Kategorie Informationen & Tipps - 4. März 2020
Blick ins Dickicht: Die Haselmaus braucht Eure Hilfe
Einer Klarstellung bedarf es gleich zu Beginn: Die Haselmaus ist eigentlich gar keine Maus, sondern der kleinste Vertreter europäischer Bilche. Zu ihnen zählen auch die größeren Arten Siebenschläfer, Gartenschläfer und Baumschläfer. Typisch für alle dieser Gruppe ist ein ausgedehnter Winterschlaf. Und durch ihre versteckte Lebensweise in der Dunkelheit können Haselmäuse kaum beobachtet werden.
Das Citizen Science Projekt Blick ins Dickicht widmet sich nun der Suche nach Haselmaus, dem kleinsten der heimischen Bilche. Nur sehr wenig ist bislang von dieser seltenen Kleinsäugerart bekannt. Um mehr über ihre Lebensweise zu erfahren, und um sie auch in den Wirtschaftswäldern bestmöglich schützen zu können, wird im Wienerwald und in den Donauauen nach Haselmaus-Nachweisen gesucht. Die Mitmachmöglichkeiten sind hierbei vielfältig.
Die zu den Nagetieren zählende Haselmaus (Muscardinus avellanarius) bewohnt buschreiche Mischwälder in Nord-, Mittel- und Osteuropa. Besonders wichtig ist für sie das Vorkommen von fruchtreichen Heckenpflanzen und Gehölzen wie beispielsweise Haselnuss, Brombeere, Heckenkirsche, Schlehdorn und Vogelkirsche.
Verborgene Lebensweise
Die etwa mausgroßen, nachtaktiven Bilche sind Allesfresser. Sie ernähren sich beispielsweise von Samen, Knospen und Beeren, aber auch von Insekten, kleinen, wirbellosen Tieren und Vogeleiern. Von April bis Oktober sind sie aktiv, in den Wintermonaten allerdings halten sie einen echten Winterschlaf, den sie in selbst gebauten Bodennestern, oftmals versteckt unter entwurzelten Bäumen, verbringen. Dabei rollt sich die Haselmaus zu einer Kugel ein und reduziert ihre Körpertemperatur, Herz- und Stoffwechselrate auf ein Minimum.
Die namensgebende Nuss ist im Herbst eine wichtige Nahrungsquelle, auch wenn Haselmäuse auch in Lebensräumen vorkommen, in denen es keine Haselnüsse gibt. Um an die fetthaltigen Kerne zu gelangen, öffnen Haselmäuse sie nach einem charakteristischem Muster: In die noch nicht verholzte Schale wird ein kreisrundes Loch genagt, wobei nur Haselmäuse hierbei ihre Nagezähne parallel zur Lochkante führen. Nussschalen mit diesen typischen Fraßspuren weisen sicher auf die Anwesenheit von Haselmäusen hin.
Den Tag verschlafen Haselmäuse in faustgroßen Nestern aus Laub und Gras, die sie geschickt zwischen dünne Zweige, ins Brombeerdickicht oder in Baumhöhlen bauen. Die Kobel mit einer Eingangsöffnung ähneln dem Nest des Zaunkönigs. In der Mitte befindet sich eine besonders eng gewobene, wärmende Kammer. Nester in denen Mütter ihre Jungen aufziehen sind größer. Gerne werden Nester auch in Nistkästen für Vögel gebaut.
Die Weibchen bringen ein- bis zweimal pro Jahr bis zu fünf Junge auf die Welt, die sie etwa einen Monat lang säugen. Haselmäuse sind ausgesprochen gute Kletterer, während ihrer aktiven Monate sind sie nur selten auf dem Boden anzutreffen.
Haselmäuse zählen europaweit zu den streng geschützten Arten. Die Hauptgefährdungsursache stellen der Lebensraumverlust und die Zerstückelung der Lebensräume dar.
Bestandserhebung
Mit dem Schutzstatus nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geht eine Berichtspflicht über den Bestand einher. Dennoch gibt es für Österreich noch keine systematischen Kartierungen, und über das aktuelle Vorkommen der Haselmaus ist noch wenig bekannt. Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Datengrundlage zu Verbreitung, Reproduktion und Populationsschwankungen der Haselmaus. Des Weiteren dienen die erhobenen Daten auch dazu, künftige Managementpläne und waldbauliche Maßnahmen mit Rücksicht auf Schutz und Entwicklung der Haselmausbestände abzustimmen.
Wie kann man mitmachen?
Die Mitmachmöglichkeiten reichen von der Suche nach Fraßspuren an Nüssen, über den Bau und die Installation von Spurentunneln bis hin zur Nistkasten-Betreuung und damit Teilnahme am Langzeitmonitoring auf ausgewählten Untersuchungsflächen der Österreichischen Bundesforste im Biosphärenpark Wienerwald und im Nationalpark Donauauen.
Suche nach Fraßspuren an Nüssen
Im Herbst kann man unter Sträuchern im Wald und am Waldrand angebissene Samen, beispielsweise von Haselnüssen, finden. Haselmausfraßspuren sind dabei sehr charakteristisch und dadurch leicht zu erkennen. So eignet sich diese Methode ganz hervorragend, um bislang noch unbekannte Haselmausvorkommen nachzuweisen.
Bau und Installation von Spurentunneln
Die kinderleicht herzustellenden Spurentunnel werden an geeigneten Stellen zwischen Bodennähe und Brusthöhe montiert. Angelockt durch den Köder – beispielsweise etwas Erdnussbutter – wagen sich kleine Tiere, wie etwa Haselmäuse, hinein. Da der Lockstoff auf einem Gemisch aus Speiseöl und Aktivkohle platziert wird, hinterlassen die Tiere beim Verlassen der Röhre gut sichtbare Fußabdrücke auf den umliegend angebrachten Papierstreifen. Die Fußabdrücke können dann zur Nachweiserbringung herangezogen werden.
Betreuung von Nistkästen
An vorab ausgewählten Standorten werden durch die Projektleitung in den Untersuchungsgebieten Biosphärenpark Wienerwald und Nationalpark Donauauen Niströhren installiert, die Haselmäusen für den Bau ihrer Nester nutzen können. Diese Nistrohren werden im Zeitraum von April bis Oktober von den Citizen Scientists beobachtet, indem sie im 2-monatigen Intervall kontrolliert und auf ein Haselmaus-Vorkommen hin untersucht werden.
Bei Interesse an der Teilnahme können die Projektleiterin Wienerwald und Burgenland Claudia Kubista vom Forstbetrieb Wienerwald unter claudia.kubista@bundesforste.at oder direkt vor Ort in Purkersdorf sowie die Projektleiterin Donauauen Birgit Rotter unter birgit.rotter@bundesforste.at bzw. direkt im Nationalparkbetrieb Donau-Auen im Schloss Eckartsau kontaktiert werden.