Kategorie Innovation & Technologie - 26. Februar 2020
Grünes Geld: Das Umweltzeichen nun auch für Spareinlagen
Nachhaltigkeit und Rendite – geht das überhaupt zusammen? Grüne Geldanlagen stehen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Umwelt. Bei Investments und Spareinlagen gewinnt diese ethische Komponente in der Finanzbranche immer mehr an Bedeutung. In Österreich kann nun auch über Sparbuch oder Girokonto ein grünes Zeichen gesetzt werden: Nach einer neuen Richtlinie ist es möglich, dass auch nachhaltige Spar- und Giroprodukte sowie sogenannte Green Bonds durch das Österreichische Umweltzeichen zertifiziert werden.
Das erste derart zertifizierte Umwelt-Sparbuch des Umweltcenter Gunskirchen wurde am 25. Februar 2020 im Rahmen der Veranstaltung Grünes Geld für Grüne Investitionen präsentiert. Rund 100 Interessierte aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft besuchten das Info-Event, das im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) von der ÖGUT in Kooperation mit dem VKI – Verein für Konsumenteninformation organisiert wurde.
Nachhaltige Fonds können sich ihr Engagement bereits seit 2004 mit dem Österreichischen Umweltzeichen bescheinigen lassen, für Sparprodukte gab es diese Möglichkeit bisher noch nicht.
„Dass nun auch Sparprodukte durch das Österreichische Umweltzeichen zertifiziert werden können, dürfte diesen Markt jedoch ankurbeln“, erklärt Katharina Muner-Sammer von der ÖGUT. „Bisher war das Angebot an nachhaltigen Spar- und Giroprodukten in Österreich nämlich sehr überschaubar“, so die Expertin für Grünes Investment.
Qualität für nachhaltige Finanzprodukte sichern
„Die überarbeitete Umweltzeichen-Richtlinie hebt die Latte für die Qualität für nachhaltige Finanzprodukte weiter an – und es ist sehr erfreulich, dass nun zusätzlich zu den Investmentfonds weitere Finanzprodukte zertifiziert werden können“, sagt Christian Kornherr, VKI Bereichsleiter Untersuchungen.
Das Österreichische Umweltzeichen wird seit 2004 an nachhaltige Fonds verliehen. Bisher wurden 134 Nachhaltigkeitsfonds damit gekennzeichnet. Die neue Richtlinie, die seit 1. Jänner 2020 in Kraft ist und in einem 1,5-jährigen Revisionsprozess mit breiter Stakeholder-Beteiligung verfasst wurde, erweitert die Produktgruppe nun um Green Bonds sowie nachhaltige Spar- und Giroprodukte. Zudem dürfen zertifizierte Nachhaltigkeitsfonds künftig nicht mehr in Unternehmen investieren, die fossile Brennstoffe fördern oder Energie aus Kohle sowie Erdöl erzeugen.
Für die Erreichung der derzeitigen EU-Klima- und Energieziele für 2030 werden zusätzliche Investitionen in der Höhe von rund 180 Milliarden Euro pro Jahr kalkuliert; um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, würde man europaweit jährlich 230 Milliarden Euro benötigen. „Um das zu stemmen, brauchen wir private InvestorInnen und das entsprechende Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten. Die Umweltzeichen-Zertifizierung stellt dabei einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung dar“, betont auch die Finanzexpertin Susanne Hasenhüttl von der ÖGUT.
Gerade in Österreich sieht sie wichtige Fortschritte beim Thema Green Finance, auch aufgrund der langjährigen Ambitionen des
Österreichischen Umweltzeichens für Finanzprodukte und der ÖGUT-Zertifizierung für Vorsorge- und Pensionskassen.
Hintergrund
Im Themenfeld Grünes Investment arbeitet die ÖGUT an der Stärkung und Gestaltung eines nachhaltigen Finanzmarktes. Zentrales Anliegen der ÖGUT ist es, Bewusstsein für nachhaltiges Investieren und notwendige strukturelle Änderungen zu schaffen. Die ÖGUT tritt für fördernde institutionelle Rahmenbedingungen ein, um die Quantität und Qualität dieser Anlageformen weiter zu erhöhen. Sie bewertet und zertifiziert Unternehmen sowie Finanzprodukte nach Nachhaltigkeitskriterien, bietet Schulungen für FinanzberaterInnen an und leistet Informations- sowie Öffentlichkeitsarbeit. Auf Basis der überarbeiteten Umweltzeichenrichtlinie (UZ 49) können nun auch nachhaltige Spar- und Giroprodukte sowie Green Bonds zertifiziert werden