefahr hin makaber zu klingen – der Tatsache geschuldet, dass im März das Grounding der 737 MAX erfolgte“, erklärte Jan-Arwed Richter, der Leiter des Hamburger Jet Airliner Crash Evaluation Centre. Ein weiterer Betrieb dieses Typs hätte „mit großer Wahrscheinlichkeit“ zu einem weiteren Unglück geführt: „So deutlich muss ich das leider sagen“, betonte Richter.
Stark steigender Passagierluftverkehr
Dass es im gesamten Luftraum der Europäischen Union in diesem Bereich der Fliegerei keinen einzigen Verunglückten gegeben hat, verdeutlicht, dass 2019 eines der sichersten Jahre in der kommerziellen Luftfahrt war. Und obwohl eine Neuauflage des international bisher sichersten Jahres in der Geschichte der gewerblichen Zivilluftfahrt – 2017 – mit 40 Unfalltoten in weiter Ferne scheint: Die Zahl an schwarzen Schafen bei Airlines oder Aufsichtsbehörden wird Jahr für Jahr geringer.
Laut JACDEC setzte sich 2019 der seit Jahrzehnten erkennbare Trend fort, dass es bei stark steigendem Passagierluftverkehr immer weniger Tote bei Unfällen gibt. 2019 beförderten die der IATA angeschlossenen Airlines rund 4,5 Milliarden Passagiere – das sind 14 Mal so viele wie noch 1970.
Die statistische Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz zu sterben, sank seit 1970 im Schnitt von einem Verhältnis von 1 zu 264.000 auf 1 zu 15.874.000. Fliegen war 2019 also 60 Mal sicherer als in den Siebzigerjahren. Seit Jahren sind die Sicherheitsstandards weltweit gestiegen. Verbesserte Ausbildungen der Crews und die weltweite Vernetzung der Luftfahrtindustrie tragen dazu bei, aus Unfällen zu lernen und das Fliegen insgesamt sicherer zu machen.
Trotzdem sei durch das 737-Debakel ein genereller Imageschaden entstanden, der bei Boeing selbst auch noch lange nicht ausgestanden sein wird. 2019 war daher ein sehr zwiespältiges Flugsicherheitsjahr: „Einerseits bekamen wir die Bestätigung für die erneute Verbesserung des hervorragenden Sicherheitsniveaus beschert, andererseits deckte der 737-Max-Skandal auch einen Abgrund aus systemischen Mängeln der Flugzeugindustrie auf, deren Beseitigung die Branche noch länger beschäftigen wird.“