Kategorie Klima- & Umweltschutz - 15. April 2022

Erfolgreicher Artenschutz: Frühlingserwachen in den Nationalparks

Mit dem Frühling erwacht die Natur zu neuem Leben. Ihre Vielfalt ist nicht nur ein beeindruckendes Schauspiel, sondern für das ökologische Gleichgewicht und somit auch das Leben der Menschen enorm wichtig. In den österreichischen Nationalparks beginnt für verschiedenste Arten die Brut- oder Paarungssaison, auch Amphibienwanderungen sind zu beobachten.

Von trockenen Heißländen zu feuchten Mooren, schroffen Felsen zu satten Wiesen und weiten Steppen zu steilen Gebirgen: Die Vielseitigkeit heimischer Lebensräume spiegelt sich in den Nationalparks besonders deutlich wider. Zahlreiche österreichische Arten finden hier einen geschützten Lebensraum, wie zum Beispiel Bartgeier, für die 2021 ein besonders erfolgreiches Jahr war.

 

Fragiles Gleichgewicht

Die österreichischen Nationalparks schützen nicht nur einzelne Lebensräume, sondern das gesamte ökologische Gleichgewicht. Jedes Lebewesen hat seinen Platz und erfüllt seine Funktion. Wie alles Lebendige sind auch Ökosysteme nicht statisch, sondern in ständiger Veränderung. Passiert diese Veränderung jedoch plötzlich, wenn beispielsweise eine Art wegfällt, gerät das Ökosystem aus der Balance. Eine Funktion kann nicht mehr erfüllt werden und das Ökosystem in dieser Form nicht weiter bestehen.

Die Zusammenhänge zwischen den Arten und die Funktionen, die sie erfüllen, sind in vielen Fällen nicht auf den ersten Blick ersichtlich, oder erschließen sich dem Menschen erst durch die negativen Auswirkungen ihres Wegfallens.

Start für die Amphibienwanderung

Sobald in den Nächten die Temperaturen über Null liegen, beginnt die alljährliche Amphibienwanderung – Springfrosch, Erdkröte und Donau-Kammmolch wandern von ihren Winterquartieren zu den Laichplätzen, in denen sie selbst geschlüpft sind, um sich ihrerseits zu paaren und ihre Eier abzulegen. Amphibien sind dafür auf Gewässer angewiesen. Im Jahresverlauf legen sie zwischen Winterquartier, Laichplatz und Sommerquartier Distanzen von einigen Metern bis Kilometern zurück.

Da sie nachts oft in großen Zügen auf Wanderschaft gehen, können sie beim Überqueren von Landstraßen, welche sie von den Laichgewässern trennen, massenhaft zerquetscht werden. Dies ist mit ein Grund, warum sie zu den besonders gefährdeten Artengruppen zählen und als Bioindikatoren für die Beurteilung des Zustandes von Ökosystemen gelten. 86 Prozent der heimischen Amphibienarten konnten in den österreichischen Nationalparks nachgewiesen werden.

Vor allem der Nationalpark Donau-Auen, in dem aquatische in terrestrische Lebensräume übergehen, bietet ideale Bedingungen für Amphibien. Zu ihrem Schutz und für ein stärkeres Bewusstsein in der ansässigen Bevölkerung wurde in Orth an der Donau, innerhalb des Nationalparks Donau-Auen, ein Amphibienschutzzaun angelegt. Dieser wird auch heuer wieder durch freiwillige Helfer:innen betreut.

Brutsaison in vollem Gange

Während die Amphibien losstarten, machen es sich viele heimische Vogelarten mit Anfang März erst einmal bequem, denn für sie beginnt die Brutsaison. Nach erfolgreicher Balz und dem Nestbau können die Eier gelegt und bebrütet werden. Bei vielen Arten brütet nur ein Partner, meist das Weibchen, und wird vom anderen Vogel gefüttert. Anders bei den Bartgeiern, die sich beim Brüten gegenseitig abwechseln.

Die Paare bleiben ein Vogelleben lang zusammen. Ihre Brutzeit hat bereits im Jänner
begonnen und kann sich bis in den Mai ziehen. Dabei werden maximal zwei Jungvögel großgezogen. Im Nationalpark Hohe Tauern wurde mit der Wiederansiedelung der Greifvögel 1986 begonnen. 2021 war ein Rekordjahr für die Bartgeier im alpinen Raum; erstmals seit Beginn der Wiederansiedelung flogen 44 junge Bartgeier in freier Wildbahn erfolgreich aus.

Vorsicht Brutplatz

Insgesamt können in den österreichischen Nationalparks 94% der heimischen Brutvogel-Arten nachgewiesen werden. Davon besonders viele im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel. Rund 170 Brutvogel-Arten werden hier vermerkt. Für viele Zugvögel ist das Schutzgebiet mit seinen ausgedehnten Feuchtgebieten, Schilfgürteln und Schotterbänken ein überlebensnotwendiger Rast-, Futter- und Brutplatz. Ein typischer Vertreter des Nationalparks ist der Säbelschnäbler. Er ist bereits aus seinem Winterquartier zurückgekehrt und beginnt in den nächsten Wochen mit der Brut.

Eine landschaftliche Besonderheit und einzigartig im europäischen Binnenland sind die Salzlacken des Seewinkels. Sie sind im Laufe der Zeit durch Salzablagerungen eines Urmeers, seichte „wasserdichte“ Wannen und das von Verdunstung geprägte Klima entstanden. Ihr Erhalt zählt zu den großen Anliegen des Nationalparks, da sie einzigartiger Lebensraum für Spezialisten sind, die sich dem Extremstandort angepasst haben. Die Lacken sind sehr starken Wasserstandschwankungen unterworfen, auch ihr Austrocknen in den Sommermonaten ist keine Seltenheit. Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Monate zusammen mit der langfristigen Senkung des Grundwasserspiegels, welcher durch den hohen Wasserbedarf der angrenzenden Landwirtschaft zusätzlich verschärft wird, bedeuten eine nachhaltige Gefährdung für das Bestehen der Salzlacken.

Ruhegebiete respektieren!

Neben den besonderen Wasserlebensräumen bietet der Seewinkel auch Wiesenbrütern, wie dem Kiebitz, beste Bedingungen. Der Zugvogel ist von seiner Reise wieder zurück gekehrt, üblicherweise startet er seine Brut zwischen März und Mai. Sowohl die Beweidung als auch die Mahd im Nationalpark werden an die Wiesenbrüter angepasst, denn die Vögel sollten nicht beim Brüten gestört werden.

Achtsamkeit ist auch im Gebirge geboten, wo Raufußhuhn-Arten wie Auer-, Birk- oder Schneehuhn jetzt zur Balz, später im Frühling zur Brut schreiten. Ihre Ruhegebiete sind unbedingt zu respektieren. Deshalb ist es gerade jetzt besonders wichtig, bei Wanderungen auf den markierten Wegen zu bleiben.

Service:

Website der Nationalparks Austria

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